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El Salvador treibt Ausbau regenerativer Energien voran

Der Markt für grüne Energien hat Investitionen von über 1 Milliarde US-Dollar angezogen, auch wegen der guten Bedingungen für private Unternehmen. Weitere Projekte stehen bevor.

Von Sofia Hempel | Bonn

Das kleine El Salvador bietet Greentech-Anbietern eine breite Palette an Möglichkeiten. Während Wasserkraft, Geothermie und teilweise Biomasse schon lange zur Stromerzeugung genutzt werden, hat sich jüngst eine weitere Technologie auf dem Energiemarkt etabliert: Fotovoltaik. Andere Bereiche wie Biogas sind im Kommen.

Solarenergie erlebt Durchbruch

Seit 2017 wächst die salvadorianische Solarbranche so rasant wie in keinem anderen zentralamerikanischen Land: Im Jahr 2019 machten Solaranlagen mit 406 Megawatt 18 Prozent der installierten Leistung aus, 2016 waren es 12 Megawatt. Durch die Inbetriebnahme des 140-Megawatt-Kraftwerks Capella Solar Ende 2020 sind die Kapazitäten weiter gestiegen. Die Anlage gilt als Vorzeigeprojekt, weil sie über den größten Energiespeicher in ganz Zentralamerika verfügt und der Strom der günstigste im salvadorianischen Markt ist. Hinter dem Betreiber steckt der französische Ökostromproduzent Neoen - von ihm stammen eigenen Angaben zufolge 7 Prozent des im Großhandel angebotenen Stroms.

Laut Wirtschaftsministerin María Luisa Hayem Brevé wurden zwischen September 2019 und Dezember 2020 im Land Projekte für erneuerbare Energien (EE) im Umfang von 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) erfolgreich abgeschlossen, das 144-Millionen-US$ teure Capella-Solar-Vorhaben inbegriffen. Das Geld kam in erster Linie aus dem Ausland: Zwischen 2016 und 2019 investierten Projektentwickler, Förderbanken und Private-Equity-Gesellschaften 710 Millionen US$ in grüne Energien, 480 Millionen US$ allein in Fotovoltaikprojekte, heißt es im Climatescope 2020 des Analyseunternehmens BloombergNEF.

Erster Windpark des Landes geht in Betrieb

Die Investitionen gehen größtenteils auf vier öffentliche Ausschreibungsrunden zwischen 2013 und 2019 zurück, in denen EE-Projekte über langfristige Abnahmeverträge (PPAs) mit Netzbetreibern ausgeschrieben wurden. Auf diese Weise wurde auch der erste Windpark des Landes, Ventus, realisiert, der im März 2021 in Betrieb ging. Projektträger ist die guatemaltekisch-honduranische Tracia Network Corporation. Die 15 Turbinen für den 54-Megawatt starken und rund 120 Millionen US$ teuren Windpark lieferte das dänische Unternehmen Vestas.

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Gute Rahmenbedingungen sorgen für schnellen Ausbau

Die salvadorianische Regierung hat den EE-Ausbau im Stromsektor in den letzten Jahren gezielt gefördert, um die Abhängigkeit von teuren Erdölimporten zu senken und die Energiematrix zu diversifizieren. Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) bescheinigt dem Land einen "guten Fortschritt": Wettbewerbsfähige Ausschreibungsverfahren und steuerliche Anreize für grünen Strom hätten dafür gesorgt, gute Rahmenbedingungen zu schaffen, heißt es in einem Bericht vom Dezember 2020. Rund 55 Prozent der installierten Kapazitäten (on grid) gehörten 2018 privaten Betreibern.

