Wirtschaftswachstum schwächt sich ab

Wirtschaftslage: Diversifizierung wird forciert 

Experten des Internationalen Währungsfonds (IWF) rechnen 2023 mit einem realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bahrain von 3 Prozent. Die Ökonomen der Weltbank prognostizieren einen Wert von 3,1 Prozent. Für das Jahr 2022 hatte das Statistikamt des Königreichs noch ein reales BIP-Wachstum von 4,9 Prozent erfasst, die höchste Rate seit 2013. Im laufenden Jahr 2023 bremsen die schwächere globale Konjunktur, der Rückgang des Ölpreisniveaus im 2. Halbjahr 2022 und steigende Zinsen das Wirtschaftswachstum.

Das Königreich Bahrain ist weiterhin stark von Öl- und Gasexporten abhängig. Rund 60 Prozent der Staatseinnahmen stammen aus diesem Sektor. Branchenkenner schätzen, dass der Ölpreis im Jahr 2023 bei durchschnittlich 70 bis 90 US-Dollar (US$) pro Barrel liegen dürfte. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt der Inselstaat 2023 laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Durchschnittswert von rund 124 US$. Entsprechend muss das Land mit einem Budgetdefizit und entsprechenden Neuverschuldung kalkulieren. Der IWF prognostiziert die Staatsschuldenquote des Königreichs für 2023 auf hohe 121,7 Prozent des BIP.

Um die Abhängigkeit vom Öl- und Gassektor zu reduzieren, muss sich der kleine Golfstaat um eine stärkere Diversifizierung der Staatseinnahmen bemühen. Ein erster bedeutender Schritt war die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2022 von 5 auf 10 Prozent. Analysten der Ratingagentur S&P schätzen, dass die Einnahmen nach dieser Steigerung bis 2024 etwa 3 Prozent des BIP umfassen könnten. Im Jahr 2021 lag dieser Anteil noch bei etwa 1,7 Prozent.

Für die weitere Entwicklung des Nichtölsektors verabschiedete die Regierung des Inselstaates im Januar 2023 einen Vierjahresplan (2023 bis 2026) zur Förderung des Wirtschaftswachstums. Das Ziel besteht darin, den Lebensstandard zu erhöhen, die Infrastruktur und die Qualität staatlicher Dienstleistungen zu verbessern sowie die digitale Transformation des Landes voranzubringen. Jedoch sind bislang keine Einzelheiten bekannt, unter anderem wie diese Ziele erreicht werden sollen.

Investitionen: Regierung will Projektmarkt beleben

Im Jahr 2022 ging die Projektvergabe im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent auf ein Gesamtvolumen von etwa 996 Millionen US$ zurück. Die Aussichten für 2023 sind dennoch positiv. Das Land beabsichtigt, zahlreiche Projekte voranzubringen. Dazu zählt vor allem der Ausbau der Transportinfrastruktur. So soll die Hauptstadt Manama eine Metro erhalten. Außerdem wird eine zweite Straßenverbindung über einen 25 Kilometer langen Damm nach Saudi-Arabien angestrebt. Weiterhin wurde der Bau eines neuen Flughafens im Wert von 10 Milliarden US$ angekündigt. Allerdings ist die Finanzierung vieler Vorhaben noch ungewiss. Die Regierung setzt verstärkt auf die Beteiligung des Privatsektors, der sich angesichts der angespannten finanziellen Lage des Inselstaates aber zunehmend zurückhaltend zeigt, berichten Branchenkenner.

Konsum: Kauflaune entwickelt sich gut

Die Ökonomen der Weltbank rechnen damit, dass die Konsumausgaben in Bahrain im Jahr 2023 um 3,1 Prozent zunehmen. Die anhaltenden staatlichen Subventionen und die Schaffung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Sektor für die lokale Bevölkerung beeinflussen den privaten Verbrauch positiv.

Außenhandel: Deutsche Exporte sinken

Im Jahr 2022 stiegen laut Schätzungen der Analyseagentur Economist Intelligence Unit die Exporte Bahrains im Vergleich zur Vorjahresperiode um 63,3 Prozent auf circa 32,5 Milliarden US$ (fob). Vor allem die Ölausfuhren nahmen stark zu. Die Importe stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 39,4 Prozent und beliefen sich geschätzt auf rund 23 Milliarden US$. Für 2023 prognostizieren Experten einen mäßigeren Anstieg bei den Ein-und Ausfuhren. 

Die deutschen Ausfuhren nach Bahrain schrumpften der Statistikbehörde Eurostat zufolge 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Prozent auf rund 442 Millionen US$. Ein hoher Rückgang von 53,6 Prozent auf einen Warenwert von 101 Millionen US$ war für die SITC-Gruppe 79 "Andere Beförderungsmittel“ zu beobachten.