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Branchen | Israel | Werkzeugmaschinen

Israel braucht hochwertige Werkzeugmaschinen

Die israelische Industrie ist auf hochqualitative Fabrikate angewiesen. Deutschland ist der führende Lieferant. 3D-Verfahren sind bisher keine ernste Konkurrenz.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Markt auf Einfuhr angewiesen

In Ermangelung nennenswerter einheimischer Versorgung bezieht die israelische Industrie ihre Werkzeugmaschinen praktisch nur aus dem Ausland. Die Einfuhrzahlen sind relativ stabil. Das Coronajahr 2020 brachte zwar einen Rückgang der Einfuhr um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit sich. Allerdings lag die Schrumpfung nicht etwa an einer Industriekrise, denn 2020 konnte die Industrie ihre Wertschöpfung real um 2,5 Prozent steigern. Deshalb ist keine nachhaltige Schmälerung der Importe zu erwarten.

Einfuhr von Werkzeugmaschinen* 2016 – 2020 (in Millionen US$)

Jahr

Einfuhr

Davon: aus Deutschland

Deutscher Importmarktanteil in %

2016

175,6

38,3

21,8

2017

189,1

39,7

21,0

2018

220,0

42,5

19,3

2019

199,8

36,6

18,3

2020

180,4

42,4

23,5

* Maschinen nach SITC 731 und 733 und Teile nach SITC 735Quelle: UN Comtrade Database

Das führende Lieferland war 2020, wie in den davorliegenden Jahren, Deutschland. Dabei konnten sich die deutschen Lieferungen nicht nur behaupten, sondern nahmen gegenüber dem Vorjahr um 15,8 Prozent zu. Damit stieg auch der deutsche Importmarktanteil kräftig.

Führende Lieferländer für Werkzeugmaschinen* 2020

Land

Einfuhr, Mio. US$

Importmarktanteil in %

Deutschland

42,4

23,5

Italien

24,6

13,6

USA

20,7

11,5

Japan

18,0

10,0

China

15,0

8,3

Schweiz

12,9

7,1

Türkei

8,5

4,7

Vereinigtes Königreich

3,8

2,1

Korea (Republik)

3,6

2,0

Österreich

3,1

1,7

Niederlande

2,7

1,5

* SITC 731, 733 und 735Quelle: UN Comtrade Database

Hohe Anforderungen

Israelische Industrieunternehmen stellen in aller Regel höchste Qualitäts- und Präzisionsanforderungen an Werkzeugmaschinen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die meisten ihrer Abnehmer Produkte von hoher Qualität und Zuverlässigkeit herstellen müssen, um auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Angesichts der hohen Exportabhängigkeit der israelischen Industrie ist das überlebenswichtig.

So etwa liegt die Exportquote der Hightech-Industrie, die eine wichtige Abnehmerbranche für Werkzeugmaschinen darstellt, bei rund 70 Prozent. Der Exportanteil des Maschinenbaus am Branchenumsatz beläuft sich auf circa 60 Prozent.

Die Metall- und die Elektroindustrie erreichen weitaus niedrigere Exportquoten, doch sind auch sie in der Regel auf hochleistungsfähige Werkzeugmaschinen angewiesen, allein schon, um auf dem Binnenmarkt ausländischer Konkurrenz die Stirn bieten zu können. Schließlich verlangt auch die in der Statistik nicht erfasste, für die industrielle Erzeugung aber bedeutende Wehrtechnik, Maschinen auf Weltspitzenniveau.

Auch weniger ausgefeilte Maschinen finden ihre Käufer

Wie Marktteilnehmer erklären, sind die hohen Ansprüche israelischer Kunden der entscheidende Grund für die Dominanz von Lieferanten aus westlichen Industrieländern. Das bedeutet indessen nicht, dass Länder mit niedrigerem Lohnniveau keine Erfolge erzielen können. So baute China in den letzten Jahren seine Lieferungen nach Israel deutlich aus.

Avia Tennenbaum, Marketing- und Kundendienstdirektor des Werkzeugmaschinenimporteurs I.M.T.L Israel Machine Tools, weist darauf hin, dass weniger anspruchsvolle Werkzeugmaschinen in einem Teil der Fälle durchaus ausreichten. Sie würden, so Tennenbaum gegenüber Germany Trade & Invest, vor allem in Produktionsprozessen eingesetzt, in denen höchste Genauigkeit nicht gefordert werde.

Nischen für handgeführte Werkzeugmaschinen

Armin Abacov, Marketingdirektor der auf spanabhebende Maschinen spezialisierten Firma Blumenfeld Machines erklärt, rund 75 bis 80 Prozent der nach Israel importierten Werkzeugmaschinen seien mit numerischer Steuerung ausgestattet. Indessen gebe es durchaus Verwendungsgebiete auch für manuell geführte Werkzeugmaschinen, beispielsweise bei kurzen Produktionsserien, Prototypen oder der Herstellung einzelner Ersatzteile.

Abacov glaubt zudem, dass mehr manuell geführte Werkzeugmaschinen eingesetzt werden könnten, als es gegenwärtig der Fall sei. Größtes Hemmnis dafür sei der in Israel bestehende Mangel an Facharbeitern.

Additive Produktionsverfahren bisher keine ernsthafte Konkurrenz

Additive Produktionsverfahren, so Abacov gegenüber Germany & Invest, befänden sich in Israel erst in der Anfangsphase. Daher dürften sie sich in den kommenden Jahren zu keiner ernsthaften Konkurrenz für Werkzeugmaschinen entwickeln.

