Mehr zu:
JapanTransport und Logistik, übergreifend / Digitale Wirtschaft / Künstliche Intelligenz / Logistik, Speditionen
Branchen
Branchenbericht Japan Transport und Logistik, übergreifend
Japan hat ein sehr komplexes Logistiksystem und anspruchsvolle Kunden, was kaum Raum für Fehler lässt. Dies erfordert ständige Verbesserungen und entsprechende Investitionen.
10.06.2020
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Für das Funktionieren der japanischen Wirtschaft spielt Logistik eine zentrale Rolle, daher steht sie bei vielen Akteuren im Fokus. Diese versuchen, die Probleme des Arbeitskräftemangels und der vergleichsweise geringen Produktivität der Branche zu beheben. Gleichzeitig nimmt der Onlinehandel im Groß- und Einzelhandel zu und der Wettbewerb wird intensiver. Daher verfolgt die Regierung eine "Comprehensive Distribution Policy", mithin eine umfassende logistische Integration aller Wirtschaftsbereiche.
Lösungen in dieser Richtung werden seit Jahren entwickelt und sind unter anderem Teil des Strategic Innovation Promotion Program (SIP) der Regierung. Eine integrierte Datenplattform ist im Entstehen, in der alle Funktionen von Lieferketten integriert werden sollen. Unterstützt wird dies durch Programme für Cybersicherheit, um das Risiko von Unterbrechungen zu senken.
Laut Yano Research Institute umfasst die komplette Logistikindustrie in Japan gegenwärtig eine Größenordnung von circa 22 Milliarden US-Dollar. Smarte Logistik soll helfen, die Effizienz zu steigern. Daher steigen die Investitionen in Digitalisierung, Internet of Things, künstliche Intelligenz und Robotik. Als Ziele stehen unter anderem intelligente Transportsysteme, automatisierte Lagerhäuser und die Belieferung von Kunden über autonome Fahrzeuge auf der Agenda.
Dabei setzen die etablierten Unternehmen in Japan auch auf die Hilfe von Start-ups, um die Logistik zu modernisieren. Der japanische Logistik-Konzern Yamato hat mit dem in Tokyo ansässigen Risikokapitalunternehmen Global Brain 2020 einen Fond (Kuroneko Innovation Fund) aufgelegt, der die digitale Transformation in der Logistikindustrie durch Investitionen in japanische und ausländische Start-ups weiter voranbringen soll.
Einige Start-ups haben in der Branche sehr innovative Technologien und Lösungen entwickelt, wie etwa die japanische Mujin Technology, die im Robotikbereich erfolgreich handelt und Lagerhäuser vollautomatisiert. Ausländische Start-ups insbesondere aus China und Indien drängen mit ihren Automatisierungsangeboten ebenfalls in den wachsenden Logistikmarkt in Japan.
Beispielsweise hat Daiwa House, einer der großen Entwickler von Logistikzentren, ein weitgehend automatisiertes Distributionszentrum mit 215 Robotern in der Präfektur Chiba gebaut; Auftraggeber war Nike. Dabei werden Roboter des chinesischen Unternehmens Geek+ eingesetzt. Weitere Distributionszentren für den Großraum Tokyo sollen folgen. Damit wird die direkte Belieferung von Nike-Läden und Endkunden im E-Commerce ermöglicht und der Weg über digitale Plattformen umgangen.
Das Marktforschungsunternehmen Fuji Keizai prognostiziert in ihrer 2020 veröffentlichten Studie "Next-generation logistics system", dass sich der Markt für Logistiksysteme in Japan und für japanische Hersteller im Ausland zwischen 2019 und 2025 auf circa 8,5 Milliarden US$ verdoppeln soll. Darunter werden die Bereiche Künstliche Intelligenz und Robotik/Automatisierung am stärksten steigen.
