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Markttrends

Chinas Elektroautobauer haben die Marktverhältnisse im Land verändert. Doch 2023 fallen die Subventionen weg. Nur die Branchenprimi dürften überleben.

Von Corinne Abele | Shanghai

China fährt zunehmend elektrisch

Chinas Automobilmarkt durchläuft einen rasanten Wandel: Zum einen lief 2022 erstmals jeder vierte verkaufte Neuwagen mit alternativem Antrieb (NEV, New Energy Vehicle). Zum zweiten erreichten dank der Elektroautos chinesische Automobilbauer einen Anteil von über 50 Prozent am heimischen Markt – ebenfalls ein Novum. Und zum dritten exportierte China 2022 mehr als 3 Millionen Fahrzeuge. Das dürfte erst der Anfang sein. Auch die globalen NEV-Zulieferketten tragen bereits eine deutlich chinesische Handschrift. Deutschland möchte künftig stellenweise vorhandene Abhängigkeiten von China reduzieren.

NEV-Subventionen Ende 2022 gestrichen

Hinter all diesen Veränderungen steckt Chinas vor Jahren getroffene industriepolitische Entscheidung, auf Elektromobilität zu setzen. Mit ihr verfolgte die Regierung verschiedene Ziele: die Luftverschmutzung in den Großstädten deutlich zu reduzieren und einen Beitrag zur Kohlendioxid-Emissionsverringerung zu leisten (bei Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien), aber vor allem seine Automobilindustrie mithilfe der neuen Technologie endlich in die internationale Branchenspitze zu bringen. Dass Peking Ende 2022 tatsächlich alle nationalen Direktsubventionen für NEV auslaufen ließ, könnte darauf schließen lassen, dass zumindest letzteres Ziel erreichbar scheint.

Gleichzeitig soll das Ende der Subventionen die Marktbereinigung beschleunigen. Denn auch die radikale Transformation der Branche hat bislang nicht zu einer Reduzierung der Akteure geführt – im Gegenteil. Das Mercator Institute for China Studies (Merics) geht in seiner jüngsten Studie von zeitweise allein 400 NEV-Firmen aus. Viele haben weder eine eigene Produktion, noch einen eigenen Prototyp. Der Wegfall der Subventionen dürfte dazu beitragen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dabei erhöhen die entstandenen Überkapazitäten der führenden NEV-Hersteller den Preis- und Exportdruck. 

Gleichzeitig haben Pandemie, Covidbeschränkungen, die Wirtschafts- und Technologiekonflikte zwischen den USA und China sowie die steigenden geopolitischen Spannungen das sonst kräftig fließende Risikokapital für die Start-ups ausgetrocknet. Am Ende dürften nur die größten überleben. Das gilt für chinesische Autobauer wie internationale Automobilkonzerne. Welcher Automobilhersteller, welche Marke sich im chinesischen Markt durchsetzen wird, ist daher auch von globaler Relevanz. Das erste subventionsfreie Jahr 2023 wird die Reihen zwar lichten, aber den Wettbewerb an der Branchenspitze zwischen inländischen und internationalen Marken verschärfen.

Zahlreiche Pilotprojekte für autonomes Fahren

Diesen Wettbewerb kann langfristig nur gewinnen, wer zusätzlich zur Elektrotransformation – bei erfolgreicher Risikominimierung - die neuen Möglichkeiten nutzen kann, die (teil)autonomes Fahren und Connected Cars bieten. Entsprechende industriepolitische Ziele sind bereits in Chinas Industrieentwicklungsprogramm „Made in China 2025“ aus dem Jahr 2015 enthalten. Dabei zeichnen sich bisher keine gewinnbringenden Geschäftsmodelle ab. Auf autonomes Fahren fokussierte Start-ups wie PonyAI stecken tief in den roten Zahlen, während branchenfremde technologische Schwergewichte wie Baidu und vor allem Huawei millionenschwer und aggressiv in den Bereich drängen.

Die Regierung unterstützt die Entwicklungen mit industriepolitischen Entwicklungsprogrammen und Fördergeldern. Im September 2022 wurden zehn nationale Pilotzonen mit einem Fokus auf Anwendungen des Einsatzes von Smart Connected Cars im Straßenverkehr etabliert. Gemäß der Informationsplattform ecns.cn wurden Anfang 2023 erstmals komplett autonom fahrende Elektroautos von Baidu zugelassen, und zwar für Probefahrten auf ausgewählten Straßenzügen und zu speziellen Fahrzeiten in der Beijing Economic and Technological Development Area (BEDA). Falls notwendig, können Spezialisten das Auto nur noch remote steuern.

Datenregelungen sorgen für Lokalisierung

Aufgrund des landesspezifischen Ökosystems sowie restriktiver allgemeiner und industriespezifischer Datenschutzvorschriften sind internationale Autofirmen gezwungen, mit lokalen Firmen zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu entwickeln. Wichtige sowie personenbezogene Daten müssen lokal gespeichert werden; ihr Transfer außer Landes unterliegt einem Genehmigungsvorbehalt und ist in vielen Fällen de facto nicht möglich. Die Kompatibilität mit Entwicklungen außerhalb Chinas dürfte künftig immer schwieriger werden.

(Stand Februar 2023)

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