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Branche kompakt | Frankreich | Automobilsektor

Frankreich bricht ins Elektrozeitalter auf

Frankreichs Autobauer und Zulieferer kämpfen mit der Dauerkrise. Die Branche orientiert sich um in Richtung Elektromobilität. Benziner sind aber beim Kunden weiterhin gefragt.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Markttrends

    Die Autobranche ist im Umbruch. Europäische Beschlüsse geben den Weg zur Elektromobilität vor. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld belastet Autohersteller und Zulieferer. 

    Aus für Verbrenner beschleunigt Umstellung

    Hersteller und Zulieferer richten sich neu aus. Aufgrund des Beschlusses der Europäischen Union, ab 2035 keine neuen Verbrennerfahrzeuge mehr zuzulassen, muss die Industrie ihre Produktion schneller als geplant in Richtung E-Mobilität umstellen. Wasserstoff gewinnt als Treibstoff im Schwertransport an Gewicht.

    Die Vision des autonomen Fahrens erfordert eine Digitalisierungsoffensive. In den Ballungsgebieten des Landes wandeln sich die Ansprüche an die Individualmobilität. Unternehmen entwickeln Geschäftsmodelle wie Mobilität als Dienstleistung oder erweitern bestehende Car-Sharing-Modelle, um eine veränderte Mobilitätsnachfrage bedienen zu können.  

    Branchenunternehmen, ob Autobauer oder Zulieferer, müssen die Dekarbonisierung ihrer Produktion vorantreiben. Die Regierung unterstützt diesen Prozess der Neuorientierung mit ihrem Investitionsprogramm France 2030. Dieses sieht für den Bereich Dekarbonisierung der Industrie, inklusive der Produktion in der Kfz-Branche, 100 Millionen Euro Fördermittel vor. 

    Unabhängig von der Herausforderung der strategischen Neuausrichtung belasten bis heute andauernde Lieferengpässe vor allem bei Elektronikkomponenten, der Ukrainekrieg, Preissteigerungen bei Zulieferungen und die Energiekrise Automobilhersteller und Zulieferer. Die Pkw-Neuzulassungen sind in den ersten elf Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp neun Prozent eingebrochen. 

    Regierung fördert E-Mobilität 

    Die Regierung unterstützt die Automobilindustrie und Zulieferer beim Branchenumbau. Im Rahmen des Investitionsförderprogramms France 2030 stellt sie 1 Milliarde Euro zur Verfügung, um Elektromobilität zu fördern. Ziel der Regierung ist, bis 2030 in Frankreich 2 Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr zu produzieren. 20 Millionen Euro will die Regierung zudem für Lösungen aufwenden, die den Umbau von Verbrennerfahrzeugen in E-Autos ermöglichen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur steht ebenfalls auf der Förderagenda.

    Die großen Autobauer des Landes Renault und Stellantis intensivieren ihre Investitionen in E-Mobilität und stellen Produktionsstätten schneller auf reine E-Fabrikation um als ursprünglich geplant. Stellantis will ab 2026 in Europa ausschließlich E-Fahrzeuge auf den Markt bringen. 

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    Unternehmen und Staat investieren in Zukunftstechnologien 

    Investitionen in Forschung und Entwicklung im Bereich Wasserstoff für den Schwertransport stehen ebenso auf dem Förderprogramm der Regierung.  Der Plan France 2030 sieht Investitionen von 7 Milliarden Euro insbesondere für Elektrolysekapazitäten, aber auch für Vorhaben in der Wasserstoffmobilität vor.

    Außerdem hat die französische Regierung im Dezember 2020 ihren Fahrplan für die Entwicklung des Autonomen Fahrens aktualisiert. Darin geht es um den Ausbau des Rechtsrahmens und um mehr Pilotprojekte, von denen bereits viele gefördert wurden. Was noch fehlt, sind marktfähige Lösungen. Stellantis und Renault arbeiten mit dem Google-Tochterunternehmen Waymo zusammen. Frankreich verfügt mit Valeo über einen weltweit führenden Anbieter von Fahrerassistenzsystemen und mit Easymile über ein führendes Start-up für autonome Kleinbusse. 

    Staatliche Prämien von bis zu 12.000 Euro zuzüglich lokaler Anreize für Privatleute begünstigen den Kauf des Elektroautos. In den ersten elf Monaten 2022 stiegen die Neuzulassungen von E-Autos im Verhältnis zum Vorjahr um gut 28 Prozent. Aufladbare Hybride hingegen verlieren an Kundengunst. Dieser Trend dürfte sich ab 2023 verstärken, da die Regierung jegliche Förderung für Hybridfahrzeuge einstellt. 

    Insbesondere Dieselautos kommen ins Hintertreffen. Grund sind nicht allein steigende Preise für Dieselkraftstoff. Kunden fallen vom Diesel ab - sie fürchten Fahrverbote in Städten, die ihre Umweltzonen (zone à faibles emissions) ausweiten und verschärfte Fahrverbote aussprechen. Bereits ab 2024 sollen in Paris und der Hauptstadtregion keine Dieselautos mehr fahren.  

