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Branchen | Japan | Musikinstrumente

Corona sorgt für Dur- und Molltöne im Instrumentenmarkt

Japans Hersteller von Musikinstrumenten lassen sich durch die Coronapandemie nur kurzfristig aus dem Takt bringen. Sie wollen das digitale Potenzial stärker nutzen.

Von Christiane Süßel | Bonn

Von J-Pop bis Klassik: Der japanische Musikmarkt ist breit aufgestellt und gehört zu den größten der Welt. Die Japaner machen auch selbst gerne Musik. Laut dem Innenministerium spielen insgesamt 12,8 Millionen Menschen und damit jeder Zehnte ein Instrument. Manche lassen sich die Qualität ihres Instruments gerne etwas kosten. Doch die Coronakrise hat die Branche zunächst aus dem Takt gebracht.

Vier japanische Hersteller unter den Top Ten

Die Marktforscher von Grand View Research (GVR) listen unter den zehn größten internationalen Herstellern von Musikinstrumenten mit Casio Computers, Yamaha, Kawai Musical Instruments und Yanagisawa Wind Instruments gleich vier japanische Produzenten. Auf dem Markt agieren auch kleinere Premiumanbieter, wie der Hersteller von Flöten der Oberklasse Muramatsu.

Yamaha und Kawai sind für ihre Tasteninstrumente aber auch für ihre Musikschulen bekannt, die auf eine musikalische Früherziehung setzen. Insgesamt wird das Spielen von Instrumenten durch Schulen, privaten Musikunterricht und Universitäten im Land gefördert. Nicht selten verfügen private Schulen über komplette Klassensätze von Instrumenten.

Der Datenanbieter Statista taxiert den japanischen Musikinstrumentenmarkt 2021 auf rund 1,38 Milliarden US-Dollar (US$). Mit einem jährlichen Durchschnittswachstum von 2,3 Prozent wird er bis 2025 auf 1,52 Milliarden US$ anziehen. Zum Vergleich: Der Weltmarkt für Musikinstrumente soll 2021 laut Statista etwa 36,5 Milliarden US$ erreichen und bis 2025 jährlich um rund 6,9 Prozent auf dann 47,5 Milliarden US$ zulegen.

Digitale Instrumente geben Takt an

Im Fiskaljahr 2019 standen Klaviere, Flügel und digitale Pianos laut einer Umfrage des Branchenmagazins Japan Music Trades mit einem Anteil am inländischen Absatz und an den Exporten von insgesamt 43 Prozent für das Hauptgeschäft der Branche. Alle Arten von Gitarren kamen auf 12 Prozent.

Dabei war schon vor Corona ein Trend hin zu digitalen Musikinstrumenten zu beobachten, die sich bei Inlandsabsatz und Export auf Umsätze von 137 Millionen US$ oder 5 Prozent der gesamten Branchenumsätze beliefen. Im Jahr 2019 produzierten die japanischen Hersteller je nach Kategorie 8 bis 50 Mal mehr digitale Instrumente als in den Vorjahren.

Musik spielt während Corona bei Ukulelen und E-Pianos

Doch die im Lockdown geschlossenen Läden und pausierende Musikschulen haben den japanischen Markt 2020 ausgebremst. In einer Befragung von Japan Music Trades unter 118 Musikalienhändlern gaben 83 Prozent an, die Umsätze seien 2020 eingebrochen. Aber nicht alle haben verloren, denn so manch ein Japaner hat im Lockdown seine Liebe zur Musik neu entdeckt.

Der Musikhändler Yamano Music meldete im Sommer 2020 einen regelrechten Run auf Ukulelen, Akustikgitarren, E-Pianos und Keyboards. Deren Absatz schoss um das Doppelte oder gar das Dreifache in die Höhe. Gefragt waren überwiegend Modelle, die bis zu 50.000 Yen (457 US$) kosteten. Eingefleischte Musikfans haben sich die Zeit damit vertrieben, Musik selbst zu produzieren, und fragten hierfür Equipment nach.

Umsatzeinbußen gab es laut Japan Music Trades vor allem bei Flügeln und Standklavieren, elektronischen Orgeln, Holz- und Blechblasinstrumenten, Violinen, Trommeln und Zubehör. Stabil hielt sich die Nachfrage nach elektrischen Gitarren, Effekt-Prozessoren, digitalen Drums und anderen Schlaginstrumenten.

