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Branchen | Slowakei | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Gegen den europäischen Trend ist der Neuwagenmarkt in der Slowakei im 1. Halbjahr 2022 gewachsen. Gebremst wird er durch Probleme der Hersteller.

Von Miriam Neubert | Bratislava

Halbleitermangel bremst den Neuwagenmarkt

Im Erholungsjahr 2021 ist der slowakische Pkw-Neuwagenmarkt (M1) noch einmal leicht geschrumpft. Das hatte vor allem mit dem durch den Halbleitermangel reduzierten Angebot zu tun. Gegenüber dem Spitzenjahr 2019 mit fast 102.000 Neuzulassungen blieb dadurch ein Unterschied von einem Viertel. Doch im 1. Halbjahr 2022 schien der Aufstieg aus dem Tal zu beginnen.

Der Statistik des Slowakischen Verbandes der Automobilindustrie ZAP SR zufolge wurden fast 40.000 neue Pkw registriert. Das entsprach einem Zuwachs von 3,9 Prozent. Dieser zeugt aber eher davon, dass die Autohersteller wieder etwas mehr liefern konnten, als dass er die Nachfrage repräsentiert. Geht es nach ZAP SR, ist das Interesse der Käufer groß und übersteigt die Möglichkeiten der Produzenten. Deren Fähigkeit, ihre Beschaffungsprobleme zu lösen, wird die Entwicklung des Marktes 2022 bestimmen.

Absatz von Kfz in der Slowakei (Stückzahl, Veränderung in Prozent)

Kategorie

2021

2022

1. Halbjahr 2023

Veränderung 1. Halbjahr 2023/1. Halbjahr 2022

Pkw (M1)

75.700

78.841

45.457

13,8

Leichte Nutzfahrzeuge (N1)

8.252

7.679

4.181

-5,4

Lkw (N2, N3)

2.868

3.160

2.216

36,4

Busse (M2, M3)

529

394

273

75,0

Quelle: ZAP SR 2023; Motofocus.sk 2023

Dieselantrieb unterliegt den Hybriden

Hinsichtlich der Antriebe hält sich der reine Benzinmotor mit 56 Prozent vorn. Er verliert aber Anteil an die milden Hybride (HEV), die im Übergang zwischen Verbrennungsmotor und Elektromobilität von vielen Kunden gewählt werden. Das Interesse an Dieselfahrzeugen hingegen sinkt weiter. Ihr Anteil ist 2021 sogar erstmals leicht von den HEV übertroffen worden, die ein Fünftel des Marktes ausmachten.

Diese Tendenz hielt sich in den ersten sechs Monaten 2022. Elektrofahrzeuge (Battery Electric Vehicle; BEV und Plug-in Hybrid Electric Vehicle; PHEV) konnten mit zusammen 1.383 Pkw ihren Anteil nur leicht auf 3,5 Prozent steigern. Es wurden 664 Stromer (BEV) angemeldet. Ihre Palette ist breit gefächert. An der Spitze lagen mit deutlichem Abstand die Marken Kia, Mercedes-Benz und Škoda. Registriert wurde zudem ein weiteres Brennstoffzellenfahrzeug. Wie bei dem ersten Wasserstoffauto 2021 handelt es sich um einen Toyota. 

Absatz von neuen Pkw nach Herstellern in der Slowakei (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)
Hersteller