    Klimagesetz verpflichtet zu sauberer Luft und Klimaschutz

    Das 2021 in Kraft getretene Klimagesetz (Loi Climat et Résilience) beschleunigt unabhängig von europäischen Vorgaben die Umstellung auf CO2-neutrale Mobilität. Ab 2030 gelten Verkaufsverbote für Fahrzeuge mit CO2-Emissionen über 95 Gramm je Kilometer. Der Staat und seine Untereinheiten (Regionen, Departements und Kommunen sowie öffentliche Einrichtungen) sollen ihre Fahrzeugparks auf Elektrofahrzeuge oder Plug-in-Hybride umstellen. Städte über 150.000 Einwohner sind verpflichtet, bis Ende 2024 Umweltzonen auszuweisen. Zudem werden sukzessive Fahrverbote für stark emittierende Fahrzeuge ausgesprochen. Betroffen sind zunächst Dieselfahrzeuge, ab 2025 auch Benziner, die vor 2006 erstmals zugelassen wurden. 

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • E-Mobility

    Der Absatz von Elektrofahrzeugen legte 2022 trotz eines nach wie vor schwachen Kfz-Marktes zu. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht voran. 

    Kaufprämien und Umweltbewusstsein stützen Elektroautos

    Frankreich ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Elektroautos in Europa, das Segment erlebt einen starken Aufschwung. Großzügige Kaufprämien, ein steigendes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutz und eine verbesserte Ladeinfrastruktur erleichtern Kunden den Übergang zum Elektroauto. Neue Modelle mit größeren Batterien haben die Reichweitenangst der Kunden etwas zurückgedrängt. In den ersten elf Monaten 2022 wurden gut 178.000 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Damit machten E-Autos 13 Prozent aller Neuzulassungen aus. 2019 lag der Anteil noch bei 1,9 Prozent. Aufladbare Hybride verkauften sich schlechter als noch 2021, erreichen aber immerhin einen Anteil von 8 Prozent der Zulassungen. 

    Das erwartete Verbot von Verbrennermotoren in der EU ab 2035 wird dem Segment in den kommenden Jahren einen massiven Anschub geben. Der Verein zur Förderung der Elektromobilität Avere schätzt, dass Ende 2022 bereits knapp 1,1 Millionen Elektrofahrzeuge und aufladbare Hybride auf Frankreichs Straßen fahren. Das wäre gegenüber 2021 eine Steigerung von etwa 40 Prozent. 

    Die französischen Autobauer investieren in den Auf- und Ausbau ihrer E-Fahrzeug-Palette. Renault hat angekündigt, bis 2026 rund 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren. Bis 2035 will die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz 35 neue Elektromodelle auf den Markt bringen. Die Stellantis-Gruppe plant die komplette Elektrifizierung der Produktpalette bis 2030 und hat bis 2025 Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro allein für die Elektrifizierung der Mobilität angekündigt. Beide Gruppen investieren nicht nur in die eigene Produktpalette, sondern auch in die Sicherstellung der Zulieferungen, insbesondere bei Batterien und Halbleitern.    

    Neuzulassungen von elektrischen und hybriden Pkw (Stückzahlen; Veränderung in Prozent)

    2021

    Veränderung 2021/2020 

    Januar bis November  2022

    Veränderung Januar bis November 22 / Januar bis November 2021 

    Elektrofahrzeuge

    162.106

    46,2

    178.134

    28,2

      davon Wasserstoff

    k.A.

    k.A.

    151

    -

    Hybridautos

    427.537

    75,5

    408.377

    5,7

      davon aufladbare Hybridautos

    141.012

    89,0

    112.004

    -10,8

    Gesamt

    589.643

    66,3

    586.511

    11,6

    Quelle: PFA Filière Automobile et Mobilités

    Ausländische Anbieter stehen vor dem Markteintritt

    In den vergangenen Jahren vertrauten französische Käufer am ehesten auf französische Elektromodelle, wie den Renault Zoe oder dem e208 von Stellantis. Allerdings erobern zunehmend ausländische Modelle den Markt. In den ersten elf Monaten 2022 konnten sich der in China gefertigte Dacia Spring sowie Tesla an die Spitze der meistverkauften Elektrofahrzeuge setzen. Bei reinen Elektroautos erreichte in den ersten 11 Monaten 2022 der Dacia Spring einen Anteil an den Zulassungen von 8,7 Prozent. Das Model 3 von Tesla liegt bei 8 Prozent, gefolgt von der E-Modellversion des Renault Megane (7,3 Prozent) und Renault Zoe (6,5 Prozent).  Der Tesla Y wiederum belegt den fünften Rang mit einem Anteil an den Zulassungen von 5,3 Prozent. Der Volkswagen ID.3 ist seit März 2021 auf dem französischen Markt, ist allerdings noch wenig vertreten.

    Europäische Elektrofahrzeuge sind noch teuer und bleiben bislang einer kleinen, finanziell gut ausgestatteten französischen Käufergruppe vorbehalten. Erst ab 2026 erwarten Branchenvertreter nennenswerte Preissenkungen. Für die kommenden Jahre befürchten französische Autobauer, wichtige Marktanteile an ausländische, insbesondere chinesische Anbieter zu verlieren. MG, E-Auto-Fabrikant der chinesischen SAIC-Gruppe, bietet sein Einstiegsmodell in Frankreich für knapp 23.000 Euro an und liegt damit preislich gut 10.000 Euro günstiger als der Renault Zoe, eines der preisgünstigsten französischen Modelle. BYD, einer der größten Hersteller von E-Autos weltweit, wird 2023 in Frankreich erwartet. Auch der chinesische Nio und der vietnamesische Autobauer Vinfast sind bereits in Frankreich oder bereiten sich auf den Markteintritt vor. Frankreichs E-Autohersteller fordern Unterstützung beim Umbau der Branche und Schutz der europäischen Automobilindustrie vor chinesischen Elektroautoimporten. Die Regierung beginnt anzudenken, Kaufunterstützungen auf in Europa produzierte E-Autos zu beschränken. Stellantis erwägt zudem, eine E-Auto-Produktion in Indien aufzubauen, um preislich konkurrenzfähige Modelle auf den französischen Markt bringen zu können. 

