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Branchen | Frankreich | Automobilsektor

E-Mobility

Der Absatz von Elektrofahrzeugen legte 2022 trotz eines nach wie vor schwachen Kfz-Marktes zu. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur geht voran. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Kaufprämien und Umweltbewusstsein stützen Elektroautos

Frankreich ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Elektroautos in Europa, das Segment erlebt einen starken Aufschwung. Großzügige Kaufprämien, ein steigendes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutz und eine verbesserte Ladeinfrastruktur erleichtern Kunden den Übergang zum Elektroauto. Neue Modelle mit größeren Batterien haben die Reichweitenangst der Kunden etwas zurückgedrängt. In den ersten elf Monaten 2022 wurden gut 178.000 Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Damit machten E-Autos 13 Prozent aller Neuzulassungen aus. 2019 lag der Anteil noch bei 1,9 Prozent. Aufladbare Hybride verkauften sich schlechter als noch 2021, erreichen aber immerhin einen Anteil von 8 Prozent der Zulassungen. 

Das erwartete Verbot von Verbrennermotoren in der EU ab 2035 wird dem Segment in den kommenden Jahren einen massiven Anschub geben. Der Verein zur Förderung der Elektromobilität Avere schätzt, dass Ende 2022 bereits knapp 1,1 Millionen Elektrofahrzeuge und aufladbare Hybride auf Frankreichs Straßen fahren. Das wäre gegenüber 2021 eine Steigerung von etwa 40 Prozent. 

Die französischen Autobauer investieren in den Auf- und Ausbau ihrer E-Fahrzeug-Palette. Renault hat angekündigt, bis 2026 rund 1,5 Millionen Elektrofahrzeuge pro Jahr zu produzieren. Bis 2035 will die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz 35 neue Elektromodelle auf den Markt bringen. Die Stellantis-Gruppe plant die komplette Elektrifizierung der Produktpalette bis 2030 und hat bis 2025 Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro allein für die Elektrifizierung der Mobilität angekündigt. Beide Gruppen investieren nicht nur in die eigene Produktpalette, sondern auch in die Sicherstellung der Zulieferungen, insbesondere bei Batterien und Halbleitern.    

Neuzulassungen von elektrischen und hybriden Pkw (Stückzahlen; Veränderung in Prozent)

2021

Veränderung 2021/2020 

Januar bis November  2022

Veränderung Januar bis November 22 / Januar bis November 2021 

Elektrofahrzeuge

162.106

46,2

178.134

28,2

  davon Wasserstoff

k.A.

k.A.

151

-

Hybridautos

427.537

75,5

408.377

5,7

  davon aufladbare Hybridautos

141.012

89,0

112.004

-10,8

Gesamt

589.643

66,3

586.511

11,6

Quelle: PFA Filière Automobile et Mobilités

Ausländische Anbieter stehen vor dem Markteintritt

In den vergangenen Jahren vertrauten französische Käufer am ehesten auf französische Elektromodelle, wie den Renault Zoe oder dem e208 von Stellantis. Allerdings erobern zunehmend ausländische Modelle den Markt. In den ersten elf Monaten 2022 konnten sich der in China gefertigte Dacia Spring sowie Tesla an die Spitze der meistverkauften Elektrofahrzeuge setzen. Bei reinen Elektroautos erreichte in den ersten 11 Monaten 2022 der Dacia Spring einen Anteil an den Zulassungen von 8,7 Prozent. Das Model 3 von Tesla liegt bei 8 Prozent, gefolgt von der E-Modellversion des Renault Megane (7,3 Prozent) und Renault Zoe (6,5 Prozent).  Der Tesla Y wiederum belegt den fünften Rang mit einem Anteil an den Zulassungen von 5,3 Prozent. Der Volkswagen ID.3 ist seit März 2021 auf dem französischen Markt, ist allerdings noch wenig vertreten.

Europäische Elektrofahrzeuge sind noch teuer und bleiben bislang einer kleinen, finanziell gut ausgestatteten französischen Käufergruppe vorbehalten. Erst ab 2026 erwarten Branchenvertreter nennenswerte Preissenkungen. Für die kommenden Jahre befürchten französische Autobauer, wichtige Marktanteile an ausländische, insbesondere chinesische Anbieter zu verlieren. MG, E-Auto-Fabrikant der chinesischen SAIC-Gruppe, bietet sein Einstiegsmodell in Frankreich für knapp 23.000 Euro an und liegt damit preislich gut 10.000 Euro günstiger als der Renault Zoe, eines der preisgünstigsten französischen Modelle. BYD, einer der größten Hersteller von E-Autos weltweit, wird 2023 in Frankreich erwartet. Auch der chinesische Nio und der vietnamesische Autobauer Vinfast sind bereits in Frankreich oder bereiten sich auf den Markteintritt vor. Frankreichs E-Autohersteller fordern Unterstützung beim Umbau der Branche und Schutz der europäischen Automobilindustrie vor chinesischen Elektroautoimporten. Die Regierung beginnt anzudenken, Kaufunterstützungen auf in Europa produzierte E-Autos zu beschränken. Stellantis erwägt zudem, eine E-Auto-Produktion in Indien aufzubauen, um preislich konkurrenzfähige Modelle auf den französischen Markt bringen zu können. 