Absatz 2021

Absatz 2022

Absatz 1. Halbjahr 2023

Veränderung 1. Halbjahr 2023/1. Halbjahr 2022

Marktanteil 1. Halbjahr 2023

Škoda

15.359

13.850

9.001

37,3

19,8

Toyota

6.057

8.283

5.263

24,2

11,6

Kia

7.718

8.931

4.880

7,0

10,7

Hyundai

8.150

9.261

4.801

-5,9

10,6

Volkswagen

7.053

6.890

3.361

-1,3

7,4

Dacia

2.741

3.728

2.302

20,6

5,1

Peugeot

3.955

3.359

1.788

30,6

3,9

Quelle: ZAP SR 2023; Motofocus.sk 2023

Vier koreanische Modelle unter den Top Five

Der generelle Blick auf den Pkw-Markt zeigt, dass sich die koreanischen Marken Hyundai und Kia 2022 besser durchsetzen. Durch den Halbleitermangel und andere Versorgungsprobleme im Zuge von Corona und dem Krieg in der Ukraine sind sie weniger zurückgeworfen worden als Volkswagen oder Škoda Auto. Zwar blieb als traditionell beliebteste Marke Škoda Auto bei den Neuzulassungen an erster Stelle. Doch rückten nachfolgend Hyundai und Kia zahlenmäßig näher heran. Toyota überholte Volkswagen und setzte sich auf Rang 4.

Als beliebteste Modelle wurden der Škoda Fabia und der Škoda Octavia vom Hyundai i30 und dem Kia Ceed abgelöst. Der Škoda Fabia rückte an dritte Stelle, auf Rang vier und fünf kamen erneut koreanische Marken mit dem Hyundai Tucson und Kia Sportage. Alles sind koreanische Fahrzeuge aus Mitteleuropa: Die Kia-Modelle werden in der Slowakei hergestellt, die von Hyundai im benachbarten Tschechien. 

Kleinst- und Kleinwagen sowie die untere Mittelklasse haben 2021 weiter Marktanteile verloren und sind zusammen unter die Zahl der Sport Utility Vehicles (SUV) gerutscht. Deren Neuzulassungen nahmen um 17 Prozent zu auf 34.589 Einheiten. Dadurch erreichte der SUV-Anteil am Neuwagenmarkt stattliche 46 Prozent.

Das Faible für die Stadtgeländewagen hat mit der großen Angebotspalette zu tun und mit den Besitzverhältnissen. So ist der Anteil der kommerziellen Fahrzeughalter (Rechtspersonen) bei den Neuanmeldungen laut ZAP SR auf fast 68 Prozent gestiegen. Dahinter steht auch, dass immer mehr auf Leasing und andere Finanzoptionen zurückgegriffen wird. Der Anteil der privaten Fahrzeughalter sank 2021 auf 32 Prozent. 

Leichte Nutzfahrzeuge, Lkw und Busse erlebten 2021 zweistellige Zuwächse in allen Segmenten. Im 1. Halbjahr 2022 waren leichte Nutzfahrzeuge (N1) weiterhin um ein Zehntel stärker gefragt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. An der Spitze der Beliebtheit standen Fiat, Renault und Ford. Die Neuzulassung von leichten Lkw der Klasse N2 brach um 22 Prozent ein. Bei Lkw der Klasse N3 gab es ein leichtes Plus von 3,5 Prozent, mit Volvo, Mercedes-Benz und DAF auf den ersten drei Positionen. Im Fall der Busse hielt die kräftige Vorjahresdynamik an. Im 1. Halbjahr 2022 wurden mit 156 neuen Bussen fast 80 Prozent mehr angemeldet als im Vorjahreszeitraum.

Fahrzeugflotte wächst und altert

Insgesamt waren in der Slowakei zum 1. Juli 2022 nach Angaben der Polizei über 2,5 Millionen Pkw registriert. Letztverfügbaren Zahlen des Europäischen Autoindustrieverbandes ACEA aus dem Jahr 2020 zufolge betrug das Alter im Durchschnitt 14,3 Jahre. In der EU waren es im Schnitt 11,8 Jahre. Die Absatztrends 2021 und 2022 dürften nicht unbedingt beigetragen haben, den Bestand zu verjüngen. Nicht nur verlängern manche Nutzer das Leasing ihrer Autos. Von dem Mangel an Neuwagen hat besonders der Gebrauchtwagenmarkt profitiert. ZAP SR registrierte, dass privat um rund ein Fünftel mehr Pkw importiert wurden, die älter waren als 15 Jahre.

Der Motorisierungsgrad liegt in der Slowakei mit 448 Kraftfahrzeugen pro 1.000 Einwohner unter dem EU-Durchschnitt von 560 (letztverfügbare Zahlen 2020).

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