    Ladeinfrastruktur wird dichter

    Der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt nach der Überwindung pandemiebedingter Verzögerungen in Schwung. Nach Berechnungen des Vereins zur Förderung der Elektromobilität Avere waren Ende November 2022 in gesamt Frankreich über 77.000 öffentlich zugängliche Ladestationen in Betrieb, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 51 Prozent. Die Gesamtzahl der privaten und öffentlichen Ladestationen beziffert der Netzbetreiber Enedis 2022 auf 1,2 Millionen.

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    Die Regierung strebt nunmehr schwerpunktmäßig den Ausbau der Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen und in Mehrfamilienhäusern an. Über das Programm Advenir sollen bis 2025 in Betrieben, Mehrfamilienhäusern sowie öffentlich zugänglichen Privatparkplätzen 125.000 neue Ladstationen eingerichtet werden. Das Förderprogramm mit einem Gesamtvolumen von 320 Millionen Euro stellt Zuschüsse zwischen 600 und 9.000 Euro pro Station in Aussicht. Im November 2022 hat die Regierung zudem angekündigt, die Einrichtung von Ladepunkten an freien Tankstellen im ländlichen Bereich mit einem Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro zu unterstützen.  

    Kaufanreize werden angepasst

    Angesichts der bereit bis 2035 geplanten vollständigen Umstellung auf CO2-freien Betrieb von Fahrzeugen hat die Regierung zum 1. Januar 2023 ihre Kaufanreize angepasst. Während ab 2023 jegliche Förderung für Hybridfahrzeuge eingestellt wird, profitieren Privatkäufer von neuen Elektrofahrzeugen von einer Förderung in Höhe von 5.000 Euro. Die Kaufprämie wird, je nach Einzelfall, ergänzt durch staatliche Umwandlungsprämien, zinsfreie Kredite sowie lokale finanzielle Hilfen.

    Kaufanreize für Elektrofahrzeuge und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge

    Ab 1. Januar 2023


    Neue Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis bis 47.000 Euro), für Privatkäufer

    27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

    Elektrofahrzeuge (Kaufpreis bis 45.000 Euro), für Firmenkunden


    27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

    Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis von 47.000 bis 60.000 Euro)

    1.000 Euro

    Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis > 60.000 Euro)

    1.000 Euro

    Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lieferwagen, Neukauf, für Privatkäufer

    27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

    Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lieferwagen, Neukauf, für Firmenkunden

    27 % des Kaufpreises (maximal 3.000 Euro)

    Aufladbare Hybridfahrzeuge (CO2-Ausstoß zwischen 21 und 50 g/km; Kaufpreis bis 50.000 Euro; Reichweite über Elektroantrieb über 50 km)

    0 Euro

    Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lastkraftwagen

    40 % des Kaufpreises (maximal 50.000 Euro)

    Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Busse

    40 % des Kaufpreises (maximal 30.000 Euro)

    Quelle: Ministère de l'économie des finances et de la relance

    Auch der Transportsektor kann von Zuzahlungen bei der Wahl eines CO2-neutralen Antriebs profitieren. Der staatliche Zuschuss von elektrischen und mit Wasserstoff betriebenen Lastkraftwagen und Bussen liegt je nach Kaufpreis bei bis zu 50.000 Euro. Die Sonderabgaben je nach CO2-Ausstoß steigen hingegen. 

    Sonderabgaben auf Fahrzeuge mit hohem CO2-Ausstoß

    Sonderabgaben (CO2-Grenzwerte*)

    Seit 1. Januar 2021

    50 Euro (133 g/km) bis 30.000 Euro (über 218 g/km)

    seit 1. Januar 2022

    50 Euro (128 g/km) bis 40.000 Euro (über 233 g/km) + Sonderabgabe auf Gewicht ab 1,8 t (10 Euro/kg); aber insgesamt maximal 40.000 Euro

    Ab 1. Januar 2023

    50 Euro (123 g/km) bis 50.000 Euro (über 225 g/km) + Sonderabgabe auf Gewicht ab 1,8 t (10 Euro/kg); aber insgesamt maximal 50.000 Euro

    * nach WLTP-NormQuelle: Ministère de l'Économie, des Finances et pour la Relance

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

    Der Kfz-Absatz lag 2022 weiter unter dem Vorkrisenniveau von 2019.  Elektroautos finden mehr Abnehmer, sind aber für viele Kunden noch zu teuer. 

    Markt noch nicht erholt

    Der französische Automarkt hat sich auch 2022 noch nicht von den Krisen der vergangenen Jahre erholt. Anhaltende Lieferengpässe insbesondere bei Halbleitern, der Ukrainekrieg, Energiekrise und Kostensteigerungen bei Vorprodukten belasten Autobauer und Zulieferer. Zwar ziehen die Zulassungen von Neufahrzeugen im letzten Quartal 2022 wieder an. Dennoch lagen die Verkäufe von Pkw in den ersten elf Monaten 2022 knapp neun Prozent unter dem Vorjahresniveau. Gegenüber 2019 sind die Zulassungen von Kfz um annähernd 32 Prozent eingebrochen.  

