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Wirtschaftsausblick | Frankreich

Wirtschaft leistet der Flaute Widerstand

Ein schwieriges internationales Wirtschaftsumfeld macht den französischen Unternehmen zu schaffen. Ab Mitte 2024 erwartet die Banque de France eine leichte Erholung. 

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Top-Thema: Regierung treibt die Wende zur grünen Industrie voran

Frankreichs Wirtschaft hält sich 2023 trotz eines international angespannten Wirtschaftsumfelds stabil. Sinkende Energiepreise und ein Abflachen der Inflation sorgen für leichte Entspannung. Unternehmen wissen um die Notwendigkeit, in Digitalisierung, Energieeffizienz und Dekarbonisierung zu investieren. Hohe Finanzierungskosten sowie eine international sinkende Nachfrage trüben indes das Geschäftsklima und die Investitionsfreude. 

Frankreichs Staatsverschuldung liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Dennoch treibt die Regierung die Reindustrialisierung und ökologische Transformation des Landes auch mit finanzieller Unterstützung voran. Insbesondere umweltfreundliche oder für die Klimawende erforderliche Technologien und Industrien sind gefragt und werden gefördert. 

Wirtschaftsentwicklung: Inflation und Kostensteigerungen bremsen Investitionen und Konsum

Frankreichs Wirtschaft zeigt sich auch 2023 widerstandsfähig. Das Land wird nach Prognosen der Zentralbank Banque de France ein reales Wachstum von 0,9 Prozent erreichen. Die Geschäftsstimmung ist zum Jahresende hingegen schlecht. Im November 2023 fiel der Geschäftsklimaindex laut Statistikamt INSEE auf 97 Punkte, ein seit April 2021 nicht mehr erreichter Tiefstand. Geopolitische Unsicherheiten, eingedämmte, aber nach wie vor hohe Energiekosten und eine schwache internationale Nachfrage drücken die wirtschaftliche Entwicklung bis ins nächste Jahr hinein. Die Zentralbank erwartet daher auch für 2024 ein nur geringes Wachstum der Wirtschaftsleistung von real 0,9 Prozent. 

Zumindest der Preisauftrieb dürfte langsam eingedämmt sein. So wird die Inflation der Zentralbank zufolge von 5,8 Prozent im Jahr 2023 auf 2,6 Prozent im Jahr 2024 sinken. 

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Nachfrageeinbruch bremst Neuinvestitionen

Unternehmensinvestitionen haben sich 2023 mit einem Plus von 3,1 Prozent durchaus lebhaft entwickelt, werden aber nach Prognosen der Zentralbank im Jahr 2024 mit 0,6 Prozent nur noch schwach zulegen. Angesichts steigender Finanzierungskosten und unsicherer Konjunkturaussichten nimmt die Investitionsbereitschaft von Unternehmen und damit die Nachfrage nach Maschinen, Kfz und Baumaßnahmen ab. Diejenigen Firmen, die finanziellen Spielraum haben, investieren hingegen verstärkt in Energieeffizienz, Autonomie bei der Energieversorgung und in die Dekarbonisierung der Produktion. 

Dabei werden Unternehmen durch die Regierung unterstützt, die ein ehrgeiziges Reindustrialisierungs- und Innovationsprogramm vorantreibt. Das Konjunkturpaket France 2030 schiebt mit einer Gesamtförderung von 54 Milliarden Euro Investitionen für innovative Projekte an. Zudem finden gerade Großprojekte wie die Batterieherstellung separate staatliche Unterstützung. Unternehmen wünschen sich weitergehende Hilfsmaßnahmen, um gegenüber Produzenten in Asien oder den USA bestehen zu können und ihre Produktion zu dekarbonisieren. 

Zwar sind die Staatsfinanzen stark belastet. Die Staatsverschuldung wird sich Prognosen der Banque de France zufolge Ende 2023 auf 109,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes belaufen. Dennoch setzt die Regierung ihre Förderung von industriellen Ansiedlungen und ökologischer Transformation fort. 

Verbraucher schränken sich ein

Im laufenden Jahr 2023 stagniert der Konsum. Die Banque de France erwartet jedoch 2024 eine etwas dynamischere Entwicklung. Die abflauende Inflation und eine erwartete stabilere Energiepreisentwicklung dürfte das Verbrauchervertrauen steigern. Ein historisch hoher Sparüberhang von 18,2 Prozent des verfügbaren Bruttoeinkommens legt den Grundstein für einen im Jahr 2024 wieder anziehenden Konsum. Aufgrund hoher Finanzierungskosten stellen Verbraucher Großinvestitionen wie den Kauf einer Immobilie zurück. Die Banque de France prognostiziert für 2023 einen Einbruch der privaten Investitionen um 5,8 Prozent und erwartet für 2024 einen weiteren Rückgang um 5,9 Prozent.

Schwache Nachfrage nach Maschinen und Anlagen

Der Außenhandel erholt sich langsam. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 hatte Frankreich noch ein Rekorddefizit von knapp 124 Milliarden Euro eingefahren. Im gleichen Zeitraum 2023 sank dieses Defizit auf 81,3 Milliarden Euro. Anziehende Ausfuhren von Kfz, aber auch von Raffinerieprodukten schieben die Exporte an. Die Ausfuhren stiegen laut den Zollbehörden in den ersten drei Quartalen 2023 um nominal 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. 

Die Importe hingegen gehen in den ersten drei Quartalen um 4,7 Prozent zurück. Sinkende Preise bei chemischen Vorprodukten sowie ein Rückgang bei Importen von Elektrizität und Konsumgütern entlasten die Außenhandelsbilanz. Auch Industriemaschinen und Elektronik werden weniger eingekauft.   

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Für Frankreich ist Deutschland weltweit der wichtigste Lieferant. Maschinen und Anlagen sowie chemische Erzeugnisse dominieren die deutschen Ausfuhren. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 lieferte Deutschland Waren im Wert von 88 Milliarden Euro nach Frankreich, eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum von nominal knapp 1 Prozent. Im deutsch-französischen Außenhandel erwirtschaftet Deutschland traditionell hohe Überschüsse. In den ersten drei Quartalen 2023 erreichte der deutsche Handelsüberschuss 36,1 Milliarden Euro. 

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Deutsche Perspektive:  Deutsche Technik muss sich lohnen

Deutschland und Frankreich sind wirtschaftlich eng vernetzt. Deutschland ist einer der größten Investoren im Lande. Deutsche Technologie und Anlagen sind in Frankreich hochgeschätzt. Gerade in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umwelttechnik können deutsche Unternehmen mit ihrem Know-how und hohen Qualitätsstandards punkten. Gegen günstigere Technologien setzen sich deutsche Konzepte vor allem dann durch, wenn sie mittelfristig zu Kosteneinsparungen bei Produktion und Betrieb führen.

Weitere Informationen zu Frankreich erhalten Sie auf der Länderseite.

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