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Windkraft und Solarenergie stehen vor dem Durchbruch

Mauretanien muss verstärkt in die Stromerzeugung und -übertragung investieren. Mittelfristig sollen erneuerbare Energiequellen 50 Prozent des heimischen Strombedarfs decken.

Von Friedrich Henle | Berlin

Der Wüstenstaat steigert seine Erzeugungskapazitäten an elektrischer Energie, kurzfristig vor allem im Bereich Windkraft. Spätestens Anfang 2022 soll ein neuer Windpark in Boulenouar, in der Nähe der Küstenstadt Nouadhibou, mit einer Leistung von 100 Megawatt ans Netz gehen. Die Projektausführung obliegt einem Konsortium aus dem spanischen Unternehmen Elecnor und Siemens Gamesa. In unmittelbarer Nachbarschaft könnte in wenigen Jahren ein weiterer Windpark entstehen: Das 2019 gegründete, deutsche Unternehmen weelectrify.Africa projektiert eine Anlage mit einer Kapazität von ebenfalls 100 Megawatt. Dafür sollen gebrauchte und generalüberholte Windkraftanlagen aus Europa eingesetzt werden.

In andere Dimensionen stößt ein mögliches Großvorhaben des australisch-europäischen Unternehmens CWP Global vor: 30 Gigawatt an Solar- und Windkraftkapazität sollen Mauretanien in den zukünftigen Kreis der Länder aufsteigen lassen, die grünen Wasserstoff beziehungsweise seine Derivate in großen Mengen exportieren können. CWP unterzeichnete dazu im Mai 2021 eine Absichtserklärung mit der mauretanischen Regierung. Das Vorhaben befindet sich allerdings in einem sehr frühen Planungsstadium.

Der Strombedarf steigt

In Mauretanien besteht enormer Aufholbedarf, was die Versorgung mit elektrischer Energie angeht. Laut Weltbank verfügten 2019 erst 46 Prozent der Einwohner über einen Anschluss, im ländlichen Bereich zum Teil weniger als 5 Prozent. Gemäß den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen will die Regierung bis 2030 100 Prozent anschließen. Nach Angaben des staatlichen Stromkonzerns SOMELEC steigt die Stromnachfrage jährlich um 10 bis 12 Prozent. Wichtiger Grund ist die wachsende Bevölkerung, die bis zum Jahr 2030 um weitere 1,3 Millionen auf dann 6 Millionen ansteigen dürfte. Die Stromnachfrage kann nicht immer gedeckt werden, Stromausfälle sind an der Tagesordnung.

Die große Fläche des Landes erschwert den Zugang der Bevölkerung zu elektrischer Energie. Mini- und Off-Grid-Anlagen bieten Lösungen, die in Mauretanien auch von internationalen Entwicklungsorganisationen mit Projekten unterstützt werden. Die internationale Entwicklungszusammenarbeit spielt für das Land eine wichtige Rolle.

Wichtiger Nachfrager in der Industrie ist der Bergbausektor. Die Minen und Anlagen für den Eisenerz- und Goldabbau sind weit von den urbanen Zentren entfernt und erfordern häufig Insellösungen bei der Stromversorgung.

Wind und Sonne satt

Laut der internationalen Energieagentur für erneuerbare Energien IRENA überwogen beim Kapazitätsausbau in den Jahren 2015 bis 2019 die Investitionen in thermische Kraftwerke. Solar- und Windkraftwerke machten Ende 2019 rund 21 Prozent der installierten Leistung von insgesamt 581 Megawatt aus. Der Anteil der erneuerbaren Energiequellen dürfte mit den geplanten Projekten weiter steigen.

Und das Potenzial für Solar- und Windkraftwerke wird bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Die klimatischen und geografischen Bedingungen begünstigen den Ausbau der erneuerbaren Energien in Mauretanien. Hohe Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich mehr als 9 Metern pro Sekunde im Norden und an der Atlantikküste versprechen eine hohe Ausbeute der geplanten Windparks. Die durchschnittliche Sonneneinstrahlung ist mit 2.000 bis 2.300 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr höher als im südlichen Europa. Zudem verfügt das große und dünn besiedelte Land über enorme Flächen, die hauptsächlich aus Wüste bestehen.

"Wir stehen erst am Anfang bei den erneuerbaren Energien, für die wir eine große Zukunft in Mauretanien sehen - nicht nur zur Deckung des heimischen Bedarfs, sondern auch für den Export in den westafrikanischen und europäischen Markt",

sagte Ahmed Vall Mohamedem, Kooperations- und Kommunikationsberater des Ministers für Erdöl, Bergbau und Energie, im Gespräch mit der GTAI. Eine Strategie für die Transformation des Energiesektors mit konkreten Ausbauzielen sei derzeit in Arbeit, fügt er hinzu. Im Jahr 2030 könnte die Hälfte des benötigten Stroms aus Solar-, Wind- und Wasserkraftwerken stammen.

Regionale Zusammenarbeit bei der Wasserkraft

Der Stromverbrauch im Land wird seit Jahren zu einem guten Teil auch aus Wasserkraft gedeckt, die aus dem benachbarten Mali stammt. Mauretanien ist Mitglied der zwischenstaatlichen Organisation OMVS (Organisation pour la Mise en Valeur du Fleuve Sénégal). Sie regelt, wie der Strom aus den Wasserkraftwerken Félou und Manantali, die am Fluss Senegal gelegen sind, verteilt wird. Der sich in Bau befindliche Staudamm Gouina soll noch 2021 ans Netz angeschlossen werden. Dadurch könnten die  OMVS-Mitgliedstaaten Mauretanien, Mali, Senegal und Guinea weitere 140 Megawatt an Kapazität erhalten.

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Chinesische Unternehmen bauen Stromnetz aus

Für eine verlässlichere Elektrizitätsversorgung muss das Land auch in den Ausbau des Stromnetzes investieren. Im Auftrag von SOMELEC bauen das indische Unternehmen Kalpataru und der chinesische Konzern CAMC die 455 Kilometer lange Trasse von der Hauptstadt Nouakchott nach Nouadhibou, die kurz vor der Fertigstellung steht. In der Umsetzung ist auch die 670 Kilometer lange Hochspannungsleitung von Nouakchott in das Bergbauzentrum von Zouérate. Hier kommen mit SINOTEC und GTSCC ebenfalls chinesische Auftragnehmer zum Zug. Noch in der Studienphase befindet sich eine 1.200 Kilometer lange Trasse ins östlich gelegene Néma.

Gas soll ebenfalls gefördert werden

Mauretanien setzt neben den erneuerbaren Energien weiterhin auch auf fossile Energieträger. 2023 soll erstmals Gas aus der Offshore-Lagerstätte Grand Tortue Ahmeyim fließen. Das mauretanische Energieministerium geht davon aus, dass dieses in der ersten Erschließungsphase vor allem für den heimischen Verbrauch eingesetzt wird. Als Optionen diskutiert werden die Umstellung des 180 Megawatt-Kraftwerks in der Hauptstadt Nouakchott auf Gas sowie die Neuerrichtung eines 250 Megawatt-Kraftwerks in der Region Ndiago, an der Grenze zum Senegal.

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