    Benzinbetriebene Fahrzeuge machten in den ersten elf Monaten 2022 mit 37,4 Prozent die größte Gruppe der verkauften Fahrzeuge aus, gefolgt von Hybridfahrzeugen mit einem Anteil 29,8 Prozent. Reine Elektroautos gewinnen in der Käufergunst stark hinzu, die Zulassungen lagen in den ersten elf Monaten 2022 gut 28 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. E-Autos erreichen einen Anteil an den Neuzulassungen von 13 Prozent. Ab 2023 dürften reine Elektrofahrzeuge zumindest aufladbare Hybride verdrängen, da ab dann jegliche Kaufförderung für Hybridfahrzeuge entfällt. 

    Neuzulassungen von Kfz in Frankreich (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

    Kategorie

    2021

    Veränderung 2021/20

    Januar -November 2022

    Veränderung Januar - November 2022/Januar - November 2021

    Pkw

    1.659.003

    0,5

    1.371.008

    -8,6

    Nutzfahrzeuge <5,1t

    432.631

    7,5

    314.959

    -20,0

    Lkw*

    44.138

    5,8

    40.312

    0,5

    Busse

    6.503

    12,3

    k.A.

    -

    * über 5,1 tQuelle: CCFA

    Käufer üben sich in Zurückhaltung

    Die Aussichten für den Kfz-Absatz in Frankreich sind weiterhin unsicher. Zwar haben die Verbraucher in der Krise hohe Ersparnisse angehäuft. Die auch in Frankreich spürbaren wirtschaftlichen und geopolitischen Unwägbarkeiten aber führen dazu, dass Verbraucher sich seit Mitte 2022 mit neuen Investitionen zurückhalten. Zudem kommt es aufgrund von Nachschubproblemen bei Halbleitern nach wie vor zu einer geringeren Produktion. Das gilt insbesondere im Segment preisgünstigerer Modelle. Neufahrzeuge sind nur mit langen Wartezeiten verfügbar.

    Gerade in Paris, der größten Metropole des Landes, verliert das eigene Auto an Anziehungskraft. Die Kombination aus hohen Mieten und Benzinpreisen, wenigem und teurem Parkraum und einer Politik, die die autofreie Stadt fördert, führt dazu, dass Autofahren nicht nur teuer, sondern auch zunehmend unpraktisch wird. Autohersteller beginnen sich mit Programmen wie Mobilize von Renault auf neue Mobilitätsansprüche einer städtischen Klientel einzustellen. In ländlichen Regionen ist das Auto noch oft einziges Fortbewegungsmittel. 

    Der Gebrauchtwagenmarkt ist im Ungleichgewicht. Der Mangel an Neuwagen führt zu einer verstärkten Nachfrage an Gebrauchtwagen, die aber rarer und teurer werden. Während die Verkäufe von bis zu fünf Jahre alten Fahrzeugen in den ersten acht Monaten 2022 um 20,3 Prozent einbrachen, stiegen die Preise um 7,5 Prozent.

    Tesla gewinnt Marktanteile

    Französische Autokäufer gelten als besonders "patriotisch". Dies schlägt sich in den Absatzzahlen nieder. Die zwei heimischen Anbieter Renault und Stellantis dominieren den Markt. 

    Neuzulassungen von leichten Kfz nach Herstellern in Frankreich (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent) *

    Hersteller

    Absatz Januar bis September 2022 

    Veränderung Januar - September 2022/21

    Marktanteil 2022

    Stellantis

    472.095

    -17,9

    34,5

      Peugeot

    228.834

    -17,5

    16,7

      Citroen

    142.018

    -18,3

    10,4

      Fiat

    44.369

    -26,0

    3,2

      Opel

    34.366

    -7,4

    2,5

    Gruppe Renault 

    344.761

    -11,9

    25,2

      Renault

    247.172

    -17,0

    18,0

      Dacia

    96,156

    3,7

    7,0

    Toyota

    75.264

    -9,1

    5,5

    Sonstige

    477.112

    -11,9

    34,8

    Gesamt

    1.369.608

    -14,0

    100

    * Pkw und leichte Nfz bis 5,1 tQuelle: CCFA

    Deutsche Oberklassefahrzeuge wie Mercedes und BMW haben es auf diesem eher lokal ausgerichteten Markt hingegen schwerer. Zudem hat das Auto als Statussymbol einen geringeren Stellenwert als in Deutschland. Gut positioniert ist allerdings die Volkswagen-Gruppe. Mit seinen drei Marken Audi, Skoda und VW erreicht der Wolfsburger Autobauer zwischen Januar und November 2022 einen Marktanteil von 13,1 Prozent bei den Neuzulassungen. 

    Auch Tesla entwickelt eine sichtbare Marktpräsenz und verkaufte sich in den ersten elf Monaten 2022 knapp 24.000 Mal, davon 14.300 Stück des Tesla Model 3. Die kostengünstigere Alternative Tesla Y ist erst seit Ende August 2022 in Frankreich zu kaufen, schaffte es bis November 2022 aber bereits auf knapp 9.400 verkaufte Fahrzeuge. Insgesamt hat Tesla damit einen Marktanteil von 1,7 Prozent. Der in China produzierte Dacia Spring ist mit gut 13.000 Stück das meistverkaufte E-Auto. 

    Markt kehrt dem Diesel den Rücken zu

    Bei den Karosserietypen dominieren Sedans und SUV. Klassische Sedans (Karosserievariante) machen weiter etwa 47 Prozent der Verkäufe aus, SUV und Geländewagen können ihren Anteil von 43 Prozent 2021 auf 45 Prozent 2022 ausweiten. Großraumlimousinen spielen mit Anteil von 1 Prozent 2022 kaum eine Rolle. Kombis machen ebenfalls lediglich 1 Prozent der verkauften Fahrzeuge aus. Sie waren immer deutlich weniger gefragt als in Deutschland.

