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Branchen | Japan | Textilien, Bekleidung

Textilerzeugung bleibt zukunftsfähig

Japans Textilindustrie will mit innovativen, spezialisierten und nachhaltigen Produkten ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2021 wie auch anderen Sportveranstaltungen kommen immer mehr textile Erzeugnisse zum Einsatz, die aus recycelten Materialien hergestellt wurden. Japans größter Hersteller von Sportbekleidung und Mitsponsor der Spiele in Tokyo, Asics, hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 in seiner Sportbekleidung und -schuhen nur noch 100 Prozent recyceltes Polyester zu verwenden.

Damit ist Asics nicht allein. Japans umsatzstärkstes Bekleidungsunternehmen Fast Retailing, das vor allem durch seine Marke Uniqlo bekannt ist, kooperiert mit dem Faserhersteller Toray, um aus PET-Flaschen wie auch aus zurückgegebenen Kleidungsstücken neue Fasern herzustellen. Es existieren aber auch noch eine Reihe von anderen Branchenunternehmen, wie Kuraray, Aquafil oder JEPLAN, die ihre Geschäfte entlang dieser Entwicklung ausbauen.

Branche will nachhaltiger werden

Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle und wird in der Textil- und Bekleidungsindustrie zu einem bestimmenden Trend. In Japan betrug im Jahr 2020 einer Untersuchung des Umweltministeriums zufolge der Absatz von Bekleidung 819.000 Tonnen. Im gleichen Jahr wurden 787.000 Tonnen ausgemustert. Darunter gingen 150.000 Tonnen in die Wiedernutzung und 120.000 Tonnen in den Recycling-Kreislauf.

Der Rest von mehr als 500.000 Tonnen wanderte in den Müll. Die heimische Textil- und Bekleidungsindustrie belastete so die japanische Kohlenstoff-Emissionsbilanz mit 95 Millionen Tonnen. Daher hat das Wirtschaftsministerium im Februar 2021 eine Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit in der Textilindustrie geschaffen, um Initiativen der Unternehmen zu unterstützen, die den Klimaschaden verringern helfen.

In diese Richtung zielen etwa Bemühungen, Garne und Stoffe möglichst ohne viel Abfall zu verarbeiten. Dieser entsteht unter anderem durch die Erzeugung von Mustern oder fehlerhaftes Nähen. Zudem soll die Vorlaufzeit vom Design bis zur Massenproduktion verkürzt werden. Digitale Programme und Maschinen ersetzen daher die physische Mustererstellung, was Material und Zeit spart.

Innovative Produkte unterstützen die Textilindustrie

Mit Innovationen und einzigartigen Produkt- und Designentwicklungen schafft es Japan, bei Fasern und Garnen wie auch bei textilen Erzeugnissen international ein gefragter Hersteller und Lieferant zu bleiben. Hingegen ist die Produktion von Fertigwaren, wie insbesondere Bekleidung, kaum noch im Land vertreten. Diese werden zum überwiegenden Teil importiert. Japans Einfuhren von Bekleidung sanken 2020 jedoch.

Gepaart mit weniger Aufträgen aus der Kfz- und Luftfahrtindustrie, haben die japanischen Anbieter von textilen Vorprodukten insgesamt Einbußen erlitten. Für die Hersteller von antiviralen Textilien ergaben sich jedoch bessere Absatzmöglichkeiten. Unternehmen wie etwa Toray oder Komatsu Matere haben entsprechende neue Materialien entwickelt und die Nachfrage bedient.

Textil- und Bekleidungsimport Japans (in Milliarden US$, Veränderung in %)

20191

20202

Veränderung 2020/20193

Garne

1,1

0,8

-27,9

Textilien

2,3

2,0

-11,4

Bekleidung

28,5

24,6

-13,9

andere

5,3

8,9

68,4

Gesamt

37,2

36,3

-2,5

1) 1 US$ = 109 Yen; 2) 1 US$ = 106,2 Yen; 3) auf Yen-BasisQuelle: Japan Textiles Importers Association (JTIA)

Hightech-Materialien bilden wichtige Basis

Da sich die Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten textiler Produkte 2021 deutlich gebessert hat, erwartet Japans Textilindustrie wieder eine stabilere Geschäftsentwicklung. Zu den größten Herstellern und Innovationstreibern im Textilbereich in Japan gehören Toray, Teijin und Toyobo. Darunter ist Toray der eindeutig umsatzstärkste Anbieter von Garnen und Fasern. Das Unternehmen ist mit seinen Fasern der Hauptlieferant für funktionale Stoffe, wie sie beispielsweise Uniqlo in seinen Heat-Tech, Airism- und Dry-Ex-Kleidungsstücken verarbeiten lässt.

Der Faserhersteller Teijin hat im März angekündigt, die Entwicklung neuer Garnmaterialien stärken zu wollen. Hierzu wurden zum 1. April 2021 zwei Tochterunternehmen in der Teijin Frontier Knitting zusammengeführt. Teijin hat sowohl Garne und Fasern als auch Verarbeitungsausrüstung in seinem Portfolio. Das Unternehmen hat 2019 beispielsweise ein reißfestes und leichtes Gewebe auf den Markt gebracht.

Jeansstoffe aus Japan sind gefragtes Nischenprodukt

Sowohl digital als auch noch mit Handarbeit besetzen japanische Hersteller das Segment der Denim-Stoffe. Beispielsweise ist Kaihara ein bekannter Hersteller, der nach Unternehmensangaben in Japan hier einen Marktanteil von etwa 50 Prozent hält und in circa 30 Länder exportiert. Die Produktion findet überwiegend in Japan in der Präfektur Hiroshima statt sowie in einem Werk in Thailand. Kunden sind hauptsächlich japanische Unternehmen, darunter Uniqlo und die großen Handelshäuser.

Vor allem in den Präfekturen Hiroshima und Okayama sind weitere Jeanshersteller aktiv. Diese bieten qualitativ hochwertige Denim-Stoffe, die durch spezielle Färbeprozesse und Verarbeitung eigene Charakteristiken aufweisen. Es geht aber auch im traditionellen Denim-Segment innovativ zu. Beispielsweise hat das Unternehmen Kurabo mit Prime Blue Aquatic ein Denim-Material entwickelt, dessen Farbe nicht verblassen soll.

Überleben im Hochlohnland

Die Textilindustrie in Japan ist immer noch relativ breit aufgestellt. Sie hat laut Statistiken des Ministry of Economy, Trade and Industry (Meti) im Jahr 2018 circa 11.000 Firmen mit mehr als vier Angestellten umfasst, was knapp 6 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ausmachte. Bei der Zahl der Beschäftigten betrug der Anteil der Textilunternehmen 3,1 Prozent.

Darunter zählt die Japan Textile Finishers' Association über 1.800 Firmen, die mit der Färbung und Veredelung von Garnen und Textilien beschäftigt sind. Knapp 83 Prozent der erzeugten Menge wird in Japan weiterverarbeitet. Japans Textilindustrie deckt alle Ebenen der Wertschöpfung ab und benötigt entsprechende Ausrüstung, um effizient und umweltschonend zu arbeiten.

Damit die Branche weiterhin ihre Stellung behaupten kann, sollen neue Anwendungen von textilen Produkten, die Digitalisierung in Produktion und Distribution und die Steigerung des Markenwerts beitragen. Mit diesem Ziel hat die Japan Textile Federation Anfang 2020 einen Fahrplan veröffentlicht, der Schritte zu einer „Idealen Textilindustrie im Jahr 2030“ aufzeigt.

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