Japan gehört als Standort für die Chiperzeugung weltweit nicht mehr zu den Top-Adressen. Japanische Zulieferer spielen bei Ausrüstung und Vorprodukten aber eine wichtige Rolle.
Japan verfügt beim Design und der Entwicklung von Halbleitern und insbesondere bei fortschrittlichen Logikchips nur über ein geringes Know-how. Bei der Fertigung bestehen im Land noch einige Kapazitäten. Die Stärke japanischer Firmen liegt darin, dass sie kontinuierlich in die Entwicklung von Ausrüstungen und Werkstoffen investiert haben.
Wichtige japanische Zulieferer der Halbleiterbranche (Auswahl)
Produkt | Firmen |
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Maskenrohlinge | Hoya, AGC, Shin-Etsu |
Silizium-Wafer | Shin-Etsu, Sumco |
Photoresist | JSR, Tokyo Ohka Kogyo, Shin-Etsu, Sumitomo Chemical, Fujifilm |
CMP Pasten | Fujifilm, Showa Denko Materials, Fujimi |
Spezialgase | Showa Denko, Nippon Sanso Holdings, Adeka |
Pre-Process | Tokyo Electron, Screen, Hitachi High-Tech |
Post-Process | Disco, Ibiden, Showa Denko Materials, Sumitomo Bakelite, Taiyo Holdings, Mitsubishi Gas Chemical |
Testing | Advantest |
Quelle: Japan Chemical Daily; Ministry of Economy, Trade and Industry
Japan profitiert von Ausrüstungsnachfrage
Japanische Firmen gehören international zu den wichtigsten Herstellern von Produktionsausrüstungen für den Halbleiterbereich. Unter den zehn weltweit größten Branchenunternehmen sind mehrere japanische Namen zu finden, darunter Tokyo Electron und Hitachi High-Tech. Halbleiterausrüstung "Made in Japan" hat laut dem internationalen Fachverband SEMI einen Marktanteil von weltweit mehr als 30 Prozent.
Die Nachfrage nach japanischer Halbleiterausrüstung hat im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) um über 12 Prozent auf rund 22 Milliarden US-Dollar (US$) zugenommen. Laut Semiconductor Equipment Association of Japan (SEAJ) soll sie im Fiskaljahr 2021 um 7,3 Prozent auf dann 23,6 Milliarden US$ steigen. Für die nächsten Jahre dürfte der Bedarf kaum nachlassen, da viele Abnehmerunternehmen in neue und modernere Kapazitäten investieren wollen.
Materialien sind Japans Stärke
Eine Stärke der japanischen Halbleiterwertschöpfung liegt bei Materialien für die Chipherstellung, sei es im Bereich der Waferfabrikation, der Lithographie oder der Ummantelung. So verfügen Shin-Etsu Chemical und Sumco bei der Erzeugung von Siliziumwafern zusammen über einen globalen Marktanteil von circa 60 Prozent.
Beim Herstellungswerkstoff Photoresist lag der globale Anteil japanischer Firmen bei ungefähr 90 Prozent, so die Angaben der Electronic Device Industry News. Unternehmen wie JSR, Tokyo Ohka Kogyo und Shin-Etsu sind hier aktiv. Um die Nachfrage seitens der Hauptabnehmer decken zu können, hat etwa Shin-Etsu 2021 seine Photoresisterzeugung in Taiwan ausgeweitet.
Lokale Fertigung bleibt relevant
Japan verfügt weiterhin über eigene Produktionskapazitäten, meist in Bereichen, in denen sie nicht mit den Foundries in Taiwan oder Südkorea in direktem Wettbewerb stehen. Immerhin exportierte das Land 2020 Halbleitererzeugnisse (HS-Position 85.41 und 85.42) im Wert von 37,8 Milliarden US$.
Laut dem Technologieberater Omdia ist Sony im internationalen Chipgeschäft stark: Sonys Halbleitertochter hielt 2019 bei Bildsensoren einen Marktanteil von 54 Prozent. Der Speicherchiphersteller Kioxia kommt auf einen globalen Anteil von 19 Prozent und der Produzent von Automobilelektronik Renesas auf 18 Prozent. Bei Leistungshalbleitern können sich die drei japanischen Anbieter Mitsubishi Electric (9 Prozent), Toshiba (6 Prozent) und Fuji Electric (5 Prozent) im internationalen Feld platzieren.
Die Erzeugung von Chips konzentriert sich in Japan auf die direkten Abnehmer, insbesondere die Automobilindustrie. Hinzu kommen Branchen, die auf dem Archipel gefördert und ausgebaut werden, darunter die Telekommunikation mit 5G-Netzen, die Fabrikautomation/Robotik, Cloud-Center, die Smart-City-Entwicklung oder auch medizintechnische Anwendungen. Sie alle benötigen Halbleiter unterschiedlichster Art.