Roboter und Automatisierung spielen in der Branche eine zunehmende Rolle. Der weltweite Markt für Roboter in der Logistik soll laut International Federation of Robotics schnell wachsen und im Jahr 2022 einen Umsatz von 22,5 Milliarden US$ erzielen, gegenüber 5,7 Milliarden US$ im Jahr 2019.
Marktentwicklung für Logistiksysteme der nächsten Generation (in Millionen US$, Veränderung in % ) 1)
2019 2)3) | Veränderung 2019/2018 | 2025 2)4) | |
---|---|---|---|
Automatisierte Logistik- und Kommissioniersysteme | 2.740,4 | 6,4 | 4.584,4 |
Robotik/Automatisierung | 389,0 | 9,0 | 1.084,4 |
IoT (Software) | 662,4 | 8,2 | 1.128,4 |
IoT (Hardware) | 400,9 | 7,6 | 581,7 |
Künstliche Intelligenz | 56,0 | 96,8 | 1.090,8 |
Insgesamt | 4.248,6 | 7,7 | 8.469,7 |
1) Inlandsmarkt und japanische Hersteller im Ausland ; 2) 1 US$ = 109 Yen; 3) Schätzung; 4) Prognose
Quelle: Fuji Keizai, 23.03.2020
Der Telekomriese NTT und das Handelshaus Mitsubishi haben Ende 2019 eine Kooperation vereinbart, mittels Digitalisierung und künstlicher Intelligenz die Logistik-Ketten in der Nahrungsmittelindustrie effizienter zu gestalten. Mitsubishi besitzt mit dem Großhandel Mitsubishi Shokuhin und der Convenience-Ladenkette Lawson ein großes Portfolio zur versuchsweisen Einführung.
Hersteller, Großhändler und Einzelhändler sollen eine einheitliche Kodierung nutzen, die zusammen mit Big Data, Bilderkennung und Blockchain Technologie die gesamte Lieferkette verbessert. Durch Internet of Things und Sensortechnik lässt sich die Bewegung von Waren real-time verfolgen. Wenn sich dieses System bewährt, soll es auch an Unternehmen in anderen Industrien lizensiert werden.
Abgesehen von der Entwicklung der Logistiksysteme wird laut Fuji Keizai auch der Markt für Logistikdienstleistungen der nächsten Generation, wie Lagerhaus-Sharing und Lkw-Sharing, weiter zulegen, wenn auch nicht ganz so stark. Fuji Keizai prognostiziert, dass der Markt für Logistikdienstleistungen in Japan und für japanische Hersteller im Ausland zwischen 2019 und 2025 von 1,9 Milliarden US$ auf circa 3,4 Milliarden US$ zunimmt.
Marktentwicklung von Logistikdienstleistungen der nächsten Generation (in Millionen US$, Veränderung in % ) 1)
2019 2)3) | Veränderung 2019/2018 | 2025 2)4) | |
---|---|---|---|
Wartung | 311,9 | 6,3 | 440,4 |
Fulfillment Service | 490,8 | 11,5 | 871,6 |
Lagerhaus Sharing | 2,8 | - | 100,9 |
LKW Sharing | 1.082,6 | 9,3 | 1.945,0 |
Insgesamt | 1.888,1 | 9,4 | 3.357,8 |
1) Inlandsmarkt und Japanische Hersteller im Ausland; 2) 1 US$ = 109 Yen; 3) Schätzung; 4) Prognose
Quelle: Fuji Keizai
Das Sharing von Lagerhäusern ist ein schnell wachsendes Segment der Logistikbranche. Besonders gefragt sind diese mit hohem Automatisierungsgrad. Die Tendenz der Unternehmen geht zum Leasing solcher Flächen, die von spezialisierten Entwicklungsfirmen errichtet und betrieben werden. Die Zahl der im Eigenbesitz betriebenen Lagerhäuser sinkt und machte nach Angaben von Jones Long LaSalle beispielsweise im Großraum Tokyo 2018 weniger als 30 Prozent aus.