Tennenbaum glaubt ebenfalls nicht, dass 3D-Drucker herkömmlichen Werkzeugmaschinen auf absehbare Zeit massiv Konkurrenz machen werden. In ausgewählten Fällen jedoch könnten additive Produktionsverfahren jetzt schon Vorteile gegenüber der spanabhebenden Technologie vorweisen. Ein Beispiel sei die Verwendung der 3D-Technologie zur Herstellung von Komponenten, bei denen nicht der Preis, sondern ein möglichst niedriges Gewicht entscheidend ist, etwa bei Produkten für die Luft- und Raumfahrt. I.M.T.L Israel Machine Tools nimmt das Gebiet additiver Produktionsverfahren ernst und hat eine Tochterfirma für das 3D-Geschäft gegründet.

Kaum Eigenproduktion

Die einheimische Werkzeugmaschinensparte ist nicht allzu stark entwickelt. Zwar ordnete die Datenbank der Wirtschaftsinformationsfirma Dun & Brandstreet Israel im Juni 2021 rund 150 Unternehmen der Werkzeugmaschinensparte zu. Allerdings stellen sie hauptsächlich Zubehör und Komponenten, nicht aber komplette Maschinen her.

Zudem sind die Betriebe meistens klein. Eine große Mehrheit weist einen Beschäftigungsstand von weniger als 20 Arbeitskräften auf. Viele sind zugleich in anderen Sparten tätig.

Teile und Zubehör tragen die Ausfuhr

Die Ausfuhr kompletter Werkzeugmaschinen (SITC 731 und 733) verändert sich zum Teil stark von Jahr zu Jahr. In den Jahren 2019 und 2020 gewannen die Exporte von Transfermaschinen (SITC 731.23) stark an Bedeutung.

Ausfuhr von Werkzeugmaschinen inklusive Teilen und Zubehör 2016 – 2020 (in Millionen US$)

Ausfuhr

Davon: Teile und Zubehör

Davon: Werkzeughalter und selbstöffnende Gewindeschneidköpfe

58,7

30,5

7,3

58,7

27,1

9,0

70,3

29,9

13,1

241,0

170,4

145,4

142,6

113,3

100,5

Quelle: UN Comtrade Database

In jedem Fall liegt die Ausfuhr kompletter Maschinen deutlich unter der Einfuhr. Anders stellt sich die Situation im Marktsegment der Teile und des Zubehörs für Werkzeugmaschinen dar. In diesem Segment ist es Israel 2019 und 2020 gelungen, die Ausfuhr auf ein neues Niveau zu heben. Das war einem sprunghaften Exportwachstum einer einzigen SITC-Gliederungseinheit geschuldet: Werkzeughalter und selbstöffnende Gewindeschneidköpfe (SITC 735.11).

Einfuhr von Werkzeugmaschinen 2019 und 2020, (in Tausend US$)

SITC-Nr.

Warenbezeichnung

2019

Davon: aus Deutschland

2020

Davon: aus Deutschland

731.1

Werkzeugmaschinen zum Abtragen von Stoffen durch Laser-, Licht- oder anderen Photonenstrahl, Ultraschall, Elektroerosion, elektrochemische Verfahren oder Elektronen-, Ionen- oder Plasmastrahl

29.345

5.963

18.867

3.792

731.2

Bearbeitungszentren, Mehrwegemaschinen und Transfermaschinen, zum Bearbeiten von Metallen

42.744

14.129

39.485

9.779

731.3

Drehmaschinen zur spanabhebenden Metallbearbeitung

17.778

843

24.248

6.380

731.4

Bearbeitungseinheiten auf Schlitten; andere Werkzeugmaschinen zum Bohren oder Ausbohren

3.314

514

7.979

1.658

731.5

spanabhebende Werkzeugmaschinen zum Fräsen, Außen- oder Innengewindeschneiden von Metallen

4.182

849

6.225

1.261

731.6

Werkzeugmaschinen zum   Fertigbearbeiten von Metallen,

Hartmetallen oder Cermets mit Hilfe von Schleifscheiben, Schleifstoffen oder Poliermitteln

17.048

2.696

10.892

3.748

731.7

Hobelmaschinen, Waagerecht- und Senkrechtstoßmaschinen, Räummaschinen, Verzahnmaschinen, Zahnfertigbearbeitungsmaschinen, Sägemaschinen, Trennmaschinen und andere Werkzeugmaschinen zur spanabhebenden Bearbeitung von Metallen, Hartmetallen oder Cermets

17.548

1.585

11.426

3.504

733.1

Werkzeugmaschinen zum Freiformschmieden, Gesenkschmieden oder Hämmern von Metallen; zum Biegen, Abkanten, Richten, Scheren, Lochstanzen oder Ausklinken von Metallen; Pressen zum Bearbeiten von Metallen oder Hartmetallpulvern

39.693

1.839

30.558

4.352

733.9

andere Werkzeugmaschinen zum spanlosen Bearbeiten von Metallen, Hartmetallen oder Cermets

2.084

110

4.203

707

735.1

Werkstückhalter, selbstöffnende Gewindeschneideköpfe und Teilköpfe für Werkzeugmaschinen; Werkzeughalter

17.733

5.597

17.786

4.971

735.9

Teile und Zubehör, ausschließlich oder hauptsächlich für Werkzeugmaschinen der Gruppen 731 und 733 bestimmt

5.794

790

5.989

928

Quelle: UN Comtrade Database


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