Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | Dänemark | Smart Farming

Marktstruktur: Start-ups und etablierte Förderstrukturen

Die öffentliche Förderung ermöglicht "on-demand" die Entwicklung von smarten Lösungen für die Landwirtschaft. Deswegen könnten sich Kooperationen als goldener Zugangsweg erweisen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

Das hohe Digitalisierungsbewusstsein in der dänischen Landwirtschaft macht das Land zu einem aussichtsreichen Markt für smarte Dienstleistungen und Produkte. Dass dort auch deutsche Anbieter erfolgreich agieren können, beweist beispielsweise BASF mit seinem Digital-Farming-System Xarvio. Allerdings kann der Chemieriese auf etwas bauen, was vor allem kleinen und jungen Unternehmen fehlt: Lange Kundenbeziehungen, lokale Netzwerke und einen etablierten Kundendienst. Denn wie in ganz Skandinavien ist Kundennähe, Know-how-Beistand und individuelle Beratung fast schon Conditio-sine-qua-non für den Erfolg in Dänemark.

Roboter und Drohnen im Einsatz

Zusätzlich führen die im Rahmen der Innovationsförderung angebotenen Mittel nicht nur dazu, dass bereits ein breites Angebot vorhanden ist. "Die digitale Technologie ist die nächste Grenze für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion. Auch hier sind dänische Technologieanbieter beispielsweise mit Robotern und vorausschauender Wartung für intelligente Lebensmittelprozesse sowie GPS- und Drohnen-Technologie für das Pflanzenmanagement führend“, unterstreicht Landwirtschaftsminister Rasmus Prehm.

Die Smart-Farming-Schmiede

Vor allem größeren Betrieben oder Zusammenschlüssen bietet sich die Möglichkeit, Lösungen mit den etablierten Forschungszentren und Universitäten zu entwickeln, die genau an die eigenen Anforderungen angepasst sind. Auf deren Basis entstehen Produkte, die kommerzialisiert und auf dem Markt verfügbar gemacht werden. So entwickeln sich oftmals Jungunternehmen, die auf "großzügigen Unterstützungsprogrammen und einer lebendigen Tech-Start-up-Community" aufbauen können, wie es oft in offiziellen Werbebotschaften heißt. Und das ist keine Übertreibung, wenn die zahlreichen internationalen Aufarbeitungen und Rankings zur Innovationsökonomie zu Rate gezogen werden. Im Global Innovation Index 2020 wird das Land auf Rang sechs weltweit geführt, drei Plätze vor Deutschland. Im Global Startup Ecosystem Ranking 2020 reiht sich Kopenhagen als neuntbestes Ökosystem für Start-ups in Europa ein, knapp hinter Berlin und München.

Ausgewählte Projekte in Dänemark

Projekt

Investition (in Mio. Euro)

Stand

Projektträger

Vaeksthus Industri 4.0

1,7 

Laufzeit: 2019-2022. Ziel: Etablierung einer Software-Plattform für Digital Twins für Gärtnereien

Energiebehörde (EUDP-Programm)

Partner: Teknologisk InstitutSyddansk Universitet;
Universität AarhusHjortebjerg; ByGrowers; Knud Jepsen A/S; Dansk Gartneri; NB Data; Senmatic A/S; Danish Cleantech Hub; Energi Danmark

LivestockSense

1,6

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Breitere Implementierung digitaler Technologien in der Tierhaltung

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität Aarhus; Innvite ApS

N-Tool-Precise

1,1 

Laufzeit: 2019-2021. Ziel: Verknüpfung von Satellitendaten mit Erd- und Anbaudaten

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität Aarhus; SEGES

SCOUT Mobile
- a mobile sensor for support of precision application of insecticides in agriculture

1,0

Laufzeit: 2020-2023. Ziel: Identifizierung von Schädlingen mit mobilen Fotosensoren

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); FaunaPhotonicsUniversität Aarhus

Schritte zu einer klimaneutraleren Landwirtschaft

0,98

Laufzeit: 2021-2022. Ziel: Einführung CO2-reduzierender Maßnahmen, Schwerpunkt Roboter und Biokohle; finanziert aus dem europäischen Interreg-Fonds

Bygholm Agricultural College

Wachstum in den Agroindustrien - powered by data

0,85

Laufzeit: 2020-2023. Ziel: Individuelle Beratung für Landwirtschaftsbetriebe bzgl. effizienterem Einsatz von Datentechnologien

Industriens Fond; Universität AarhusDansk AgroindustriSEGESTekonologisk Institut

DIGIJORD

0,84

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Erarbeitung detaillierter Flächenkarten für 80 Prozent der dänischen Agrarflächen

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); Universität AarhusSEGES; Universität Kopenhagen; DHI Grass

eGylle

0,48

Laufzeit: 2021-2023. Ziel: Entwicklung eines neuen Werkzeugs für Gülle- und Düngermanagement

Landwirtschaftsagentur (GUPD-Programm); SEGESUniversität Aarhus

Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2021

Folgerichtig sind Start-ups in der dänischen digitalen Welt eine feste Größe. Zusammen mit etablierten einheimischen Unternehmen lassen sie oft nur wenig Platz für Mitstreiter. So bedienen im E-Health-Bereich dänische Anbieter etwa 90 Prozent des dortigen Bedarfs. Eine so konkrete Zahl liegt für den landwirtschaftlichen Bereich nicht vor. Die Stellung dürfte aber ebenfalls dominant sein - zumal für diesen Bereich dezidierte Entwicklungsprogramme verfügbar sind. So betreibt das Zentrum für technologisches Unternehmertum mit dem X-Tech Food & Ag ein eigens auf Landwirtschafts- und Nahrungsmittelinnovationen zugeschnittenes Start-up-Aufbauprogramm. Die Kopenhagener Niederlassung des Akzelerators Rockstart ist mit dem Rockstart Agrifood auf gleichem Terrain unterwegs.

Gemeinsam stärker

Das Portfolio der einheimischen Techniklieferanten ist entsprechend breit: Selbstfahrende Roboter von Agrointelli, Satellitendatenanalyse von DHI Gras, GPS-Technologien von Samson Agro, ein Viehherdenmanager von DeLaval, smarte Klimatisierungssysteme für Ställe von Skov, Milchqualitätstester von Foss, Insektenmonitoring von FaunaPhotonics oder Produktions- und Prozessautomatisierung von Cimbria, Niras und Frontmatec. Dazu gesellen sich einige internationale Größen vom Schlage einer BASF oder ABB Robotics.

Trotz fehlender Eintrittsbarrieren für Konkurrenten aus der Europäischen Union und einer weitgehenden Implementierung ihrer Einheitsregeln - beispielsweise der neuen Drohnenverordnung - dürfte ein Alleingang beim Markteintritt ein schwieriges Unterfangen werden. Eine leichtere Kundenansprache und Kosteneinsparungen beim Netzwerkaufbau bieten Kooperationen mit den bereits etablierten Spielern oder im Rahmen der Forschungsprojekte und Cluster - und zwar nicht nur wegen der Absatzmöglichkeiten, sondern auch wegen des technologischen Austausches und der Nutzung der starken internationalen Netzwerke der Dänen im Smart Farming Bereich.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.