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Special Vietnam

Die Volumina der Deals in Vietnams Gründerszene steigen

Dem Ministry of Science and Technology zufolge konnte Vietnam im Jahr 2017 bereits rund 3.000 Start-ups sowie mehr als 40 Venture Capital Funds vorweisen. Ob diese Zahlen zutreffen, ist allerdings nur schwer einschätzbar.


So ist alleine die Abgrenzung von Start-ups und klassischen Unternehmensgründungen fließend. Nicht wenige Gründer agieren zudem in einer Grauzone abseits regulativer Vorgaben und Statistiken. Ein unübersichtliches Regelungsumfeld und ein generelles Misstrauen gegenüber staatlichen Registrierungspflichten führen dazu, dass gerade Start-ups in den ersten Gründungsphasen ihre Anwendungen eher im Privaten entwickeln. Auch weichen hoffnungsvolle vietnamesische Entwickler nicht selten in die Gründerhochburg Singapur aus.


Fintech und Foodtech liegen in der Gunst der Investoren vorne


Insgesamt beobachtet aber der Accelerator Topica Founder Institute eine wachsende Dynamik bei Finanzierungen und Exits sowie steil ansteigende Dealvolumina.


Deals nach maßgeblichen Branchen (Anzahl; Investitionshöhe in Millionen US$) *)

Branche

Anzahl 2016

Anzahl 2017

Investitionshöhe 2016

Investitionshöhe 2017

.E-Commerce

12

21

35

83

.Foodtech

k.A.

k.A.

k.A.

65

.Fintech

k.A.

8

129

57

.Medien

4

9

4

18

.Logistik

k.A.

5

k.A.

18

.Reisen

k.A.

5

k.A.

10

Insgesamt

50

92

205

291

*) Schätzungen
Quelle: Topica Founder Institute


Erste Start-ups werden erwachsen


Die Start-up-Szene beginnt sich zu etablieren. Einige vietnamesische Anwendungen sind mittlerweile bereits in der zweiten oder dritten Finanzierungsrunde beziehungsweise haben den Exit erreicht.


Das ehemalige E-Commerce-Start-up Tiki.com ist in der Finanzierungsserie D und zählt heute zu den wichtigsten Onlinemarktplätzen des Landes. Der mobile Zahlungsdienst MoMo befindet sich in der zweiten Finanzierungsrunde und konnte sich 2016 eine Finanzierung in Höhe von 28 Millionen US-Dollar (US$) durch die Standard Chartered Bank sowie Goldman Sachs sichern.


Der für vietnamesische Anwender entwickelte Browser Coc Coc zählt mit rund 22 Millionen Nutzern laut Alexa zu den Top-30-Internetseiten in Vietnam. Laut Stat Counter verfügt Coc Coc über einen Marktanteil von knapp 18 Prozent und ist damit hinter Chrome der zweitwichtigste Browser in Vietnam. Finanziert wird Coc Coc unter anderem durch das deutsche Medienhaus Burda, das 2015 über seine Investmentsparte BurdaPrincipal 15 Millionen US$ investiert hatte.


Ho Chi Minh City, Hanoi und Danang entwickeln sich zu Gründerhochburgen


Die wichtigsten Start-up-Zentren sind Ho Chi Minh City (HCMC), Hanoi und Danang. Das traditionell als wirtschaftlich aufgeschlossener und experimentierfreudiger geltende ehemalige Saigon verfügt über eine lebhafte, kaum verfestigte Gründerszene. Ho Chi Minh City strebt an, das Silicon Valley Südostasiens zu werden.


Auch das zentralvietnamesische Danang etabliert sich als Hightech- und Informationstechnologie-Nukleus. Hierzu trägt nicht nur bei, dass FPT, das wohl wichtigste IT-Unternehmen des Landes, einen Standort in die aufstrebende Stadt verlegt hat. Auch gute technische Universitäten machen das rund 1 Million Einwohner umfassende Danang zu einem noch kleinen, aber zunehmend interessanteren IT- und Start-up-Hub.


Wichtige Gründerhochburg ist zudem Hanoi, das nicht nur - wie auch Ho Chi Minh City - über einen Hightechpark verfügt, sondern zudem Standort von VinTech, dem Forschungs- und Entwicklungszweig des Industriekonglomerats Vingroup, werden wird.


Förderlandschaft bleibt unübersichtlich


Eines der wichtigsten offiziellen Gründerevents ist das vom Ministry of Science and Technology organisierte jährliche Techfest. Dort treffen nationale und internationale potenzielle Investoren auf Start-ups, die auf vorausgegangenen regionalen Techfest-Events ausgewählt worden sind.


Zudem florieren regionale oder durch Privatunternehmen unterstütze Förderevents und Wettbewerbe, wie die IoT Startup Competition des Sai Gon Hi-Tech Park Incubation Centers oder wie das Vietnam Startup Wheel, das vom Business Startup Support Center, HCMC Department of Science and Technology und der HCMC Young Businesspeople Association unterstützt wird.


Anwendungen für Fintech und E-Commerce an der Spitze


Wichtige Start-up-Branchen sind Fintech (mit dem Zahlungsdienst MoMo), E-Commerce und Lifestyle; ferner Business-to-Business-Anwendungen wie Logistiklösungen (Logivan; sozusagen ein Uber für die Logistik) oder Kunden- und Websitemanagementlösungen (BotStar; eine Plattform für Chatbots und Chatbot-Monitoring).


Aber auch Entwicklungen in den Bereichen Agrartechnologie, Industrie 4.0, Tourismus, Medizin und Bildung sind erheblich nachgefragt und werden zunehmend gefördert. Zudem will die Regierung - auch aus nationalen Sicherheitserwägungen heraus - eigene vietnamesische Social-Media-Lösungen entwickeln, um großen internationalen Anbietern wie Facebook Paroli bieten oder diese im besten Falle ersetzen zu können.


Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Vietnam finden Sie auf der GTAI Länderseite Vietnem. Die Seite Die ASEAN-Region bietet einen Überblick zu verschiedenen Themen in dieser Region.


Text: Frauke Schmitz-Bauerdick

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