    Politisch steht in Frankreich die emissionsarme Mobilität auf der Agenda. Das Fahrverbot für Verbrennermotoren ab 2035 wird in den kommenden Jahren zu einer Verschiebung des Kaufverhaltens hin in Richtung E-Auto führen. Der Staat unterstützt Käufer von E-Fahrzeugen mit Konversions- und Kaufprämien. Dennoch liegen die Preise von E-Fahrzeugen im Moment noch zu hoch, um für den Großteil der Bevölkerung bezahlbar zu sein. Zudem mangelt es gerade in ländlichen Regionen noch an einer hinreichenden Ladeinfrastruktur. Benzinbetriebene Fahrzeuge werden damit auch in den kommenden Jahren für den Durchschnittskäufer, aber auch kleine Unternehmen, das Auto der Wahl bleiben. 

    Wasserstoff bleibt noch ein Antrieb der Zukunft. In den ersten elf Monaten 2022 wurden nach Angaben der Plateforme Automobile (PFA) 151 Wasserstoffautos zugelassen. Im September 2022 hat das französische Unternehmen Hopium angekündigt, in Frankreich eine Produktion von wasserstoffbetriebenen Sportwagen aufzubauen. Bislang fehlt es aber noch an jeglicher Lade- und Tankinfrastruktur. 

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    Dieselfahrzeuge hingegen fallen immer stärker in Ungnade. Die Ausweitung und Verschärfung von Umweltzonen in den Städten des Landes wird kurz- und mittelfristig Fahrverbote auch für moderne Dieselfahrzeuge zur Folge haben. 2022 haben insgesamt 11 Metropolregionen Zones à faibles émissions (ZFE-m) eingerichtet. Hier wird der Zugang nach der französischen Umweltmarke Crit'air immer weiter eingeschränkt. So könnten Dieselfahrzeuge ab 2024 von Paris und der Hauptstadtregion ausgeschlossen sein. Potenzielle Käufer haben Sorge um den Wiederverkaufswert von Dieselfahrzeugen. Auch steigende Dieselpreise an den Zapfsäulen dämpfen die Kauflust.  

    Kfz-Bestand (zum 1. Januar 2022)

    Antriebsart

    Anzahl (in 1.000)

    Durchschnittsalter (in Jahren)*

    Elektro- oder Wasserstoffantrieb

    403

    2,4

    Benzin

    15.523

    10,6

    Diesel

    21.364

    10,1

    Gas

    195

    11,6

    Aufladbare Hybride

    299

    4,4

    Andere

    955

    -

    Gesamt

    38.739

    10,2

    *) Alter wird für Benziner und "Andere" sowie für aufladbare Hybride und Gasantriebe gemeinsam erfasstQuelle: SDES

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Marktchancen Automobilproduktion

    Frankreichs Automobilindustrie hat 2022 begonnen, sich von Pandemie und Lieferengpässen zu erholen. 

    Produktion beeinträchtigt

    Kostensteigerungen und der Mangel an Halbleitern hatten vor allem in der 1. Jahreshälfte 2022 die Produktion immer noch stark beeinträchtigt. Seit dem 2. Halbjahr 2022 gewinnt die Fertigung an Schwung. Insbesondere die Versorgung mit Elektronikkomponenten beginnt sich zu stabilisieren. 

    Das Wirtschaftsinstitut Xerfi prognostiziert für 2022 Produktionssteigerungen gegenüber 2021 von 6,5 Prozent. So hat Renault die Fabrikation des neuen E-Modells des Megane hochgefahren. Stellantis ist mit dem neuen Peugeot 308 in Produktion gegangen und auch der Toyota Yaris Cross soll in größeren Stückzahlen vom Band laufen. Zudem hat der Newcomer Ineos im Juli 2022 am ehemaligen Smart-Standort in Hambach mit der Fertigung des Geländewagens Grenadier begonnen. Trotz der Produktionssteigerungen wird der Ausstoß 2022 dennoch gut 20 Prozent niedriger als 2019 liegen.

    Kfz-Produktion in Frankreich (Stückzahl)

    Kategorie

    2018

    2019

    2020

    2021

    Pkw

    1.630.941

    1.533.729

    872.758

    852.549

    leichte Nfz (bis 5,1 t)

    603.295

    639.342

    498.854

    519.253

    Quelle: Inovev

    Für 2023 erwartet Xerfi, dass sich die Lage normalisiert bei Komponentenzulieferungen und prognostiziert für das Gesamtjahr eine Produktionssteigerung von 8 Prozent. Diese wird vorrangig getragen vom weiteren Hochfahren der Fertigung des Renault e-Megane sowie der Aufnahme der Produktion des neuen Peugeot 408 in Mulhouse.

    Kfz-Produktion in ausgewählten europäischen Ländern (Stückzahlen; Veränderung in Prozent) *

    2019

    2020

    2021

    Veränderung 2021/20

    Deutschland

    5.079.014

    3.786.825

    3.531.542

    -6,7

    Spanien

    2.908.096

    2.274.630

    2.221.047

    -2,4

    Frankreich

    2.173.071

    1.350.314

    1.276.542

    -5,5

    Tschechien

    1.314.723

    1.083.929

    1.076.203

    -0,7

    Vereinigtes Königreich

    1.382.528

    1.003.131

    950.839

    -5,2

    * Pkw und leichte NfzQuelle: Inovev

    Trotz dieser vordergründigen Erholung stehen Autohersteller und Zulieferer in den kommenden Jahren vor Herausforderungen. Die Branche muss die Umstrukturierung in Richtung Elektromobilität vorantreiben, gleichzeitig aber für eine Übergangszeit eine Produktion von nach wie vor stark gefragten Verbrennermotoren vorhalten.  