Hersteller von der Insel halten auch im Außenhandel mit

Weltweit war Japan laut Zahlen des International Trade Centre (ITC) 2020 nach China (1,88 Milliarden US$), Deutschland (719,6 Millionen US$) und den USA (688,8 Millionen US$) mit 565,0 Millionen US$ der viertgrößte Exporteur von Musikinstrumenten (HS-Positionen 9201 bis 9209).

Auf den Lieferlisten der japanischen Hersteller stehen Abnehmer in China und in den USA an der Spitze. Danach folgte Deutschland, das Musikinstrumente im Wert von 44,7 Millionen US$ aus Japan abnahm. Allerdings sind in der Coronapandemie die Absatzzahlen für Musikinstrumente aus Nippon auf Yen-Basis insgesamt um fast 15 Prozent eingebrochen.

Generell sind Klaviere und Blasinstrumente "Made in Japan" im Ausland gefragt. In der Pandemie brachen die Ausfuhrzahlen insbesondere bei Schlag- und Blasinstrumenten sowie Klavieren ein. Einzig bei Saiteninstrumenten, unter anderem Gitarren, behaupteten sich die japanischen Exporteure.

Digitale Instrumente sind laut Japan Music Trades auch im Ausland ein Verkaufsschlager: Die Zahl der ausgeführten digitalen Pianos kletterte um 234 Prozent gegenüber dem Vorjahr, der Lieferwert wuchs um 142 Prozent. Der Exporterlös von elektronischen Gitarren lag mit 28,3 Millionen US$ rund 6 Prozent über dem Vorjahr.

Ausfuhren von Musikinstrumenten (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Kategorie

20191

20202

Veränderung 2020/20193

Klaviere (inkl. E-Piano)

334,2

303,4

-11,1

Weitere Saiteninstrumente (Gitarren, Geigen, Harfen etc.)

10,2

11,6

10,9

Blasinstrumente

134,9

130,6

-24,8

Schlaginstrumente

15,9

10,5

-35,2

Instrumente, die elektrisch Töne erzeugen

63,0

61,3

-4,7

Teile und Zubehör

89,9

74,0

-19,4

Gesamt

649,0

565,2

-14,8

1) Wechselkurs 2019: 1 US$ = 109 Yen; 2) Wechselkurs 2020: 1 US$ = 106,7 Yen; 3) auf Yen-BasisQuelle: Ministry of Finance; Trade Statistics

Musikliebhaber fragen ausländische Produkte nach

Bei den Einfuhren von Musikinstrumenten rangiert der Inselstaat laut ITC mit 449,2 Millionen US$ international auf Platz drei. Der Blick auf die Importzahlen der Zollbehörden zeigt, dass die Nachfrage nach ausländischen Instrumenten unter Corona auf Yen-Basis insgesamt um 14 Prozent eingebrochen ist. Dabei kommen die meisten Instrumente aus China ins Land, gefolgt von Produkten aus Indonesien, den USA und Frankreich. Aus Deutschland importiert Japan Klaviere und Co. im Wert von 25,6 Millionen US$. Damit rangiert Deutschland auf Platz fünf der Lieferanten.

Einfuhren von Musikinstrumenten (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

Kategorie

20191

20202

Veränderung 2020/20193

Klaviere (inkl. E-Piano)

29,1

18,8

-36,9

Weitere Saiteninstrumente (Gitarren, Geigen, Harfen etc.)

69,9

62,8

-12,1

Blasinstrumente

70,2

57,0

-20,4

Schlaginstrumente

18,6

13,9

-27,1

Instrumente, die elektrisch Töne erzeugen

177,1

168,2

-7,0

Teile und Zubehör

141,6

124,4

-14,0

Gesamt

511,6

449,3

-14,0

1) Wechselkurs 2019: 1 US$ = 109 Yen; 2) Wechselkurs 2020: 1 US$ = 106,7 Yen; 3) auf Yen-BasisQuelle: Ministry of Finance; Trade Statistics

Zukunftsmusik noch ungewiss

Unter dem Strich gibt die Branche einen vorsichtigen Ausblick. Gegenüber Japan Music Trades gaben 60 Prozent der Händler an, dass sie für das Jahr 2021 mit einem schwachen Geschäft rechnen. Nur 10 Prozent sind optimistisch. GVR prognostiziert, dass digitale Musikinstrumente zwischen 2019 und 2025 um 4,1 Prozent pro Jahr und damit stärker als andere Segmente wachsen. Bis 2025 wird zudem das Online-Geschäft weiter expandieren und dann fast ein Viertel des Gesamtmarktes ausmachen.

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