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Branchen | Kasachstan | Automobilsektor

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Die Verkäufe legen aktuell kaum noch zu. Ein Mangel an Chips und der kriegsbedingte Rückzug zahlreicher Hersteller aus dem Russland-Geschäft machen sich bemerkbar.

Von Jan Triebel | Almaty

Externe Faktoren stoppen Aufwärtstrend beim Fahrzeugabsatz

In Kasachstan schwächt sich 2022 die mehrjährige Markterholung deutlich ab. Die Verkäufe fabrikneuer Pkw und leichter Nutzfahrzeuge werden Angaben der Branchenvereinigung Association of Kazakhstan Auto Business (AKAB) zufolge bestenfalls nur noch leicht das Vorjahresergebnis übertreffen. Im Zeitraum Januar bis September 2022 wurden landesweit knapp 87.000 Neufahrzeuge in den Klassen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge verkauft. Das Vorjahresergebnis wurde somit laut AKAB nur minimal um 0,4 Prozent übertroffen.

Zu den Gründen dafür zählen Versorgungsengpässe bei Halbleitern. Viele Fahrzeugbauer weltweit sind davon derzeit betroffen. Auch für die Kundschaft in Kasachstan haben sich daher die Lieferzeiten bei zahlreichen Importmodellen und bei Pkw aus lokaler Fertigung spürbar verlängert.

Absatz von fabrikneuen Kfz in Kasachstan (Stückzahl; Veränderung in Prozent)

Kategorie

2020

2021

Veränderung 2021/2020

Pkw

82.993

106.304

28,1

leichte Nutzfahrzeuge

6.209

7.296

17,5

Quelle: International Organization of Motor Vehicle Manufacturers (OICA)

Absatz von Kfz nach Herstellern in Kasachstan (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz

Veränderung 2021/2020

Marktanteil 2021

Chevrolet

29.112

190,3

24,8

Hyundai

22.736

27,3

19,3

Toyota

13.847

37,4

11,8

Kia

9.707

61,7

8,3

Lada

9.358

-43,4

7,4

Quelle: Association of Kazakhstan Auto Business (AKAB); Berechnungen von GTAI

Zulieferungen aus Russland brechen weg

Hinzu kommt, dass der kasachische Markt mit Kriegsbeginn in der Ukraine kaum noch mit Fahrzeugen aus russischen Werken versorgt wird. Gleiches gilt für Bausätze zahlreicher Modelle. Kasachische Montagestätten bezogen diese bisher häufig aus Russland.

Fahrbereite Pkw wie auch Bausätze mit unterschiedlichem Zerlegungsgrad stammten dabei überwiegend aus den russischen Werken international agierender Hersteller, wie etwa aus Japan, Südkorea oder Deutschland. Diese stellten ihre Tätigkeit, und somit auch die Belieferung des kasachischen Marktes, bereits kurz nach Beginn des Ukrainekrieges weitestgehend ein. In der Vergangenheit waren Pkw-Lieferungen aus Russland mit Abstand am stärksten an den entsprechenden kasachischen Importen beteiligt.

Diese Entwicklung hat bei Pkw auch die Absatzstruktur weiter zugunsten von Fahrzeugen aus kasachischer Montage verschoben. Hatten sie 2021 bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen gut 62 Prozent der Verkäufe bestritten, sind es im 1. Halbjahr 2022 sogar annähernd 75 Prozent gewesen. Ende September 2022 lag der betreffende Anteil bei rund zwei Dritteln. Darin schlagen sich die zwischenzeitlich als Alternative zu Russland neu etablierten Lieferbeziehungen zu ausländischen Pkw-Herstellern nieder.

Kfz-Einfuhr in Kasachstan (Stückzahl*, Veränderung in Prozent)

Kategorie

2020

2021

Veränderung 2021/2020

Pkw

49.539

78.561

58,6

Lkw

5.273

8.648

64,0

Busse

1.095

1.091

-0,4

*keine Unterscheidung nach fabrikneu oder gebrauchtQuelle: Büro für nationale Statistik Kasachstans

Trotz Pandemie starke Zuwächse in Coronajahren

Den mehrjährigen Aufwärtstrend bei der Nachfrage nach fabrikneuen Pkw hatte zwischenzeitlich auch die Coronakrise nicht stoppen können. In den beiden von Coronamaßnahmen betroffenen Jahren 2020 und 2021 lagen die Absatzzahlen jeweils um gut ein Viertel höher als im jeweiligen Vorjahr. Mit einem Plus von 48 Prozent wuchs laut AKAB-Angaben das Oberklassen-Segment 2021 besonders stark.

Letztere trugen mit dazu bei, dass 2021, wie von Experten prognostiziert, die Marke von 100.000 verkauften Fahrzeugen wieder übertroffen wurde. Als bisher bestes Verkaufsjahr in Kasachstan gilt weiterhin 2014 mit einem Absatz von 164.000 fabrikneuen Pkw.

Staatliche Absatzförderung beschränkt sich auf Zinsvergünstigungen

Der kasachische Staat unterstützt den Verkauf von Pkw aus den einheimischen Montagewerken. Bereits seit 2015 können ausgewählte Banken zinsvergünstigte Kredite für den Autokauf gewähren. Direkte staatliche Hilfen für das entsprechende Programm gibt es jedoch bereits seit längerem nicht mehr. Vielmehr wird die Zinssubvention durch Mittel aus den Tilgungszahlungen für früher gewährte Autokredite gegenfinanziert. Der Effekt bleibt überschaubar. Aktuell sollen die verfügbaren Mittel zinsgünstige Kredite für knapp 2.000 Fahrzeuge pro Jahr ermöglichen.

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