    Renault treibt inmitten von Krisen den Umbruch voran 

    Renault ist dabei, sich aus der finanziellen Krise zu befreien, die den Autobauer 2020 dazu gezwungen hatte, einen staatlich garantierten Kredit von 4 Milliarden Euro aufzunehmen. Ende 2022 hat der Konzern seine Umstrukturierung vorgestellt in die zwei Geschäftszweige "Horse" (die herkömmliche Verbrennersparte) und "Ampere" (E-Auto). So soll die Finanzierung der Entwicklung der Elektromobilität unterstützt werden.

    Im Zuge seines Sparprogramms hatte Renault 2022 die Produktion der kaum noch nachgefragten Modelle Scénic und Talisman aufgegeben, der Espace wird im 1. Quartal 2023 das letzte Mal vom Band laufen. Die drei Produktionsstandorte Douai, Ruitz und Maubeuge baut Renault zum "Pôle Renault ElectricCity" und damit zum Produktionszentrum für die Elektromobilität aus. So soll in Douai der neue Renault 5 Électrique aufgelegt werden. Ab 2024 soll in Douai zudem der legendäre R4 in einer modernisierten elektrischen Version montiert werden. Die Motoren für seine Elektromodelle Megane und R5 fertigt Renault in seinem für 620 Millionen Euro umgerüsteten Werk in Cleon. Bis 2030 soll die Fertigung eine Kapazität von mehr als 1 Million Motoren pro Jahr erreichen.

    Neben der strategischen Neuausrichtung steht Renault vor weitergehenden Herausforderungen. Die zwischenzeitlich in Schieflage geratene Allianz zwischen Renault und Nissan, die schon seit 1999 besteht, soll wieder vertieft werden. Dafür hat CEO Luca di Meo im Januar 2021 die Strategie "Renaulution" (angelehnt an Revolution) vorgelegt. Diese sieht unter anderem die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugplattformen und Patenten für die Elektromobilität sowie kürzere Entwicklungszeiten vor. Allerdings sind eine Vielzahl an Fragen noch offen. 

    Zudem hat der russische Angriffskrieg Renault hart getroffen. Im Mai 2022 musste der französische Autobauer sämtliche Aktivitäten in Russland einstellen und verliert damit seinen weltweit zweitwichtigsten Markt. 

    Stellantis und Renault - Konzernmarken

    Stellantis

    Renault /  Allianz Renault - Nissan - Mitsubishi

    Peugeot

    Jeep

    Renault

    Citroën

    Lancia

    Dacia

    Abarth

    Maserati

    Alpine

    Alfa Romeo

    Opel

    Mobilize

    Chrysler

    RAM-Trucks

    DS Automobiles

    Vauxhall

    Fiat

    Free2Move (Carsharing)

    Leasys (Leasing-Anbieter)


    Stellantis setzt auf Elektromobilität

    Anfang 2021 entstand aus dem Zusammenschluss von PSA und Fiat Chrysler (FCA) der Großkonzern Stellantis. Stellantis vereinigt nunmehr 14 Automarken unter einer Leitung. Der Autoriese konnte sich 2022 trotz eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds gut behaupten. Angesichts des Mangels an Komponenten konzentrierte der Konzern seine Ressourcen auf die Produktion margenstärkerer Oberklassewagen und erzielte in den ersten drei Quartalen 2022 stabile Umsatzsteigerungen. 

    Stellantis steht im organisatorischen und technologischen Umbruch. CEO Carlos Tavares hat Anfang 2022 die neue Konzernstrategie Dare Forward 2030 vorgestellt. Die Entwicklung der Elektromobilität steht im Vordergrund. So wird Stellantis bis 2030 seine gesamte für Europa bestimmte Produktpalette auf Elektroantriebe umstellen. Mit konzernübergreifend 75 E-Modellen will sich das Unternehmen als weltweit führender E-Automobilhersteller positionieren. Der Ausbau der erforderlichen Infrastruktur steht ebenfalls auf dem Plan. Stellantis baut an einem breiten Netz an Partnerschaften und investiert in eigene Zulieferer. So hat der Autobauer gemeinsam mit TotalEnergie/Saft das Unternehmen Automotive Cells Company (ACC) gegründet. Seit Ende 2021 beteiligt sich auch Mercedes an ACC. ACC hat den Bau von drei Gigabatteriefabriken in Kaiserslautern, Douvrin (Frankreich) und Termoli (Italien) angekündigt. 

    Toyota, der dritte große Autobauer in Frankreich, produzierte 2021 mit dem Toyota Yaris das meistgebaute Auto in Frankreich. Gut 156.000 Stück liefen in Onnaing im Norden des Landes vom Band. Toyota bleibt bei der Entwicklung der Elektromobilität für den europäischen Markt vorsichtiger als seine europäischen Konkurrenten und setzt zunächst auf den Ausbau seines Angebots von Hybridantrieben.  

