Branchenbericht | Usbekistan | Straßenbau
Öffentlich-private Partnerschaften feiern Premiere im Straßenbau
Usbekistan will erstmals mautpflichtige Autobahnen und Tunnel mittels öffentlich-privater Partnerschaften bauen. Zunächst sind drei Pilotprojekte geplant.
26.04.2021
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die usbekische Regierung forciert den Ausbau des Straßennetzes. Massive Investitionen in moderne Straßen sollen die Mobilität gewährleisten und das wirtschaftliche Wachstum in allen Landesteilen fördern. Leistungsfähige Autobahnen genießen dabei höchste Priorität. Sie sollen die Hauptballungsgebiete und großen Metropolen miteinander verbinden.
Bei der Umsetzung der Projekte setzt das Land erstmals auf das Modell öffentlich-privater Partnerschaften (Public-private-Partnership/PPP). Durch diese Beschaffungs- und Finanzierungsvariante sollen Straßen schneller, günstiger und flexibler gebaut werden. Außerdem erwartet der usbekische Staat, dass auch künftige Straßenbauvorhaben von einer effizienteren Leistungserstellung und einem Innovationstransfer profitieren.
Aktuell bereiten die zuständigen Behörden Usbekistans drei Straßenbauprojekte vor, die in einer öffentliche-privaten Partnerschaft realisiert werden sollen.
Detaillierte Projektstudien für mautpflichtige Autobahnen geplant
Die neue Autobahn zwischen der Metropole Taschkent und der im dicht besiedelten Ferganatal gelegenen Provinzhauptstadt Andischan (Andijon) soll die bisherige Fahrzeit von heute 5 bis 6 Stunden auf bis zu 3 Stunden verkürzen.
Die Kosten für das Vorhaben schätzt die Agentur für die Entwicklung der öffentlich-privaten Partnerschaft auf mehr als 2 Milliarden US-Dollar (US$; ohne Kapitalbeschaffungskosten und Steuern). Das Projekt umfasst drei Teiltrassen:
- Taschkent - Angren (105 Kilometer),
- Angren - Kokand (Qo´qon; 68 Kilometer),
- Kokand - Andischan (167 Kilometer).
Außerdem ist ein Tunnel über den Gebirgspass Kamtschik (Qamchiq) auf der Strecke von Angren nach Kokand geplant. Die Investitionen allein für dieses Teilprojekt werden auf mindestens 200 Millionen US-Dollar veranschlagt. Die Weltbank schätzt die Mautgebühren für die Nutzung der gesamten Straße auf etwa 5 US$ pro Pkw und 20 US$ pro Lkw/Bus.
Strecke nach Samarkand soll im zweiten Anlauf realisiert werden
Im Rahmen des zweiten Autobahnprojekts ist eine Trasse zwischen Taschkent und der drittgrößten usbekischen Stadt Samarkand (Samarqand; 550.000 Einwohner) geplant. Die Kosten für die umfassende Modernisierung von 210 Kilometern Straßen und den Bau von 85 Kilometern neuen Straßen werden auf 1,5 Milliarden US$ (ohne Kapitalbeschaffungskosten und Steuern) geschätzt.
Die Autobahn verkürzt die Fahrzeit zwischen beiden Städten von gegenwärtig etwa 4,5 Stunden auf gut 2 Stunden. Bereits im Jahr 2019 hat das türkische Konsortium Cengiz-Kolin-Kalyon ein Projekt für den Bau dieser Strecke vorbereitet. Die usbekische Regierung hat es jedoch verworfen, da der Investor eine unrealistisch hohe Mautgebühr gefordert hat.
Durch die geplante Eingemeindung mehrerer Landkreise in die Provinzhauptstadt wird Samarkand schon bald 1 Million Einwohner zählen.
PPP-Partner für Tunnel über den Tachta-Koratscha-Pass gesucht
Das Transportministerium und die Agentur für die Entwicklung der öffentlich-privaten Partnerschaft wollen auch einen ausländischen Partner für den Bau eines mautpflichtigen Tunnels auf der Fernverkehrsstraße M39 (Taschkent - Termiz) gewinnen.
Die geschätzten Kosten für den 4,4 Kilometer langen Tunnel über den Gebirgspass Tachta-Koratscha (Taxta qoracha; an der Grenze der beiden Provinzen Kaschkadarja (Qashqadaryo) und Samarkand) betragen etwa 195 Millionen US$. Die Konzessionsdauer soll mindestens 25 Jahre betragen.
Das Transportministerium gab Anfang 2021 bekannt, dass die Ausschreibungen für den Bau der Autobahnen frühestens Ende 2021 und für die Errichtung des Tunnels Anfang 2022 durchgeführt werden.
Allerdings rechnen Marktkenner mit allen drei Ausschreibungsverfahren erst im Jahr 2022. Zurzeit werden weitere detaillierte Projektstudien erarbeitet, technische Fragen geklärt und Konditionen für die Konzessionsverträge spezifiziert.
Vorläufige Rahmendaten für die ersten Maut-Autobahnen in Usbekistan
Indikator | Taschkent - Andischan | Taschkent - Samarkand |
|---|---|---|
Länge (in km) | 340 | 295 |
Verkehrsaufkommen (Fahrzeuge pro Tag) | ||
2019 (Ist) | 22.300 | 31.200 |
2025 (Schätzung) | 40.000 | 55.000 |
Projektvolumen (in Mrd. US$) *) | 3,0 | 1,9 |
Konzessionsdauer (in Jahren) | mindestens 25 | mindestens 25 |
Technischer Projektpartner (Vorabstudien) | Weltbank | EBRD |
Geplanter Ausschreibungszeitpunkt | offiziell Ende 2021, spätestens bis Mitte 2022 | offiziell Ende 2021, spätestens bis Mitte 2022 |
Geplanter Bauzeit (in Jahren) | 5 bis 7 | 4 bis |
Straßenbau mit vielen weiteren Geschäftschancen
Usbekistans Straßenbau kommt generell in Gang. Neben den Großprojekten werden aktuell viele Straßenabschnitte zentraler Trassen ausgebaut, darunter:
- A380 in der Autonomen Republik Karakalpakstan/Qoraqalpog´iston),
- Fernverkehrsstraße M39 (Taschkent - Termiz) und
- wichtige regionale Straßen in den Regionen Choresm (Xorazm) und Namangan.
Allein im Jahr 2021 sollen insgesamt 3.936 Kilometer Straßen für mehr als 440 Millionen US$ modernisiert oder repariert werden. Gegenwärtig erarbeitet das Transportministerium ein Programm für die Modernisierung und Instandsetzung von mehr als 5.000 Brücken. Schon 2021 sollen mindestens 38 Millionen US$ in die Brückensanierung fließen.
Kontaktadressen
O´zbekiston Respublikasi Transport Vazirligi
(Ministerium für Transport der Republik Usbekistan)
Ansprechpartner: Ilhom Machkamov, Minister
Zulfiyaxonim ko´chasi, 3-uy
100128 Taschkent/Republik Usbekistan
T: +99871 202 05 00
Public-private partnership development agency under Ministry of Finance of the Republic of Uzbekistan (PPPDA)
Ansprechpartner: Zokir Bozorov, Direktor
Sharof Rashidov ko‘chasi, 16-uy
100017 Taschkent/Republik Usbekistan
T: +99871 203 03 07