Markttreiber und -hemmnisse im Markt für grüne Energien in El Salvador

Markttreiber

Markthemmnisse

Staatliche Förderungen und gesetzlich geregelte Rahmenbedingungen für Privatwirtschaft

Geringe Wirtschaftskraft und Landesgröße

Netto-Stromimporteur

Bau des Flüssigerdgaskraftwerkes deckt Strombedarf

Stromhandel über El Salvador hinaus möglich, da in den regionalen Energiemarkt integriert

Keine Ziele in anderen Sektoren zum Ausbau erneuerbarer Energien, darunter im Transportsektor, Landwirtschaft und Wärmemarkt

Net-Metering wurde 2017 eingeführt

Keine zentrale Behörde für Projektgenehmigung und -verfahren

Hohe Energiekosten

Asiatische und nordamerikanische Anbieter auf dem Fotovoltaikmarkt etabliert

Quelle: Germany Trade & Invest

Laut Jan Janzen, designiertem Geschäftsführer der Deutsch- Salvadorianischen Industrie- und Handelskammer (AHK), sind zurzeit allerdings keine neuen Ausschreibungen für die Vergabe öffentlicher PPAs geplant. Ein Grund dürfte das Flüssigerdgaskraftwerk sein, das mit einer Leistung von 378 Megawatt im Jahr 2022 in Betrieb gehen und einen großen Teil der Stromnachfrage decken wird. Zudem wächst die Wirtschaft nur moderat - und damit der Energieverbrauch.

Deutsches Ingenieurbüro Fichtner plant Biogasanlage in El Salvador

Deutsche Anbieter haben von der Aufbruchstimmung im Energiesektor bislang kaum profitiert, vor allem bei Fotovoltaik dominiert die Konkurrenz aus Nordamerika und Asien, heißt es in einer im Mai 2021 veröffentlichten Zielmarktanalyse der AHK El Salvador. Größere Chancen bieten innovative Themen rund um die dezentrale Energieversorgung wie die Digitalisierung des Strommarktes und Speichertechnologien. Auch bei einer im Land bislang wenig entwickelten Technologie können sich deutsche Firmen gegen Wettbewerber behaupten: Biogas. Das zeigt das Beispiel von Fichtner Water and Transportation. Das Ingenieurbüro, das mehrere Niederlassungen in Zentralamerika besitzt, hat im April 2021 eine Ausschreibung für die Planung einer Biogasanlage für den staatliche Energiekonzern CEL gewonnen, gemeinsam mit seinem lokalen Partner Estructuras Consultores (EC).

Das deutsch-salvadorianische Konsortium bereitet ferner die Ausschreibung für den Bau der Anlage vor. Diese wird am Fluss Acelhuate errichtet und soll die Abwässer, die bislang ungeklärt in den Fluss gelangen, zur Stromerzeugung verwerten. Die Kosten, 32 Millionen US$, will CEL aus eigenen Mitteln stemmen.

Biogas bietet Potenzial

Landesweit gibt es acht Biogasanlagen, eine weitere ist im Bau, wie aus dem Portal für erneuerbare Energien des Nationalen Energierats CNE hervorgeht. Betreiber sind unter anderem große Geflügelproduzenten und das US-Unternehmen AES, das in El Salvador vier regionale Stromversorger besitzt.

Auf dem Portal identifiziert CNE 17 weitere Standorte für zukünftige Anlagen. Jan Janzen sieht vor allem bei Biogasanlagen auf Basis von Faulgas von Klärwerken Chancen, da die Abwasserbehandlung im Land wenig entwickelt sei. "In dem Sektor bieten sich weitere Potenziale für die Anwendung von Biogastechnologien." Kosteneffiziente Optimierung der Technologie und Planungsprozesse könnten dieser Technologie zum Durchbruch verhelfen. Gut für deutsche Anbieter: Mit Ausnahme der Fotovoltaikbranche sei der Wettbewerb in El Salvador im Bereich der erneuerbaren Energien wenig ausgeprägt.

Führt Bitcoin zu neuen Investitionen in Geothermie?

Die Geothermieleistung ist in den letzten Jahren konstant geblieben. Nun könnte Bewegung aufkommen: Laut Staatspräsident Bukelé soll Vulkanenergie für das energieintensive "Schürfen" von Bitcoins genutzt werden. Er habe den staatlichen Geothermie-Stromkonzern LaGeo beauftragt einen entsprechenden Plan zu entwickeln, gab Bukelé am 9. Juni via Twitter bekannt. Deutsche Medien wie die tagesschau und Computerbild haben über das Thema ebenfalls berichtet. Wenige Tage zuvor hatte der Staatspräsident verkündet, Bitcoins als offizielles Zahlungsmittel im Land einzuführen.

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