    Neue Akteure zieht es zum Wasserstoff

    Zwei neue Autobauer werden zudem auf den Plan treten. Seit Juli 2022 produziert das deutsch-britische Unternehmen Ineos seinen Geländewagen Grenadier im ehemaligen Smart-Werk von Daimler in Hambach. Daimler hatte seine Smart-Produktion nach China verlegt. Ineos plant eine jährliche Produktion von 25.000 bis 30.000 Stück. Die Produktpalette soll perspektivisch um ein elektrisches und ein Wasserstoffmodell erweitert werden. Der französische Neuzugang Hopium hat im September 2022 angekündigt, in Douains ab 2025 das erste französische Wasserstoff-Sportauto bauen zu wollen.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Marktchancen Kfz-Teile-Produktion

    Zulieferunternehmen leiden unter der Dauerkrise. Die Branchengrößen orientieren sich um in Richtung Elektro- und Wasserstoffmobilität.

    Probleme in der Lieferkette 

    Nach den schwierigen Pandemiejahren hat sich das wirtschaftliche Umfeld für die Zulieferindustrie auch 2022 nicht verbessert. Probleme bei Zulieferungen von Elektronikkomponenten schränkten die Automobilproduktion 2021 und im 1. Halbjahr 2022 stark ein, was zu Einbrüchen bei der Nachfrage nach Teilen führte. Der Ukrainekrieg, anziehende Preise für Vorprodukte wie Metalle und massiv steigende Energiekosten sorgen dafür, dass die Lage für Zulieferer weiterhin schwierig bleibt. Zwar erreichen die Umsätze seit Mitte 2022 nach Daten des Statistikamtes Insee wieder das Vorkrisenniveau. Allerdings können Branchenunternehmen gerade höhere Energiekosten in der Regel nicht an den Endkunden weitergeben. Das Beratungsunternehmen Roland Berger erwartet, dass sich erst 2025 das Geschäftsumfeld wesentlich verbessert.  

    Die Entwicklung der Kfz-Zulieferindustrie hängt nur zum Teil von der Kfz-Produktion in Frankreich ab. Nach Angaben des Branchenverbands Fédération des Industries des Equipements pour Véhicules (FIEV) liefen 2020 zwar etwa 42 Prozent des Ausstoßes der Industrie in die französische Neuwagenproduktion. Die Zulieferindustrie ist jedoch gleichzeitig stark exportorientiert und wird von Niederlassungen ausländischer Firmen dominiert. Etwa 55 Prozent der Umsätze 2020 wurden nach Informationen von FIEV auf Exportmärkten getätigt. 128 ausländische Zulieferer produzierten in Frankreich und erwirtschaften 57 Prozent der Umsätze. Auch zahlreiche deutsche Zulieferer sind in Frankreich präsent.

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    Zulieferer unter Druck

    Die anstehende Umstellung auf Elektromobilität stellt die Zulieferbranche vor tiefgehende Umbrüche. Sektorunternehmen sind gezwungen, sich in den Geschäftsfeldern Elektrifizierung und Digitalisierung zu positionieren. Zugleich aber wird der Verbrennermotor gerade international die kommenden Jahre weiterhin die führende Antriebsart bleiben. Insbesondere kleinere Zulieferer haben nach drei margenschwachen Jahren Schwierigkeiten, die notwendigen technologischen Anpassungen zu finanzieren. Immer wieder kommt es zu Fabrikschließungen oder Betriebsverlagerungen. Vorwiegend Gießereien und metallverarbeitende Unternehmen sind betroffen, so die Fonderie du Poitou Fonte sowie die Société Aveyronnaise de Métallurgie (SAM) in Viviez (Aveyron) (beide Renault-Zulieferer). Faurecia / Forvia hat eine Produktion von Autositzen für Stellantis in Pulverheim geschlossen. Dafür eröffnet der Konzern eine Fertigung für Wasserstoffspeicher in Allenjoie, ausgerichtet auf Renaults Wasserstofftransporter Master H2-Tech. 

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    Branchengrößen expandieren in neue Technologiefelder

    Auf französischer Seite gibt es zahlreiche kleine Firmen. Insgesamt zählt der Sektor Anfang 2021 nach Angaben von FIEV 203 Unternehmen mit gut 62.000 Mitarbeitern. 128 dieser Zulieferer beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter. Mit den Teileherstellern Valeo, Faurecia und Plastic Omnium und dem Reifenhersteller Michelin stechen aber vier Unternehmen hervor, die in ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern zu den internationalen Marktführern zählen. Die großen Zulieferer verfolgen ehrgeizige Expansionspläne und wollen sich in wichtigen Zukunftstechnologien in der ersten Reihe positionieren. Deutsche Autobauer sind die wichtigste Kundengruppe für die großen Teilezulieferer und die Verbindungen werden weiter ausgebaut.

    Große französische Kfz-Zulieferer (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Umsätze 2021

    Veränderung gegenüber Vorjahr

    Michelin

    24.188

    18,2

    Valeo

    17.262

    5,0

    Faurecia

    15.618

    8,1

    Plastic Omnium

    8.017

    3,7

    Große Zulieferer zeigen 2021 Umsatzsteigerungen gegenüber einem allerdings schlechten Jahr 2020Quelle: Jahresberichte der Unternehmen, Tagespresse

    Valeo ist ein weltweit führender Anbieter von Elektroantrieben und Fahrassistenzsystemen unter anderem für den Bereich des autonomen Fahrens. 30 Prozent der Umsätze werden mit deutschen Firmen erwirtschaftet. In seiner Fünf-Jahres-Strategie setzt Valeo darauf, sich in der ersten Reihe bei Zulieferungen für Elektromobilität und Lichtsysteme zu etablieren. 2022 hat Valeo seinen ehemaligen Joint-Venture-Partner, Valeo Siemens eAutomotive, aufgekauft. Damit will Valeo sich bei der Entwicklung von leistungsstärkeren Elektromotoren positionieren. Ziel ist es, mit den 48-V-Motoren bis 2023 etwa 90 neue Modelle auszurüsten. Valeo will aber auch stärker den Sektor der Mikromobilität wie Elektroroller und -fahrräder beliefern. 

