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Special | Frankreich | Smart Farming

Marktstruktur: Klassische Anbieter und zahlreiche Start-ups

Die Hersteller von Technik, Agrarchemie und Saatgut bieten vielfach auch digitale Anwendungen und Sensorik an. In der Robotik tummeln sich viele Start-ups.

Von Peter Buerstedde

Das Angebot an Smart-Farming-Tools weitet sich stetig aus. Der Gründer des Beratungsunternehmens Aspexit, Corentin Leroux, hat eine Übersicht über Anbieter erstellt, nach Produktkategorie, Sektor und Herkunftsland. Dieser Onlinekatalog bietet einen guten ersten Überblick über das Angebot an digitalen Technologien in Frankreich in der Pflanzenproduktion, Tierhaltung und in der Robotik.

Informations- und Beratungstools sowie Entscheidungs- und Betriebshilfen für Landwirte werden immer stärker genutzt und Apps und Plattformen versuchen immer mehr Bereiche abzudecken. Unter den Betriebshilfen haben sich einige Preisportale (Agritel, Terre-net, Farmi) etabliert, die Auskunft geben über die Marktentwicklung und Nachrichtenlage. Landwirte können auch Zielwerte vorgeben, die Warnmeldungen auslösen. Einige Applikationen ermöglichen den direkten Verkauf der Ernte (Farmi, Isanet M@rchés, Parformer), was sich erst langsam etabliert. Direkte Verkäufe sind auch über Webportale wie Comparateuragricole oder Boursagri möglich. Darüber hinaus gibt es Beratungsangebote - etwa mit künstlicher Intelligenz wie Piloter sa Ferme oder mit menschlichen Beratern wie Captain Farmer in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen Agritel.

Landwirtschaftskammern, Kooperative und Institute entwickeln Entscheidungshilfen

Von den 44 Prozent der Landwirte, die nach der Studie Agrinautes 2020 digitale Entscheidungshilfen nutzen, setzen 21 Prozent kostenfreie Informationen des Instituts Arvalis (Itinéraire technique) ein, 15 Prozent den Bezahldienst Farmstar (auch von Arvalis) und 12 Prozent Yara Fertilisation.

Einige Plattformen versuchen in ihren Apps (oder im Browser) immer mehr Dienste zu bündeln - wie Wetterprognosen, Entscheidungshilfen für Düngemittel und Pflanzenschutz sowie Marktinformationen. Am stärksten verbreitet ist hier die Plattform/App MEs Parcelles der Landwirtschaftskammern, die auch über die meisten Berater. Andere Plattformen wie Farmstar von Arvalis, BeApi vom Kooperativenverbund Invivo, Xarvio Field Manager von BASF, 365FarmNet und Atfarm von Yara sind auch immer stärker im Einsatz.

Viele Entscheidungshilfen werden von Kooperativen oder ihren Vereinigungen entwickelt und auch Agrarinstitute sind wichtige Akteure, weil sie vielfach als neutraler gelten als private Anbieter von Saatgut oder Agrarchemie. Vor allem Arvalis sticht hier als französische Besonderheit hervor. Das Forschungsinstitut, das durch staatliche Zuwendungen und Sonderabgaben in der Landwirtschaft getragen wird, arbeitet seit 1996 mit Airbus zusammen, um mit Satellitenbildern Entscheidungshilfen zu entwickeln. Dazu zählen heute kostenfreie Informationen und Bezahldienste wie Farmstar (Düngemitteloptimierung für Weizen und Raps).

Die Daten von Arvalis sind bereits in anderen Entscheidungshilfen privater Firmen integriert. Das Institut will immer stärker dazu übergehen, ihre Datensätze als Dienstleistung privaten Entwicklern zugänglich zu machen, anstatt eigene Plattformen zu entwickeln. Der Kooperativenverbund Invivo hat für die Kooperativen und ihre Mitgliedsbetriebe die Entscheidungshilfe Mon Be Api entwickelt.

Hersteller von Saatgut bieten Planungstools an

Forschungsinstitute wie Arvalis und Saatguthersteller bieten digitale Saatgutkataloge an. Der Anbieter Semences de France hat eine Plattform SemScope eingerichtet, die das Saatgut abbildet, das auf etwa 80 Prozent der Agrarflächen genutzt wird. Die Datenbank von Arvalis ist noch umfassender und wird stärker genutzt. Terres Inovia hat für Ölsaaten die App myVar entwickelt, die regionalspezifische Empfehlungen geben kann. Saatgutanbieter LG und Dekalb bieten für Futtermais Planungstools an,  inklusive Empfehlungen für Saatgut, Pflanzdichte sowie Aussaat- und Erntetermine mit historischen Wetterdaten und Prognosen.

Die großen internationalen Hersteller von Landmaschinen bieten in Frankreich vielfach auch Sensoren an, ebenso wie der größte französische Hersteller Kuhn. Kleinere Hersteller wie Pellenc und Irrifrance setzen hingegen noch kaum auf Sensorik in ihren Maschinen und Ausrüstungen. Irrifrance will ihre Bewässerungsanlagen aber entsprechend ausrüsten und eine Softwareplattform für die Nutzer entwickeln.   

Starke Start-ups in der Robotik

In der Robotik gibt es in der Tierhaltung etablierte Anbieter wie Lely, DeLaval, GEA, Prinzing und Boumatic aber auch kleinere Akteure wie Tibot. Weil in der Pflanzenproduktion die Entwicklung noch weniger weit fortgeschritten ist, spielen hier Start-ups eine größere Rolle. Eine Ausnahmeerscheinung ist das französische Start-up Naïo Technologies, das in den letzten zehn Jahren drei Roboter (Oz, Dino und Ted) für den Obst- und Gemüseanbau und den Weinbau entwickelt hat. Von den wenigen Hundert Robotern, die im Pflanzenbau im Einsatz sind, stammen etwa 140 von Naïo. Die Firma arbeitet gemeinsam mit dem Fraunhofer EZRT und dem deutschen Unternehmen Strube an einem neuen Roboter für die mechanische Unkrautbekämpfung im Zuckerrübenanbau. Darüber hinaus gibt es in Frankreich eine Fülle weiterer Start-ups, die in der Roboterentwicklung aktiv sind wie Meropy, Carbon Bee und Toutilo (Cobot) im Ackerbau und Agreenculture, Vitibot, Vitirover und Wall-YE im Weinbau.

Es gibt keine Einschränkungen für den Marktzugang. Formal freiwillige Zertifizierungen und Labels können den Zugang etwas erschweren, etwa wenn diese für eine staatliche Förderung unerlässlich sind. Dies gilt zum Beispiel für das Gütesiegel Performance Pulvé für Sprühanlagen. 

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