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Wirtschaftsumfeld | Lesotho | Wirtschaftsförderung

Special Economic Zone soll Diversifizierung voranbringen

Neue Fabriken könnten Arbeitsplätze schaffen und die Exportbasis Lesothos verbreitern. Eine Sonderwirtschaftszone soll den Standort für internationale Unternehmen attraktiv machen.

Von Marcus Knupp | Maseru

Das produzierende Gewerbe Lesothos stützt sich auf nur wenige Erzeugnisse. Auch der Rohstoffexport fokussiert sich hauptsächlich auf zwei Produkte: Diamanten und Wasser. Das macht die Wirtschaft anfällig für konjunkturelle Einbrüche und externe Schocks. Die mit Abstand größte lokale Industriesparte ist die Textilbranche. Hier sind rund 45.000 Menschen in derzeit 42 großen Unternehmen beschäftigt. Nur sechs davon sind einheimische Firmen. Die Mehrzahl kommt aus Taiwan und China.

In Lesotho werden Kleidungsstücke in der Regel nur zusammengenäht. Design und Vorprodukte kommen aus Asien. Auch die Vermarktung erfolgt im Wesentlichen im Ausland. Wichtigste Märkte sind Südafrika und die USA. Der US-Markt ist im Rahmen des African Growth and Opportunity Act (AGOA) zollfrei zugänglich. Das derzeit gültige Abkommen läuft allerdings nur bis 2025 und müsste dann erneuert werden, um den Absatzmarkt zu sichern. Lesotho ist bestrebt, solche einseitigen Abhängigkeiten abzubauen und die Wirtschaft auf eine breitere Basis zustellen.

Vier Schwerpunkte für die Diversifizierung

Auf dem Weg zu einer stärker diversifizierten Wirtschaft hat die staatliche Wirtschaftsförderung Lesotho National Development Corporation (LNDC) vier vorrangige Entwicklungsbereiche identifiziert:

  • Erhöhung der Produktivität in der Landwirtschaft und Aufbau einer lokalen Nahrungsmittelindustrie
  • Erweiterung des produzierenden Gewerbes in Bereichen wie Elektronikkomponenten und Kfz-Teile
  • Förderung des Tourismus und des Kunstgewerbes
  • Höherer Anteil der inländischen Wirtschaft an Technologie und innovativere Produktion

Dem privaten Sektor soll dabei eine tragende Rolle zukommen. Die im Oktober 2022 neu gewählte Regierung hat die erklärte Absicht, die Bedingungen dafür zu verbessern. Die neu zugeschnittenen Ministerien müssen sich in ihre Aufgabenbereiche zum Teil noch einfinden. Die Entscheidungswege dürften aber kürzer werden. Das zuständige Ministerium für die Wirtschaftsförderung ist nun das Ministry of Trade, Industry, Business Development and Tourism.

Der primäre Sektor mit Landwirtschaft und Bergbau wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Mit einer vielfältigeren Produktion ergeben sich aber auch zahlreiche neue Aktivitätsfelder für Dienstleistungen. Die LNDC sieht gutes Entwicklungspotenzial etwa bei Logistik und Finanzdiensten. Ein breiteres Spektrum an Produktionsbetrieben würde aber zum Beispiel auch einen Ausbau der beruflichen Bildung bedingen.

Stärkung des Privatsektors

Viele Mechanismen zur Erleichterung der Unternehmensgründung, Registrierungs- und Verwaltungsverfahren sind mit Hilfe der Weltbank und anderer internationaler Organisationen in den letzten Jahren bereits entwickelt worden - mit der Umsetzung ging es weniger schnell voran. Leitlinie waren dabei die Bewertungskriterien des Doing Business Reports der Weltbank. Partnerstelle in Lesotho ist das Private Sector Competitiveness and Economic Diversification Project (PSCEDP).

Das Spektrum der Maßnahmen reicht von der Gesetzgebung, etwa beim Investitions- und Insolvenzrecht, über bessere Finanzierungsmöglichkeiten bis zu konkreten Verwaltungsverfahren. Diese sollen durch eine verstärkte Digitalisierung vereinfacht werden. Geplant ist beispielsweise ein "Single Window for Trade" einzurichten, das die Dienste von zwölf unterschiedlichen Behörden online integriert. In ähnlicher Weise soll auch die Vergabe von Baugenehmigungen erleichtert beziehungsweise organisiert werden - bisher erfolgt die Bebauung oft ungeregelt.

Die Zentralbank arbeitet am Aufbau eines elektronischen Kreditinformationssystems. Dieses soll Privatunternehmen die Aufnahme von Krediten und damit Investitionen erleichtern. Ein Element dabei ist, die Bandbreite möglicher Sicherheiten auszudehnen, etwa auch bewegliche Objekte zuzulassen. Bei der Einführung einer praxisgerechten Kreditinfrastruktur, einer umfassenden Bebauungsplanung oder der besseren Verzahnung unterschiedlicher Dienste bestehen Möglichkeiten für Kooperationen und Beratungsleistungen.

Mafeteng Special Economic Zone

Die Stadt Mafeteng liegt circa 80 Kilometer südlich der Hauptstadt Maseru im Westen Lesothos. Die Grenze zu Südafrika ist nah, zum Hafen in Durban sind es rund 500 Kilometer. Die Flughäfen von Maseru und Bloemfontein sind gut zu erreichen. Hier soll auf 79.000 Hektar eine Sonderwirtschaftszone entstehen, um den Standort Lesotho für internationale Unternehmen attraktiver zu machen.

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Das ist bisher noch Zukunftsmusik. Die LNDC hat erste Vereinbarungen mit lokalen Unternehmen geschlossen und will als nächstes einen Masterplan entwickeln. Für die Vorbereitungen steht ein Budget von 580.000 US-Dollar zur Verfügung. Technische Unterstützung hat die United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) angeboten. In Lesotho berät sie bereits beim Ausbau grüner Energien, beim Recycling von Abfällen und bei der Einhaltung internationaler Konventionen wie dem Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe.

Nach Aussagen der Initiatoren soll ein Schwerpunkt der Zone die Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und die Produktion von Nahrungsmitteln sein. Perspektivisch kann zum Beispiel auch die Nutzung von medizinischem Cannabis hinzukommen. Dies wiederum könnte Anreiz für die Ansiedlung pharmazeutischer Betriebe sein.

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