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Klimaschutz-Atlas

Investitionen: Große Summen nötig

Die britische Klimawandelkommission schätzt den Investitionsmehrbedarf auf rund 1,7 Billionen Euro. Der Staat nutzt dafür grüne Staatsanleihen und die UK Infrastructure Bank.

Von Marc Lehnfeld | London

Der britische Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft bis 2050 wird teuer, bietet aber wegen des umfangreichen Investitionsbedarfs starke Absatzchancen. Das unabhängige Überwachungsgremium Klimawandelkommission (CCC) schätzt den Investitionsmehrbedarf bis dahin auf rund 1,4 Billionen Pfund Sterling beziehungsweise rund 1,7 Billionen Euro. Den größten Teil machen drei Posten aus: Der Ausbau der Stromerzeugung, die Elektromobilität im Straßenverkehr und Mehrkosten im Wohnungsneubau. Für den Zeitraum von 2020 bis 2029 beträgt die Schätzung dieser Posten circa 384 Milliarden Euro beziehungsweise im Durchschnitt etwa 38,4 Milliarden Euro pro Jahr. Dabei betont das CCC, dass die hohen Investitionen unmittelbar zu CO2-Einsparungen führen und damit zum Ziel der Klimaneutralität beitragen.

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Massive Investitionen in die Stromerzeugung

Mehrkosten im Straßen- und Schienenverkehr entstehen überwiegend durch Elektrofahrzeuge, die teurer als konventionelle Verbrenner sind. Damit einher geht auch der komplette Neuaufbau der landesweiten Ladeinfrastruktur.

Bis zur vollständigen Dekarbonisierung des Stromsektors im Jahr 2035 unterstützen massive Investitionen den Ausbau der Stromerzeugung, vor allem bei der Offshore-Windenergie, dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und Lösungen zur Abscheidung, dem Transport und der Speicherung von CO2 (CCS).

Im Wohnungsbau sieht die CCC die Mehrkosten bis 2030 vor allem bei Energieeffizienzvorgaben, wie strengeren Vorgaben bei der Wärmedämmung. Im späteren Verlauf folgen dann höhere Ausgaben durch die Installation von Wärmepumpen, die teurer sind als die bisher verwendeten Gasboiler. Der Investitionsbedarf bei Netzwerken wie Hochspannungsleitungen und Pipelines steigt in Folge des Ausbaus der Kraftwerke und der Stromnachfrage. 

Laut Berechnungen der CCC, die Spareffekte berücksichtigen, bleibt trotz Investitionen in Billionenhöhe eine finanzielle Mehrbelastung von umgerechnet 44 Milliarden Euro jährlich. Das Office for Budget Responsibility (OBR) geht davon aus, dass ein Viertel der Belastung durch den Staat übernommen werden muss. Die fiskalische Belastung sei zudem über dreißig Jahre geringer, als die Zusatzkosten der zweijährigen Coronapandemie.

Unsicherheiten bei der Kostenabschätzung

Allerdings verbleiben erhebliche Unsicherheiten bei der Abschätzung der Mehrkosten und Einsparungen durch Investitionen in eine klimaneutrale Gesellschaft. Die CCC weist beispielsweise darauf hin, dass die geplanten Investitionen und der strategische Kurs eingehalten werden müssen. Jede Verzögerung würde die gesamtwirtschaftliche Belastung zusätzlich erhöhen. Dabei spielt auch die regelmäßige Anpassung an veränderte Bedingungen eine entscheidende Rolle. Zusätzlich unterstreicht das OBR, dass das Vereinigte Königreich mit einem Anteil von rund einem Prozent an den globalen CO2-Emissionen zu den kleineren Ländern gehört. Auch wenn das Königreich seine eigene Klimastrategie befolgt, bleibt es somit dennoch vom Erfolg der globalen Bemühungen abhängig.

Regierung stützt Investitionen auch auf Finanzierungsseite

Der staatliche Anschub bei der Dekarbonisierung des Königreichs wird auch über die Finanzierung gestützt. In seiner Green Finance Strategy 2023 skizziert der Staat Wege, wie der Kapitalmarkt und staatliche Rahmenbedingungen die Finanzierungsfähigkeit der Großinvestitionen absichern können. Zusätzlich definiert die britische Regierung ihre Rolle bei der grünen Finanzierung in der Entwicklungszusammenarbeit, zum Beispiel über den umgerechnet rund 575 Millionen Euro schweren Blue Planet Fund.

Das Finanzministerium nutzt die Möglichkeit, Investitionen in die Dekarbonisierung über grüne Staatsanleihen (Green Gilts) zu finanzieren. Allein im Haushaltsjahr 2023/24 sollen darüber etwa 11,5 Milliarden Euro eingesammelt werden. Infrastrukturprojekte und Großinvestitionen in die Klimaneutralität werden außerdem über die im Sommer 2021 geschaffene, staatliche UK Infrastructure Bank an kommerzielle Investoren und Kommunen vergeben. Die Bank ist mit umgerechnet über 25 Milliarden Euro ausgestattet und wird über Kredite und Beteiligungen jährlich Projekte mit etwa 6,3 Milliarden Euro finanzieren. Investitionsschwerpunkte könnten nach Überlegungen der Bank zum Beispiel die Energieeffizienz von Gebäuden, der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für Elektrofahrzeuge, aber auch Projekte zur Erzeugung von emissionsarmem Wasserstoff und CCS-Lösungen sein. Ein Ko-Finanzierungsbeispiel ist der erste deutsch-britische Interkonnektor NeuConnect.

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