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Wirtschaftsumfeld | Südafrika | Verhandlungspraxis

Kulturelle Vielfalt prägt das südafrikanische Geschäftsleben

In Südafrika trifft man im Geschäftsleben auf verschiedene Bevölkerungsgruppen. Der Umgangston in der Geschäftswelt ist freundlich. Die Gleichstellungspolitik der Regierung prägt.

Von Fausi Najjar | Berlin

Südafrika ist eine multikulturelle Gesellschaft. Wer geschäftlich in die Republik am Kap reist, trifft auf Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen: Verschiedene schwarze Volksstämme (zum Beispiel Zulu, Xhosa, Sotho), britischstämmige Weiße, aus Holland eingewanderte Afrikaaner, Coloureds (Afrikaans sprechende Mischlinge) und Inder (einschließlich Malaien). Von den geschätzten 60,6 Millionen Südafrikanern haben etwa 81 Prozent eine schwarze Hautfarbe. Hinzu kommen etwa 8,8 Prozent Coloureds. Der Anteil der weißen Bevölkerung liegt bei 7,7 Prozent. Asiaten, vor allem Inder, spielen trotz ihres geringen Anteils von 2,6 Prozent eine wichtige Rolle in der Wirtschaft.

Multikulturelle Gesellschaft

Obwohl das Land elf Amtssprachen in seiner Verfassung verankert hat, ist Englisch für den Großteil der Bevölkerung zumindest Zweitsprache. Die mit Abstand dominierende Religion in Südafrika ist das Christentum. Das Zusammenleben mit den muslimischen, jüdischen und hinduistischen Minderheiten im Land ist tolerant und friedlich.

Deutsche Reisende finden ein in Teilen recht vertrautes kulturelles Umfeld vor. Alle Bevölkerungsgruppen, egal ob Schwarze, indisch- oder britischstämmige Südafrikaner oder Buren (Afrikaaner), pflegen zwar sehr bewusst ihre eigene Kultur und Tradition. Im Geschäftsleben passt man sich jedoch weitgehend den internationalen Gepflogenheiten an.

Aufbau persönlicher Beziehungen zentral

Unabhängig vom kulturellen Hintergrund ist eine gute persönliche Beziehung oft die Grundlage für ein erfolgreiches Geschäft. Bei den ersten Treffen sollte das persönliche Kennenlernen im Vordergrund stehen.

Am vertrautesten sind deutschen Geschäftsleuten wohl Südafrikaner britischer Herkunft. Sie sind in der Regel sehr gut ausgebildet, bewegen sich sicher auf internationalem Parkett und sind sowohl in Südafrika als auch im Ausland gut vernetzt.

Die südafrikanischen Buren (Afrikaaner) haben seit Jahrhunderten eine eigene Kultur entwickelt. Afrikaaner sind stolz auf ihre Geschichte. Die Entwicklung Südafrikas liegt ihnen am Herzen. Zuweilen ist das "Autarkiedenken" ausgeprägt: "Wir Afrikaaner kommen alleine klar und brauchen die Welt nicht!"

Bei Gesprächen mit schwarzen Geschäftsleuten ist die Distanz aufgrund der kulturellen Unterschiede zunächst deutlich größer. Die ersten Treffen verlaufen oft ergebnislos und für den Deutschen entmutigend oder gar frustrierend. Aber es gibt immer eine zweite/dritte/vierte/... Verhandlungsrunde über das gleiche Thema, bis es dann doch zum Abschluss kommt. Gerade schwarze Geschäftspartner wollen wahrgenommen und - ganz wichtig - auch mal zum Lachen gebracht werden. 

Dos and Don'ts in Südafrika
  • Mit Hektik und Perfektionismus können Geschäftsreisende die große Sympathie, die ihnen als Deutsche entgegengebracht werden, verspielen.
  • Statussymbole wie Autos sind für die Südafrikaner wichtig und gelten als Zeichen des Erfolgs.
  • Informieren Sie sich vor der Reise über Sicherheitsfragen, um Risiken zu minimieren.
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass negative Themen - nicht im politischen, aber im engeren, auch geschäftlichen Umfeld - eher indirekt und beschönigend angesprochen werden.
  • Setzen Sie auf Small Talk und einen stets freundlichen Umgang.

