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Wirtschaftsumfeld
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Südostasien | Kfz-Industrie
Durch Rückgänge bei den beiden Schwergewichten Indonesien und Thailand legt der Automobilmarkt in Südostasien eine Wachstumspause ein.
25.03.2020
Von Frank Malerius | Jakarta
Der Automobilmarkt der ASEAN-Region konnte 2019 die Rekordverkaufszahlen aus dem Jahr 2018 nicht halten. Das zeigen die Daten der ASEAN Automotive Federation (AAF). Sie beruhen auf den Zahlen der nationalen Automobilverbände, die allerdings teilweise Unschärfen aufweisen. So liefern etwa in Vietnam wichtige lokale Produzenten wie Hyundai und Vinfast keine Angaben an die Vietnam Automobile Manufacturers' Association (VAMA). Für die beiden Hauptmärkte Indonesien und Thailand gelten die Verkaufs- und Produktionszahlen aber als weitgehend akkurat.
Für die sechs großen Volkswirtschaften der ASEAN plus Myanmar und Brunei steht für 2019 demnach ein kumuliertes Verkaufsergebnis von 3,46 Millionen Einheiten zu Buche, ein Minus von 2,9 Prozent gegenüber 2018. Das entspricht einem Rückgang von 103.000 Stück. Bei Pkw betrug der Rückgang -2,6 Prozent (-59.000 Stück). In den meisten Ländern der Region dominieren japanische Marken den Pkw-Markt.
Hauptgrund für diese Entwicklung ist die abschwächende Konjunktur in Indonesien und Thailand, auf die etwa 60 Prozent der Verkäufe in der Region entfallen. In Indonesien gab es einen Rückgang von 10,5 Prozent (Pkw: -10,2 Prozent), in Thailand ein Minus von 3,3 Prozent (Pkw: -5,3 Prozent).
Dagegen legten in Vietnam die Verkäufe um 11,7 Prozent zu (Pkw: +20,4 Prozent). Dabei machten Importe gut 40 Prozent aller verkauften Fahrzeuge aus. Ein leichtes Wachstum verzeichneten die Verkäufe in den Philippinen. In Malaysia stieg der Absatz von Nutzfahrzeugen um 21 Prozent, während die Pkw-Verkäufe um 3,1 Prozent zulegten.
Noch deutlicher als die Verkäufe schrumpften die Produktionszahlen. Sie fielen um 4,8 Prozent auf 4,158 Millionen Einheiten. Das entspricht einem Rückgang von 210.000 Stück (Pkw: -3,8 Prozent, -74.000 Stück). Im Jahr 2019 wurden insgesamt 2,58 Millionen Pkw produziert.
Das zahlenmäßig größte Minus entfiel dabei auf Thailand, das in der ASEAN knapp 77 Prozent aller Nutzfahrzeuge herstellt. Die Produktionszahlen des Königreichs sanken um -7,1 Prozent (Pkw: -9,2 Prozent), das entspricht einem Minus von insgesamt 154.000 Einheiten.
In Indonesien fielen die Produktionszahlen in viel geringerem Maße als die Verkaufszahlen. Die Pkw-Produktion blieb sogar nahezu auf Vorjahresniveau. Grund dafür ist die steigende Exportproduktion. Denn die überwiegend japanischen Hersteller im Archipel steigerten ihre Ausfuhr von CBU-Pkw (Completely Built-Up) 2019 gegenüber dem Vorjahr um 25,5 Prozent auf 332.000 Einheiten.
In Vietnam gab es Einbußen in der Produktion sowohl von Pkw als auch von Nutzfahrzeugen. Die Philippinen hingegen steigerten ihre Pkw-Produktion im Vorjahresvergleich um 41,3 Prozent. Malaysia, das nur eine kleine Nutzfahrzeugherstellung hat, baute seine Pkw-Produktion um 2,2 Prozent aus.
Die mittel- und langfristigen Perspektiven der Automobilindustrie der ASEAN sind auf Expansion gerichtet. Mit einem regionalen Wirtschaftswachstum von mehr als 5 Prozent per anno, dem Aufstieg immer größerer Teile der Gesellschaft in die Mittelschicht sowie einem weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur werden die Verkaufszahlen zulegen.
Zudem hat sich neben Thailand auch Indonesien als Standort für die Exportproduktion etabliert. Die dortigen Lohnkostenvorteile werden weiterhin Fertigung aus etablierten Herstellerländern anziehen. So musste das benachbarte Australien die Pkw-Produktion aufgeben. Im Jahr 2017 wurde die letzte Produktionsstätte geschlossen.
Die Aussichten der Branche für 2020 dürften in erheblichem Maße von der Beeinträchtigung des Wirtschaftslebens durch das Coronavirus abhängen. Dort, wo die Lieferketten besonders exponiert sind und das öffentliche Leben am stärksten eingeschränkt ist, werden die Auswirkungen auf Produktion und Verkauf am deutlichsten sein.