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Branchenbericht | Georgien | Bauwirtschaft

Auf georgischen Baustellen soll wieder reger Betrieb einkehren

Mit regionalen Entwicklungsprogrammen und der Unterstützung internationaler Finanzorganisationen wird die öffentliche und touristische Infrastruktur in Georgien modernisiert.

Von Viktor Ebel | Bonn

Die Coronakrise hat die georgische Wirtschaft hart getroffen. Davon ist auch die Baubranche nicht verschont geblieben, deren Umsätze 2020 um 7,2 Prozent auf 7,7 Milliarden Lari gesunken sind (2019: 8,3 Milliarden Lari). Doch Besserung ist in Sicht: Marktkenner erwarten für dieses Jahr eine leichte Erholung, die auf steigenden Investitionen der öffentlichen Hand und prallen Kassen bei internationalen Gebern fußt.

Damit sollen vor allem Straßen und Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem kommt das Tiefseehafen-Projekt Anaklia wieder auf den Tisch, nachdem die Regierung den Konzessionsvertrag Anfang 2020 aufgekündigt hatte.

Modernisierungsoffensive in Westgeorgien

Das Ministerium für regionale Entwicklung und Infrastruktur veröffentlichte Anfang Mai 2021 in 34 Gemeinden Westgeorgiens Ausschreibungen innerhalb des Programms „Erneuerte Regionen“. Durch den kommunalen Entwicklungsfonds werden 46 Millionen US-Dollar (US$) für zahlreiche Bauvorhaben bereitgestellt, darunter:

  • Restaurierung wichtiger kultureller oder historischer Stätten,
  • Wiederherstellung der kommunalen Verwaltungszentren,
  • Entwicklung von Erholungsräumen und touristischer Infrastruktur,
  • Bau wichtiger öffentlicher Einrichtungen,
  • Entwicklung einer Projektdokumentation zur verbesserten Nachverfolgung des Projekterfolgs in Städten, Dörfern und Kurorten.

Eine Sonderkommission aus Vertretern der lokalen Verwaltung und der Zentralregierung wählt die Unternehmen aus, die mit den Bau- und Reparaturarbeiten betraut werden. Dabei wird besonders darauf Wert gelegt, dass historische und kulturelle Elemente der Region erhalten bleiben. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Funktionalität.

Über 100 Millionen Euro für Ausbau der Ost-West-Autobahn

Die Autobahn E-60, die 392 Kilometer lang ist und von der aserbaidschanischen Grenze bis zum Schwarzen Meer verläuft, wird mit Mitteln der Europäischen Investitionsbank (EIB) instand gesetzt. Laut dem Ministerium für regionale Entwicklung und Infrastruktur erhält die georgische Regierung ein Darlehen über 106,7 Millionen Euro, mit dem zwei Streckenabschnitte repariert werden: die 30 Kilometer lange Strecke von Algeti nach Sadakhlo und die 32 Kilometer lange Trasse Rustavi-Rote Brücke.

Der Ausbau und die Modernisierung der Schnellstraße ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte in Georgien. Insgesamt hat sich die EIB schon mit 250 Millionen Euro daran beteiligt. Seit Beginn des Engagements der EIB in Georgien im Jahr 2007 sind gar bis zu 1 Milliarde in den Straßenbau geflossen.

Baubranche bietet ausländischen Lieferanten gute Chancen

Zahlreiche Straßenbau- und Immobilienprojekte ließen den Anteil der Bauwirtschaft an der gesamten Bruttowertschöpfung in den letzten Jahren deutlich steigen. Zwischen 2018 und 2019 hat der Anteil des Sektors von 6,0 Prozent auf 8,3 Prozent zugenommen. Mit einem Wachstum von 24 Prozent lag die Bauindustrie im Zeitraum 2016 bis 2018 außerdem weit über dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 4 Prozent im gleichen Zeitraum.

Aus Deutschland stammen 2019 etwa 5,3 Prozent der georgischen Importe. Neben Kraftfahrzeugen werden vor allem Maschinen aller Art sowie Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente geliefert.

Deutsche Exporte nach Georgien (in Millionen Euro)

Indikator

2018

2019

2020 *)

Exporte, gesamt

359,1

403,4

316,1

darunter

  Metallwaren

8,9

7,3

6,0

  Kraftmaschinen

4,7

4,5

2,7

  Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke

23,1

39,7

18,6

  Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke

27

27,5

26,1

  Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente

20,6

21,5

13,5

*) PrognoseQuelle: Destatis

Seidenstraßen-Großprojekt „Anaklia“ wieder wiederbelebt

Am 4. März 2021 erklärte der georgische Premierminister Irakli Garibashvili, dass die Regierung in naher Zukunft einen neuen Investor für das Tiefseehafenprojekt Anaklia auswählen wird. Die Bedingungen und Verfahren für die Auswahl potenzieller Investoren wurden bereits aktualisiert.

Das Projekt geriet 2019 in die Schlagzeilen, nachdem der Hauptauftragnehmer, das Anaklia Development Consortium LLC (ADC), Vertragsverbindlichkeiten nicht eingehalten hatte. Die erste Bauphase sollte mit 400 Millionen US$ von ausländischen Banken finanziert werden. Da die von der ADC mit internationalen Finanzinstituten ausgehandelten Bedingungen jedoch nicht konform mit dem Konzessionsvertrag waren, kündigte die georgische Regierung diesen am 9. Januar 2020.

Einst als Leuchtturmprojekt gehandelt, hat Anaklia durchaus das Potenzial sich zu einem Transporthub zwischen Europa und Asien zu entwickeln. Die Kapazitätsgrenze der Nachbarhäfen Poti und Batumi ist bald erreicht, während die Route China-Zentralasien-Europa via Aserbaidschan und Georgien sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Die entsprechenden Häfen am Kaspischen Meer (Aserbaidschan: Baku; Kasachstan: Kuryk, Aktau; Turkmenistan: Turkmenbaschi) stehen bereits und setzen Georgien unter Zugzwang.

Anzahl von verkehrenden Güterzügen zwischen Europa und China (ohne Züge über Russland)

Jahr

2014

2015

2016

2017

2018

Anzahl Güterzüge

298

803

1.615

3.130

4.982

Quelle: Chinese Railways

Kontaktadresse

Ministerium für Regionale Entwicklung und Infrastruktur Georgien

Al. Kazbegi avenue, 12

0160 Tbilisi, Georgien

http://www.mrdi.gov.ge/

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