Viel Bewegung im Chipumfeld
Die Autoelektronik benötigt zwar nicht die leistungsfähigsten und kleinsten Halbleiter, dafür aber energieeffiziente und robuste Varianten. Dabei setzen die Hersteller neuer Elektrofahrzeugmodelle auch auf SiC (Silicon Carbide)-Transistoren, die verbesserte Eigenschaften gegenüber reinen Siliziummodellen aufweisen. Hier will der japanische Chiphersteller Rohm punkten, der bei SiC-Transistoren zu den Pionieren zählt. Bis 2030 will das Unternehmen weltweit einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen und wird seine Kapazitäten in Japan entsprechend ausweiten.
Im Automobilsegment positioniert sich auch Renesas Electronics. Das Unternehmen hat im Februar 2021 für knapp 5 Milliarden Euro das britische Unternehmen Dialog Semiconductor übernommen. Mit dessen komplementären Produkten will Renesas seine Position im Bereich Powerchips und Mobilitätslösungen ausbauen, seine Kundenbasis erweitern und seine Innovationskraft erhöhen. Zuletzt hat Renesas Electronics Medienberichten nach Pläne angekündigt, seine Kapazitäten von High-End-Mikrocontrollern bis 2023 um 50 Prozent zu steigern. Dafür wolle sich das Unternehmen hauptsächlich mehr Kapazitäten bei Auftragsfertigern sichern.
Ausgewählte Investitionsprojekte in der Halbleiterindustrie in Japan
Akteur/Projekt | Investitionssumme in Millionen US-Dollar *) | Anmerkungen |
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KIOXIA/Yokkaichi Plant, Fab 7 | 9.091 | Neue Fabrikation für 3D-Flash-Memory, Inbetriebnahme 2022 |
KIOXIA/Kitakami Plant | 9.091 | Erweiterung der 3D-Flash-Memory Produktion, Inbetriebnahme 2022 |
IBIDEN/Gama Plant | 1.636 | Neue Fabrikation von PKG-Substrat, Inbetriebnahme 2023 |
SONY/Investment Plan FY2021-2023 | 6.364 | Verdreifachung der Produktionskapazität für Bildsensoren |
Rohm/Investment Plan FY2021-2025 | 3.636 | Ausweitung der Produktionslinien für Powerchips etc. |
*) 1US$ = 110 YenQuelle: Unternehmen-Webseiten
Halbleiterbranche investiert in Kapazitäten
Einer Unternehmensmeldung von Sumitomo Chemical vom August 2021 zufolge wird der Chemiekonzern seine Kapazitäten von hochreiner Schwefelsäure in der Präfektur Ehime bis zur 1. Jahreshälfte 2024 verdoppeln. Zudem erweitert Sumitomo bis zur 2. Jahreshälfte 2023 die Erzeugung von hochreinem Ammoniak im bestehenden Werk in Südkorea (Iksan Plant) um circa 40 Prozent.
Der japanische Hersteller von analogen Halbleitern, Minebea Mitsumi, hat im Juni 2021 gemeldet, die 8-Zoll-Wafer-Fabrikation von Omron im Werk in Yasu in der Präfektur Shiga zu übernehmen, um so die inländische Lieferbasis auszubauen. Angaben zu den Übernahmekosten gibt es keine, jedoch will Minebea Mitsumi etwa 90 Millionen US$ in eine erste Modernisierungsphase investieren.
Etwa das Doppelte investiert Mitsubishi Electric, um die eigene Position im Bereich Wafererzeugung für Powerchips zu stärken und so den Eigenbedarf besser bedienen zu können. Dabei greift Mitsubishi Electric ebenfalls auf bereits bestehende Fabrikhallen zurück und hat von Sharp Fukuyama Semiconductor Gebäude und Land gekauft. Die neuen Produktionslinien sollen bis Ende 2021 den Betrieb aufnehmen.
Des Weiteren wird die taiwanische Foundry TSMC zusammen mit Partnern in Japan 2022 mit dem Aufbau einer Chip-Fertigungsstätte beginnen, so japanische Presseberichte.
Zulieferung aus Deutschland bleibt gering
In vielen Segmenten wird Japan ein Importeur von Halbleitern bleiben. Die Einfuhren von Halbleitern der HS-Position 85.41 beliefen sich laut UN-Comtrade 2020 auf insgesamt 5 Milliarden US$. Bei Halbleitern der HS-Position 85.42 betrug der Importwert insgesamt 18,5 Milliarden US$. Deutschland spielt mit Lieferwerten von 52 Millionen US$ beziehungsweise von 225,5 Millionen US$ nur eine untergeordnete Rolle.
Für Halbleiterausrüstung greift Japan ebenfalls nur in geringem Maße auf deutsche Zulieferungen zurück. 2020 entfielen von den 4,8 Milliarden US$ an japanischen Ausrüstungsimporten knapp 100 Millionen US$ auf Deutschland.
Von Jürgen Maurer
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