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Wirtschaftsumfeld| Vietnam | Vertrieb

Franchising

Vietnams Franchise-Szene ist in Aufbruchstimmung. Ausländische Franchisegeber entdecken das aufstrebende, wohlhabender werdende Land als neues Expansionsziel.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Hanoi

Auf dem 2020 International Franchise Attractiveness Index des Rosenberg International Franchise Centers erreicht Vietnam Rang 46 unter 131 Ländern. Beim Punkt Marktpotential liegt Vietnam mit Rang 13 im obersten Zehntel aller gelisteten Länder. Allerdings sind die Marktrisiken noch hoch.

Das vietnamesische Ministerium für Industrie und Handel (Ministry of Industry and Trade) registrierte bis Juni 2020 insgesamt 262 internationale Franchisegeber. Tatsächlich dürften es mehr sein. Gerade ostasiatische Unternehmen dürften auch ohne Registrierung im Franchise-Modell oder unter verwandten Konstrukten im Land tätig sein.

Herkunft ausländischer registrierter Franchiseunternehmen 2019 (Anteil in Prozent)

Herkunftsstaat

Anteil in Prozent (%)

USA

21,4

Singapur

17,9

Großbritannien

8,8

Japan

7,6

Südkorea

6,1

Hong Kong

5,3

Taiwan

5,0

Sonstige

27,9

Quelle: Ministry of Industry and Trade, Berechnung GTAI

Wichtigste Franchise-Bereiche sind Gastronomie, Nahrungsmittel und Getränke sowie Mode und Convenience-Stores. Aber auch Anbieter aus den Bereichen Bildung und Erziehung sowie Logistik beginnen den Markt im Wege von Franchise-Modellen zu erschließen.

Tätigkeitsbereiche ausländischer registrierter Franchiseunternehmen 2019 (Anteil in Prozent)

Segment 

Anteil (%) 

Gastronomie (Restaurants und Fast Food)

34,7

Mode

18,3

Bildung und Erziehung

11,8

Einzelhandel/Convenience Stores

10,7

Tee- und Coffeeshops

7,3

Sonstiges

17,3

Quelle: Ministry of Industry and Trade, Berechnung GTAI

Europäische Luxusmarken starten in Hanoi und Ho Chi Minh City durch  

Franchiseunternehmen sind bislang im Wesentlichen in den städtischen Zentren Hanoi und Ho Chi Minh City vertreten. Auch in Danang, der drittgrößten Stadt des Landes, beginnen sich erste, im Regelfall vietnamesische Franchiseunternehmen zu etablieren. Lokale Anbieter wie Nguyên Coffee, Phở 24, Kinh Đô Bakery, Café Cộng, und Highland’s Coffee expandieren in hohem Tempo und profitieren von ihrer vertieften Marktkenntnis. Die Mischung aus einem auf den vietnamesischen Geschmack ausgerichteten Angebot in Verbindung mit einem modernen, teils stylischem Ambiente zieht gerade die jüngere, konsumfreudige städtische Kundschaft an.

Internationale Franchisegeber vor allem US-amerikanischer oder ostasiatischer Herkunft finden verstärkt den Weg ins Land. McDonald’s, KFC, Burger King oder die koreanische Fastfood-Kette Lotteria zählen in Hanoi und Ho Chi Minh City mittlerweile zum Alltagsbild. Auch europäische Mode- und Luxusmarken wie H&M, Louis Vuitton, Cartier oder Chanel erweitern ihre Präsenz über Franchiseunternehmungen.

Der lokale Geschmack bestimmt über den Geschäftserfolg

Markteintritt und Betrieb eines Franchiseunternehmens unterliegen regulatorisch im wesentlichen dem Commercial Law aus dem Jahr 2006 sowie dem 2018 überarbeiteten Franchising-Dekret 35/2006. Danach sind ausländische Franchisegeber verpflichtet, die Unternehmung beim Ministerium für Industrie und Handel (Ministry of Industry and Trade) registrieren zu lassen. Voraussetzung der Registrierung ist, dass der Franchisegeber sein Modell seit mindestens einem Jahr betreibt. Vietnamesische, lokal tätige Franchisegeber unterliegen keiner Registrierungspflicht. 

Anhand der grundsätzlich überschaubaren Vorgaben ist der Markteintritt aus rechtlicher Sicht damit überschaubar. Allerdings kann die praktische  Umsetzung eines Franchisemodells in Vietnam auf Hindernisse stoßen. Gerade bei Franchises im Gastronomiebereich sind selbst international erfolgreiche Ketten nicht vor Misserfolgen gefeit, wenn sie lokale Geschmacksvorlieben nicht berücksichtigen. Insbesondere Franchises koreanischer, japanischer und chinesischer Herkunft sind bei der jungen urbanen Mittelschicht gefragt. Europäische und US-amerikanische Essensvorlieben hingegen sind auch in den Großstädten noch wenig verbreitet.

Qualifizierte Franchisenehmer sind noch rar

Nicht immer ganz einfach ist es zudem, einen Franchisenehmer zu finden, der bereit und finanziell sowie im Hinblick auf Organisation, Management sowie Ausbildungs- und Trainingskapazitäten in der Lage ist, den Ansprüchen des Franchisegebers zu genügen. Damit sind beim Markteintritt eine genaue Auswahl des oder der Franchisenehmer und im weiteren Verlauf regelmäßige Überprüfungen vor Ort erforderlich. Vietnamesische Kunden sind preis- und qualitätssensibel und das Nichteinhalten von Qualitätsstandards in einer Niederlassung kann zur schweren Beschädigung der gesamten Franchisemarke führen. 

Zudem ist der Bereich Franchise in Vietnam immer noch wirtschaftliches Neuland, das in rechtlicher Hinsicht nur rudimentär abgesichert ist. Die herrschende Aufbruchstimmung führt dazu, dass sich lokale und internationale Anbieter bei der Eröffnung neuer Ketten und Niederlassungen überbieten. Gerade aber eine zu schnelle Expansion ohne Berücksichtigung der lokalen wirtschaftlichen und qualitativen Rahmenbedingungen haben in den vergangenen Jahren zu einigen spektakulären Insolvenzen geführt. So schloss 2019 die im gesamten Land präsente Restaurant-Kette Mon Hue von einem Tag auf den anderen aufgrund von Überschuldung sämtliche Niederlassungen. In- aber auch ausländische Investoren, die bis zu zweistellige Millionenbeträge investiert hatten, mussten ihr Geld abschreiben.

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