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Special | Irak | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Energie: Von Öl zu Gas zu Sonne

Beim Kraftwerksneubau hat der Irak bislang vor allem auf den Umstieg von Öl auf Gas gesetzt. Aber langsam kommen nun auch erneuerbare Energien in den Strom- und Energiemix.

Von Detlef Gürtler | Berlin

Energieversorgung: Bislang extreme Abhängigkeit von Öl und Gas

Die überwältigend große Bedeutung fossiler Energiequellen für die irakische Volkswirtschaft spiegelt sich auch im Energiesektor des Landes wider. 98,5 Prozent des gesamten Energieverbrauchs und 94,5 Prozent der Stromproduktion beruhen auf der Verbrennung von Erdöl oder Erdgas. Eine Reduzierung von Treibhausgasen gelang dabei in den vergangenen beiden Jahrzehnten in erster Linie durch den Umstieg vom Brennstoff Öl auf Gas: Lag in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts der Anteil von Erdgas am Gesamtenergieverbrauch um die 5 Prozent, betrug dieser Wert zuletzt um die 30 Prozent.

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Stromerzeugung: Konventioneller Kraftwerkssektor mit Verschiebung von Öl zu Gas

Im Stromsektor fällt der Wechsel von Öl zu Gas noch deutlich drastischer aus. Schon 2014 erreichten Gaskraftwerke einen Anteil an der Stromproduktion von mehr als 70 Prozent - ein Jahrzehnt zuvor waren es nur 40 Prozent. Bisher hat Irak fast ausschließlich auf den Ausbau und die Modernisierung konventioneller Kraftwerke gesetzt, wobei bestehende Anlagen zu energieeffizienteren Gas- und Dampfturbinenkraftwerken (GuD) umgerüstet werden. Die MEED Projektdatenbank für den arabischen Raum verzeichnet gegenwärtig 20 im Bau befindliche Öl- und Gaskraftwerksprojekte für über 22 Milliarden US-Dollar (US$).

Das mit Abstand größte dieser Projekte sind vom Ministry of Electricity (MoE) beauftragte Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 11 Gigawatt und einem Investitionsvolumen von 12 Milliarden US$. Zum Vergleich: 2020 verfügte der Irak landesweit über maximal verfügbare Kraftwerkskapazitäten von etwa 20 Gigawatt.

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Erneuerbare Energien mit zuletzt sinkendem Anteil

Für den Betrieb von Wind- und vor allem Solarkraftwerken ist der Irak zwar hervorragend geeignet, bislang sind aber noch kaum Kapazitäten ans Netz gegangen. Nach Angaben der International Renewable Energy Agency (IRENA) stagniert die Fotovoltaikkapazität seit einem Jahrzehnt bei etwa 40 Megawatt. Mit dieser Kapazität konnten zuletzt (2021) 0,4 Prozent der gesamten Stromproduktion des Landes erzeugt werden.

Der Irak verfügt laut IRENA über Wasserkraftwerke mit einer installierten Kapazität von 1,6 Gigawatt. Allerdings steht von dieser Leistung nur ein geringer Teil tatsächlich zur Verfügung, denn die zunehmende Wasserknappheit verringert auch das Potenzial der Stromproduktion aus Wasserkraft. Ihre Bedeutung nimmt denn auch seit Jahrzehnten stetig ab: Während Wasserkraft im Jahr 2004 noch einen Anteil von 5 Prozent an der gesamten Energieproduktion des Landes hatte, sank dieser Anteil bis 2021 auf 1,3 Prozent. Heftige Regenfälle im März und April 2023 dürften diesen Abwärtstrend zumindest unterbrechen, da sie viele Reservoirs wieder gefüllt haben.

Große Solarprojekte kündigen Trendwende an

Seit 2021 gibt es in Iraks Solarsektor zumindest Bewegung bei den Projektankündigungen. Iraks aktuelle Planung strebt bis 2025 eine Fotovoltaikkapazität von 10 Gigawatt an. Im Juni 2021 hat die Regierung verkündet, ausländische Investoren für Solarprojekte mit einer Leistung von insgesamt 12 Gigawatt gewinnen zu wollen. Gemäß der MEED-Datenbank waren allerdings Anfang 2023 lediglich Solarkraftwerke in einem Umfang von 1,2 Gigawatt in Bau sowie Anlagen mit weiteren 6 Gigawatt in Planung. 

Ein kombiniertes Gas-Solar-Megaprojekt wurde im April 2023 nach langem Tauziehen beschlossen: das "Gas Growth Integrated Project" mit einem Investitionsvolumen von 27 Milliarden US$ unter Federführung des französischen Total-Energies-Konzerns. In drei irakischen Ölfeldern sollen im Rahmen des Projekts Anlagen zur Nutzung des bislang abgefackelten assoziierten Gases entstehen.

In der Region Basra im Süden des Landes soll zudem ein Solarkraftwerk in der Größenordnung von 1 Gigawatt gebaut werden. Nach der ursprünglich geschlossenen Vereinbarung vom September 2021 gab es Diskussion über Art und Umfang einer staatlichen irakischen Beteiligung. Am Ende stand eine Einigung auf einen 30-prozentigen Staatsanteil; die übrigen Anteile gehen an TotalEnergies (45 Prozent) sowie Qatar Energies (25 Prozent).

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