Freundlicher Umgang ist wichtig

In Südafrika herrscht ein sehr freundlicher Umgangston. Südafrikaner unterhalten sich im Small Talk meist über unverfängliche Themen wie Sport oder Reiseerfahrungen. Das Begrüßungsritual entspricht den westlichen Gepflogenheiten und besteht in der Regel aus einem kurzen, festen Händedruck. Eine Besonderheit ist der von schwarzen Südafrikanern regelmäßig praktizierte dreifache Handschlag, der den meisten Erstbesuchern misslingt, ihnen aber nicht übel genommen wird.

Anders als in Deutschland, wo auch negative Sachverhalte tendenziell direkt und ungeschönt zur Sprache kommen, wird in Südafrika ein eher indirekter Kommunikationsstil gepflegt. Kritik wird zwischen den Zeilen geäußert, so dass die angesprochenen Personen ihr Gesicht wahren können. Ein zu direktes Ansprechen von Problemen oder Fehlern kann leicht als persönlich verletzend empfunden werden.

Deutsche Anbieter sollten bedenken, dass ein zu zielorientiertes und perfektionistisches Vorgehen den Geschäftspartner verärgern kann. Zudem ist ein gutes Netzwerk eines potenziellen Partners oft wichtiger als dessen Qualifikation. Gespräche werden in Südafrika teils mit harten Bandagen geführt. Daher sollte man sich nicht scheuen, alle Sachverhalte ausführlich zu besprechen und Verträge so detailliert wie möglich auszuarbeiten.

Gleichstellungspolitik prägt das Wirtschaftsleben

Das südafrikanische Wirtschaftsleben ist geprägt vom sogenannten Black Economic Empowerment. Ziel dieser Förderpolitik ist es, die wirtschaftliche Teilhabe der historisch, während der Rassentrennung (Apartheid) diskriminierten Bevölkerungsgruppen deutlich zu erhöhen. Damit soll neben der politischen auch die wirtschaftliche Gleichstellung mit der weißen Bevölkerung erreicht werden. 

Dieses Entwicklungsziel spiegelt sich unter anderem in dem komplexen Punkteprogramm Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE) wider, das die Beteiligung von Unternehmen an staatlichen Ausschreibungen festlegt. Auch der Anspruch auf eine staatliche Förderung und weitere Investitionsanreize sind oftmals vom B-BBEE-Status abhängig. Der Employment Equity Act regelt die gezielte Vorteilsgewährung von Beschäftigten der unter der Rassentrennung (Apartheid) diskriminierten, überwiegend schwarzen Bevölkerungsmehrheit.

Zunehmend gewinnt das B-BBEE-Programm auch für Unternehmen an Bedeutung, die sich weder an staatlichen Ausschreibungen noch an Förderprogrammen beteiligen. Denn ohne B-BBEE-Status verlieren sie als Geschäftspartner an Attraktivität für Unternehmen, die B-BBEE-Punkte anstreben. Ob und inwieweit das Black Economic Empowerment für die Geschäftsanbahnung relevant ist, sollte geprüft werden.

Sicherheit geht vor

Aufgrund der hohen Gewaltkriminalität sollten sich Besucher in Südafrika unbedingt im Voraus über die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen informieren. So ist es beispielsweise ratsam, ein Uber-Taxi zu nehmen oder einen Mietwagen bei einer der einschlägigen Autovermietungen zu buchen.  In den Großstädten sollte man nicht ohne Rückversicherung zu Fuß unterwegs sein. Von nächtlichen Autofahrten wird abgeraten. An Geldautomaten ist vor Trickbetrügern zu warnen. Proteste sollten großräumig umfahren werden.

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