    Faurecia stellt vor allem Cockpits und Sitze her und liefert Sitze für Volkswagen, Mercedes und BMW-Modelle. Zudem expandiert Faurecia in den Bereich Wasserstoff und entwickelt in Kooperation mit Michelin unter dem Dach des gemeinsamen Joint Ventures Symbio Brennstoffzellen. Im Bereich Wasserstofftanks kooperiert Faurecia eng mit Air Liquide. Zudem diversifiziert Faurecia seine Aktivitäten auch auf das Segment Lichtsysteme. Hierfür hat Faurecia 2022 das deutsche Unternehmen Hella erworben. Die hieraus entstandene Gruppe Forvia avancierte 2022 zum siebtgrößte Automobilzulieferer der Welt. 

    Plastic Omnium produziert vor allem Tanks, Frontmontagen und Stoßstangen. Der Zulieferer treibt in hohem Tempo die Dekarbonisierung seiner Produktion und den Ausbau der Wasserstoffsparte voran. Zudem wird Omnium ebenso wie der Konkurrent Faurecia / Forvia ebenfalls im Bereich Lichtsysteme aktiv. So hat Omnium 2022 den Lichtsystemhersteller ALMS Osram sowie den indischen Zulieferer Varroc Lighting Systems aufgekauft.

    Der Reifenhersteller Michelin will sich in den kommenden Jahren diversifizieren und investiert in die Entwicklung flexibler Verbundwerkstoffe sowie - in Kooperation mit Faurecia / Forvia - in Wasserstoffmobilität.

    Staat unterstützt Zulieferer bei der Umstrukturierung

    Der Automobilverband Plateforme Automobile (PFA) befürchtet, dass durch die Wende hin zur Elektromobilität in den kommenden Jahren bis zu 52.000 Arbeitsplätze in der französischen Kfz-Zulieferindustrie wegfallen. Die Regierung unterstützt den Zuliefersektor bei der Umstellung auf neue Technologien im Rahmen des Investitionsprogramms France 2030 mit 300 Millionen Euro. Im September 2023 wurden die ersten 46 Innovationsprojekte vorgestellt. Die Gesamtinvestitionskosten in Höhe von 181 Millionen Euro unterstützt der Staat mit Zuschüssen von 45 Millionen Euro.   

    Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Frankreich (in Millionen Euro; Veränderung in Prozent)

    2021

    Veränderung 2021/2020

    aus Deutschland

    aus Deutschland (in %)

    HS 8511,8512 Kfz-Elektrik

    1.827

    11,0

    338,5

    18,5

    HS 8706,8707,8708 Karosserien, Stoßstangen etc.

    16.823

    36,8

    4.320

    25,7

    HS 8544.30 Zündkabelsätze

    1.348

    12,1

    35,4

    2,6

    HS 8407.31-34, 8408.20 Motoren

    1.553

    31,7

    117,3

    7,6

    Summe

    21.551

    32,0

    4.793

    22,2

    Quelle: UN Comtrade

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Rahmenbedingungen

    Deutschland und Frankreich sind Teil des EU-Binnenmarktes. Entsprechend gelten grundsätzlich die gleichen Rahmenbedingungen.

    Zulassungsstellen in Frankreich

    In Frankreich wird die europäische Typenzulassung (auch von Kleinserien) vom Centre National de Réception des Véhicules (CNRV) erteilt. Technische Untersuchungen führt das UTAC in Linas-Montlhéry und Mortefontaine durch. Eine Zulassung nur für Frankreich oder für ein bestimmtes Fahrzeug kann von regionalen Umwelt- und Bauämtern DREAL (Direction régionale de l'environnement, de l'aménagement et du logement) ausgestellt werden.

    Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Frankreich

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerien/Behörden/Institutionen

    Ministère de l'économie, des finances et de la relance

    Wirtschaftsministerium (federführend für Förderprogramme)

    Ministère de la transition écologique

    Umweltministerium (federführend für Kauf- und Verschrottungsprämien)

    Nationale Branchenverbände

    Plateforme automobile (PFA)

    Dachverband der Automobilindustrie

    Comité des Constructeurs Français d'Automobiles (CCFA)

    Verband französischer Hersteller

    Fédération des Industries des Equipements pour Véhicules (FIEV)

    Verband der Kfz-Zulieferindustrie

    Association nationale pour le développement de la mobilité électrique (Avere-France)

    Verband zur Förderung der Elektromobilität

    Chambre Syndicale Internationale de l’Automobile et du Motocycle (CSIAM)

    Verband ausländischer Hersteller

    Conseil National des Professions de l'Automobile (CNPA)

    Verband des Autohandels

    Fachzeitschriften

    Le Journal de l'Automobile

    Fachzeitschrift für die Kfz-Industrie

    Auto Infos

    Fachzeitschrift für den Automarkt

    L'automobile et l'entreprise

    Fachzeitschrift für Flottenmanagement

    Fachmessen

    Mondial de Paris

    Im Zweijahresrhythmus stattfindende Messe für Automobile und Mobilität

    Equip Auto

    Messe für Reparatur- und Mobilitätsdienstleistungen

    Internetportale zur Branche

    auto-moto.com

    Portal für Markt und Industrie

    automobile-propre.com

    Portal für Elektrofahrzeuge

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