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Branchen | Frankreich | Automobilsektor

Markttrends

Die Autobranche ist im Umbruch. Europäische Beschlüsse geben den Weg zur Elektromobilität vor. Das schwierige wirtschaftliche Umfeld belastet Autohersteller und Zulieferer. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Aus für Verbrenner beschleunigt Umstellung

Hersteller und Zulieferer richten sich neu aus. Aufgrund des Beschlusses der Europäischen Union, ab 2035 keine neuen Verbrennerfahrzeuge mehr zuzulassen, muss die Industrie ihre Produktion schneller als geplant in Richtung E-Mobilität umstellen. Wasserstoff gewinnt als Treibstoff im Schwertransport an Gewicht.

Die Vision des autonomen Fahrens erfordert eine Digitalisierungsoffensive. In den Ballungsgebieten des Landes wandeln sich die Ansprüche an die Individualmobilität. Unternehmen entwickeln Geschäftsmodelle wie Mobilität als Dienstleistung oder erweitern bestehende Car-Sharing-Modelle, um eine veränderte Mobilitätsnachfrage bedienen zu können.  

Branchenunternehmen, ob Autobauer oder Zulieferer, müssen die Dekarbonisierung ihrer Produktion vorantreiben. Die Regierung unterstützt diesen Prozess der Neuorientierung mit ihrem Investitionsprogramm France 2030. Dieses sieht für den Bereich Dekarbonisierung der Industrie, inklusive der Produktion in der Kfz-Branche, 100 Millionen Euro Fördermittel vor. 

Unabhängig von der Herausforderung der strategischen Neuausrichtung belasten bis heute andauernde Lieferengpässe vor allem bei Elektronikkomponenten, der Ukrainekrieg, Preissteigerungen bei Zulieferungen und die Energiekrise Automobilhersteller und Zulieferer. Die Pkw-Neuzulassungen sind in den ersten elf Monaten 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp neun Prozent eingebrochen. 

Regierung fördert E-Mobilität 

Die Regierung unterstützt die Automobilindustrie und Zulieferer beim Branchenumbau. Im Rahmen des Investitionsförderprogramms France 2030 stellt sie 1 Milliarde Euro zur Verfügung, um Elektromobilität zu fördern. Ziel der Regierung ist, bis 2030 in Frankreich 2 Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr zu produzieren. 20 Millionen Euro will die Regierung zudem für Lösungen aufwenden, die den Umbau von Verbrennerfahrzeugen in E-Autos ermöglichen. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur steht ebenfalls auf der Förderagenda.

Die großen Autobauer des Landes Renault und Stellantis intensivieren ihre Investitionen in E-Mobilität und stellen Produktionsstätten schneller auf reine E-Fabrikation um als ursprünglich geplant. Stellantis will ab 2026 in Europa ausschließlich E-Fahrzeuge auf den Markt bringen. 

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Unternehmen und Staat investieren in Zukunftstechnologien 

Investitionen in Forschung und Entwicklung im Bereich Wasserstoff für den Schwertransport stehen ebenso auf dem Förderprogramm der Regierung.  Der Plan France 2030 sieht Investitionen von 7 Milliarden Euro insbesondere für Elektrolysekapazitäten, aber auch für Vorhaben in der Wasserstoffmobilität vor.

Außerdem hat die französische Regierung im Dezember 2020 ihren Fahrplan für die Entwicklung des Autonomen Fahrens aktualisiert. Darin geht es um den Ausbau des Rechtsrahmens und um mehr Pilotprojekte, von denen bereits viele gefördert wurden. Was noch fehlt, sind marktfähige Lösungen. Stellantis und Renault arbeiten mit dem Google-Tochterunternehmen Waymo zusammen. Frankreich verfügt mit Valeo über einen weltweit führenden Anbieter von Fahrerassistenzsystemen und mit Easymile über ein führendes Start-up für autonome Kleinbusse. 

Staatliche Prämien von bis zu 12.000 Euro zuzüglich lokaler Anreize für Privatleute begünstigen den Kauf des Elektroautos. In den ersten elf Monaten 2022 stiegen die Neuzulassungen von E-Autos im Verhältnis zum Vorjahr um gut 28 Prozent. Aufladbare Hybride hingegen verlieren an Kundengunst. Dieser Trend dürfte sich ab 2023 verstärken, da die Regierung jegliche Förderung für Hybridfahrzeuge einstellt. 

Insbesondere Dieselautos kommen ins Hintertreffen. Grund sind nicht allein steigende Preise für Dieselkraftstoff. Kunden fallen vom Diesel ab - sie fürchten Fahrverbote in Städten, die ihre Umweltzonen (zone à faibles emissions) ausweiten und verschärfte Fahrverbote aussprechen. Bereits ab 2024 sollen in Paris und der Hauptstadtregion keine Dieselautos mehr fahren.  

Klimagesetz verpflichtet zu sauberer Luft und Klimaschutz

Das 2021 in Kraft getretene Klimagesetz (Loi Climat et Résilience) beschleunigt unabhängig von europäischen Vorgaben die Umstellung auf CO2-neutrale Mobilität. Ab 2030 gelten Verkaufsverbote für Fahrzeuge mit CO2-Emissionen über 95 Gramm je Kilometer. Der Staat und seine Untereinheiten (Regionen, Departements und Kommunen sowie öffentliche Einrichtungen) sollen ihre Fahrzeugparks auf Elektrofahrzeuge oder Plug-in-Hybride umstellen. Städte über 150.000 Einwohner sind verpflichtet, bis Ende 2024 Umweltzonen auszuweisen. Zudem werden sukzessive Fahrverbote für stark emittierende Fahrzeuge ausgesprochen. Betroffen sind zunächst Dieselfahrzeuge, ab 2025 auch Benziner, die vor 2006 erstmals zugelassen wurden. 

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