Ladeinfrastruktur wird dichter

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt nach der Überwindung pandemiebedingter Verzögerungen in Schwung. Nach Berechnungen des Vereins zur Förderung der Elektromobilität Avere waren Ende November 2022 in gesamt Frankreich über 77.000 öffentlich zugängliche Ladestationen in Betrieb, eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 51 Prozent. Die Gesamtzahl der privaten und öffentlichen Ladestationen beziffert der Netzbetreiber Enedis 2022 auf 1,2 Millionen.

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Die Regierung strebt nunmehr schwerpunktmäßig den Ausbau der Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen und in Mehrfamilienhäusern an. Über das Programm Advenir sollen bis 2025 in Betrieben, Mehrfamilienhäusern sowie öffentlich zugänglichen Privatparkplätzen 125.000 neue Ladstationen eingerichtet werden. Das Förderprogramm mit einem Gesamtvolumen von 320 Millionen Euro stellt Zuschüsse zwischen 600 und 9.000 Euro pro Station in Aussicht. Im November 2022 hat die Regierung zudem angekündigt, die Einrichtung von Ladepunkten an freien Tankstellen im ländlichen Bereich mit einem Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro zu unterstützen.  

Kaufanreize werden angepasst

Angesichts der bereit bis 2035 geplanten vollständigen Umstellung auf CO2-freien Betrieb von Fahrzeugen hat die Regierung zum 1. Januar 2023 ihre Kaufanreize angepasst. Während ab 2023 jegliche Förderung für Hybridfahrzeuge eingestellt wird, profitieren Privatkäufer von neuen Elektrofahrzeugen von einer Förderung in Höhe von 5.000 Euro. Die Kaufprämie wird, je nach Einzelfall, ergänzt durch staatliche Umwandlungsprämien, zinsfreie Kredite sowie lokale finanzielle Hilfen.

Kaufanreize für Elektrofahrzeuge und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge

Ab 1. Januar 2023


Neue Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis bis 47.000 Euro), für Privatkäufer

27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

Elektrofahrzeuge (Kaufpreis bis 45.000 Euro), für Firmenkunden


27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis von 47.000 bis 60.000 Euro)

1.000 Euro

Wasserstofffahrzeuge (Kaufpreis > 60.000 Euro)

1.000 Euro

Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lieferwagen, Neukauf, für Privatkäufer

27 % des Kaufpreises (maximal 5.000 Euro)

Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lieferwagen, Neukauf, für Firmenkunden

27 % des Kaufpreises (maximal 3.000 Euro)

Aufladbare Hybridfahrzeuge (CO2-Ausstoß zwischen 21 und 50 g/km; Kaufpreis bis 50.000 Euro; Reichweite über Elektroantrieb über 50 km)

0 Euro

Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Lastkraftwagen

40 % des Kaufpreises (maximal 50.000 Euro)

Elektrische oder mit Wasserstoff betriebene Busse

40 % des Kaufpreises (maximal 30.000 Euro)

Quelle: Ministère de l'économie des finances et de la relance

Auch der Transportsektor kann von Zuzahlungen bei der Wahl eines CO2-neutralen Antriebs profitieren. Der staatliche Zuschuss von elektrischen und mit Wasserstoff betriebenen Lastkraftwagen und Bussen liegt je nach Kaufpreis bei bis zu 50.000 Euro. Die Sonderabgaben je nach CO2-Ausstoß steigen hingegen. 

Sonderabgaben auf Fahrzeuge mit hohem CO2-Ausstoß

Sonderabgaben (CO2-Grenzwerte*)

Seit 1. Januar 2021

50 Euro (133 g/km) bis 30.000 Euro (über 218 g/km)

seit 1. Januar 2022

50 Euro (128 g/km) bis 40.000 Euro (über 233 g/km) + Sonderabgabe auf Gewicht ab 1,8 t (10 Euro/kg); aber insgesamt maximal 40.000 Euro

Ab 1. Januar 2023

50 Euro (123 g/km) bis 50.000 Euro (über 225 g/km) + Sonderabgabe auf Gewicht ab 1,8 t (10 Euro/kg); aber insgesamt maximal 50.000 Euro

* nach WLTP-NormQuelle: Ministère de l'Économie, des Finances et pour la Relance

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