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Special | Zentralasien | Konnektivität

Zentralasien hofft auf Nord-Süd-Route über Iran und Pakistan

Über Irans Hafenstadt Bandar Abbas hat Zentralasien Zugang zum Weltmeer. Jedoch kann die Route gen Süden aus politischen und aus Sicherheitsgründen kaum genutzt werden.

Von Lukas Latz | Berlin

Transitlieferungen der kasachischen Eisenbahn aus China in den Iran haben ein noch geringeres Volumen als Lieferungen über den mittleren Korridor in Richtung Aserbaidschan. Die Länder Zentralasiens haben ein großes Interesse daran, Transitverbindungen in den Süden auszubauen. Zwischen 2009 und 2014 entwickelten Kasachstan, Turkmenistan und Iran eine neue Nord-Süd-Verbindung zwischen den Ländern.

Sanktionen verhindern bessere Verbindungen über Iran

2015 hatte sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf einen Plan zur Kontrolle des iranischen Atomwaffenprogramms geeinigt. In der Folge wurden einige der US-amerikanischen Sanktionen gegen die Islamische Republik aufgehoben. US-Präsident Donald Trump kündigte dieses sogenannte Atomabkommen 2018 wieder auf und verhängte neue Sanktionen, die auch von seinem Amtsnachfolger Joe Biden bislang nicht aufgehoben wurden.

Vor allem für Usbekistan ist der Anschluss an den Iran wichtig. 2016 trat die Vereinbarung von Aschgabat in Kraft. Darin verständigten sich Usbekistan, Turkmenistan, Iran und Oman darauf, gemeinsam bessere Bedingungen für einen Transportkorridor durch die Länder zu schaffen.

Im Zuge der kurzzeitigen Öffnung nach Aufhebung der Sanktionen 2015 hatten auch die kasachische und iranische Eisenbahn eine engere Kooperation geplant. Im Februar 2017 unterzeichneten sie ein Partnerschaftsabkommen. Beide Unternehmen planten, gemeinsam ein Terminal im Hafen von Bander Abbas zu betreiben. Der Hafen im Golf von Oman sichert dem Iran den Anschluss an den Welthandel. Bislang wurde das gemeinsame Terminal jedoch nicht gebaut. Zum aktuellen Stand des Projekts liegen keine Informationen vor.

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Südliche Seidenstraße über Teheran ist aus politischen Gründen blockiert

Für den Transport zwischen China und Westeuropa blicken Logistiker auch auf die Schienenverbindungen südlich des kaspischen Meeres. Die Route über den Iran, Irak, Syrien und die Türkei kann aufgrund der Sanktionen gegen den Iran, der politischen Instabilität und der schwierigen diplomatischen Beziehungen zwischen Europa und den Ländern der Region jedoch kaum genutzt oder ausgebaut werden.

"Die südliche Route über die Türkei, Syrien und den Iran in Richtung China spielt aktuell für uns noch keine Rolle", erklärt Thomas Schlipköther, Vorstandsmitglied bei Duisport. "Wir führen zwar seit geraumer Zeit Gespräche mit Partnern über mögliche weitere Engagements entlang dieser Route, erachten aber aufgrund der zum Teil unklaren politischen und damit marktseitigen Einflüsse auf logistische Projekte eine Beurteilung von Chancen und Risiken aktuell als nicht eindeutig abgrenzbar."

LKW- und Schienenroute über Afghanistan sind in früher Planungsphase

Um neue Exportmöglichkeiten zu eröffnen, strebt Usbekistan an, einen Transportkorridor über Afghanistan nach Pakistan zu eröffnen. Die US-amerikanische Entwicklungsagentur USAID unterstützt in einem Projekt diesbezüglich zwei Logistik-Unternehmen. Die Unternehmen aus Pakistan und Usbekistan sollen bis Jahresende 50 Transitfahrten auf dieser Route durchführen.

Usbekistan, Afghanistan und Pakistan einigten sich im Januar auf eine Roadmap zum Aufbau einer Schienenverbindung von Masar-i-Sharif (in Nordafghanistan unweit der usbekischen Grenze) über Kabul nach Peshawar in Pakistan. Der Aufbau der Strecke soll 4,8 Milliarden US-Dollar (US$) kosten. Beobachter halten es für möglich, dass sich der von den USA aufgelegte Central Asia Investment Fund an dem Projekt beteiligen könnte. In diesem Jahr könnte bereits die genaue Projektierung der Strecke beginnen.

Im Mai 2021 wurde bekannt, dass die Weltbank 35 Millionen US$ für die Projektierung zur Verfügung stellt.

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