Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Indien | Pharma und Verpackungen

Höhere Pharmaproduktion lässt Nachfrage nach Verpackungen steigen

Verpackungen für Pharmaprodukte gelten als Wachstumssegment, auch weil die Produktion von Arzneimitteln in den kommenden Jahren deutlich steigen dürften.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der Markt für Verpackungen wächst in Indien rasant. Im Jahr 2025 wird er einen Umfang von 204,8 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen, prognostiziert die Rechercheplattform Report Linker. Im Jahr 2019 waren es noch 50,5 Milliarden US$. Eine andere Schätzung von Maximize Market Research erwartet für das Jahr 2027 ein Volumen von 326 Milliarden US$, nach 81 Milliarden im Jahr 2019. Das entspricht einer Wachstumsrate von mehr als 26 Prozent pro Jahr.

Noch ist der Verpackungsverbrauch in Indien gering: Im Jahr 2020 konsumierte jeder Einwohner im Durchschnitt rund 11 Kilogramm Verpackungsmaterial, bei einem Wert von 55 US$ pro Kopf. Beide Zahlen sind im weltweiten Vergleich niedrig.

Ein wichtiger Teilmarkt ist die Verpackung von Pharmaprodukten. Das Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence prognostiziert, dass das Marktvolumen für Verpackungen im Pharmabereich im Jahr 2023 auf 3,6 Milliarden US$ steigen wird, nach 2,1 Milliarden US$ im Jahr 2017. Die Fachmesse Paperex schätzt, dass der Verpackungsmarkt für Arzneiwaren in Indien Ende 2020 einen Umfang von 2,6 Milliarden US$ erreicht hatte.

Bild vergrößern

Circa 25 Prozent der Nachfrage nach Verpackungsmaschinen und -materialien in Indien wird durch die Pharmabranche erzeugt, so das Beratungsunternehmen T&A. Experten erwarten, dass Indien zukünftig mehr höherwertige Arzneimittel herstellen wird, insbesondere bei Impfstoffen. Daher dürfte die Nachfrage nach Verpackungen aus Glas besonders steigen.  

Große Player dominieren – auch deutsche Firmen mischen mit

In Indien gibt es viele Unternehmen, die ihr Geld mit Verpackungen für Arzneimittel und ähnlichem verdienen. Hohe Investitionen für Maschinen und die komplexe Regulierung im Pharmabereich haben dafür gesorgt, dass größere Firmen starke Marktstellungen entwickelt haben. Oft sind es Ableger global agierender Unternehmen. Zu diesen wichtigen Branchenteilnehmern gehören unter anderem Essel Propack, Aptar Pharma India und Bilcare Pharmaceutical. West Pharmaceuticals Packaging India und Gerresheimer AG sind ebenfalls vertreten. Letztere ist bereits seit mehreren Jahren in Indien tätig und hatte Anfang 2021 in das Geschäft mit Plastikverpackungen am Standort Kundli investiert.

Der Glashersteller Schott zählt zu den wichtigsten Unternehmen vor Ort. Nach eigenen Angaben war das Unternehmen für 95 Prozent der Verpackungen von Covid-19-Impfstoffen in Indien verantwortlich. Im September 2021 erklärte das Unternehmen, über 81 Millionen US$ (Umrechnungskurs laut durchschnittlichem Wechselkurs der Bundesbank für September 2021; 1 Euro = 1,16 US$) in Jambusar in Gujarat investieren zu wollen, um die Fertigungskapazitäten dort auszuweiten. Bereits im August 2021 war bekanntgeworden, dass 50 Prozent der Anteile von Schott Kaisha für einen unbestimmten Betrag vom Impfstoffhersteller Serum Institute of India übernommen wurden. Das neue Joint Venture kündigte weitere Investitionen an, ohne jedoch konkret zu werden.  

Multivac hat sich ebenfalls für Investitionen in Indien entschieden. Anfang Februar 2022 erfolgte der Spatenstich für eine Fabrik in Ghiloth. Etwas mehr als 7 Millionen US$ investiert das deutsche Unternehmen. Der Standort soll mit Tiefziehverpackungsmaschinen sowie Traysealern ausgestattet werden und als Produktionshub für die Region Südasien dienen.

Nachhaltigkeit wird wichtiger

Der US-amerikanische Verpackungsriese Berry Global begann im Mai 2022 mit dem Bau einer weiteren Produktionsanlage in Sira, die bis zum Frühjahr 2023 fertiggestellt sein soll. Schwerpunkt der Investition ist das Thema Nachhaltigkeit. So soll der neue Standort dem Standard "International Sustainability and Carbon Certificate Plus" genügen. Ziel ist ein höherer Einsatz an recycelten beziehungsweise umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien. 

Das Unternehmen steht damit stellvertretend für die Branche. Ein wachsendes Umweltbewusstsein bei Kunden erhöht die Nachfrage nach ökologischeren Verpackungen. Gleichzeitig verschärft die Regierung die Regulierung für die Herstellung von Plastikverpackungen und erhöht damit den Druck für Unternehmen, nachhaltiger zu werden. Das betrifft insbesondere einen höheren Anteil an recyceltem Plastik und den vermehrten Einsatz von Verpackungen aus Papier. 

Subventionen für mehr lokale Herstellung von Arzneimitteln

Bereits jetzt ist Indien ein großer Standort für die Pharmaproduktion. Es werden Produkte in allen Bereichen der Wertschöpfungskette hergestellt.

Bild vergrößern

Seit Anfang 2020 verfolgt die Regierung das Ziel, Indien wirtschaftlich unabhängiger zu machen. Um dieses Ziel – Atmanirbhar Bharat genannt – zu erreichen, wird die Produktion vor Ort gefördert. Ein Großteil der Subventionen sind Production-Linked Incentives – Zahlungen, die an die Produktionsmengen gekoppelt sind. Sie werden auch für den Pharmabereich ausgezahlt. Vergleichsweise niedrige Lohnkosten machen das Land schon jetzt als Standort attraktiv und durch die finanzielle Unterstützung werden die Produktionskapazitäten weiter wachsen.

Zum Ende des Jahres 2021 wurden 55 Unternehmen ausgewählt, die von der staatlichen Hilfe profitieren sollen. Um die geforderten Produktionsziele zu erreichen, werden die Unternehmen zügig mit Investitionen beginnen müssen. Gleichzeitig wird der wachsende Output den Bedarf an Pharmaverpackungen erhöhen. Auf Hersteller von aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen (Active Pharmaceutical Ingredients; API) kommen dabei neue Anforderungen zu. Ab Januar 2023 sind sie verpflichtet, die verpackten Waren mit QR-Codes auszustatten, um gefälschte Produkte einfacher identifizieren zu können.  

Investitionen im indischen Pharmasektor steigen stark

Laut dem Department for Promotion of Industry and Internal Trade flossen im Finanzjahr 2020/2021 (1. April bis 31. März) ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 1,5 Milliarden US$ in den indischen Pharmasektor. Das waren fast dreimal so viel wie im vorherigen Finanzjahr. Von April 2021 bis Dezember 2021 lag der aus dem Ausland investierte Betrag bei 1,2 Milliarden US$.

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.