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Special | Österreich | Smart Farming

Marktstruktur: Viele in- und ausländische Anbieter sind präsent

Noch ist Smart Farming nicht sonderlich verbreitet. Doch vielen ist klar: ohne mehr Digitalisierung geht es nicht. Auch deutsche Anbieter sind am Markt etabliert.

Von Axel Simer | Bonn

​​​​​​Die Unternehmenslandschaft bei Smart Farming ist sehr vielfältig. Und Österreich als offene Volkswirtschaft und exportabhängiges Industrieland hat keinerlei Barrieren gegenüber ausländischen Anbietern aufgebaut. Darüber hinaus hat sich in der Alpenrepublik eine sehr dynamische Start-up-Szene etabliert, für die Smart Farming ein breites Betätigungsfeld bietet.

Innovation Farm als Türöffner

Als zentrale Drehscheibe für das Zusammenwirken öffentlicher Akteure, privater Unternehmen und landwirtschaftlicher Betrieb hat sich die vom Landwirtschaftsministerium initiierte Innovation Farm etabliert, die an drei Standorten ein ganzes Bündel an Projekten realisiert (siehe dazu auch die Tabelle "Projekte"). Das Interesse daran steigt sowohl in der Presse als auch bei den Landwirten selbst. Viele Hersteller von Landtechnik testen ihre Geräte dort entweder selbst oder durch einen österreichischen (Vertriebs-)Partner. So zum Beispiel die dänische Firma Farmdroid ApS, die den Feldroboter Farmdroid FD20 produziert. Er wird auf der Innovation Farm für den Einsatz beim Anbau von Zuckerrüben getestet. Die US-amerikanische Case IH erprobt verschiedene Assistenzsysteme für ihren neuen Axial-Rotormähdrescher. 

Die bayrische Geo-konzept entwickelt auf der Innovation Farm mit der schwedischen Väderstat eine satellitengestützte Maisaussaat. Den Einsatz von Sensoren in der teilfächenspezifischen Stickstoffdüngung demonstriert und testet die ebenfalls in Bayern ansässige Fritzmeier Umwelttechnik. Seit 2012 entwickelt Fritzmeier mit der Marke ISARIA innovative Lösungen im Bereich Precision Farming. Als inländische Projektpartner sind die österreichischen Traktorenhersteller Lindner und Steyr mit an Bord.

Vorreiter Milchwirtschaft

Am weitesten verbreitet ist der Einsatz digitaler Tools im Segment der Milchwirtschaft. Bereits 2018 sprach beispielsweise das Landwirtschaftsministerium in höchsten Tönen vom Unternehmen smaXtec und dessen "Vorreiterrolle" im Smart Farming. Das 2009 gegründete Grazer Start-up ist Branchenprimus für den Einsatz von Sensortechnik bei Rindern und Milchkühen. Über 60.000 ihrer Pansensensoren kontrollieren bereits österreichische Milchkühe. smaXtec ist auch auf der Innovation Farm aktiv, mit der Implementierung von Wiederkaumonitoring in eine Herdenmanagementsoftware. Die oberösterreichische Wasserbauer demonstriert auf der Farm Fütterungssysteme; der Verband der Rinderzüchter LKV entwickelt dort verschiedene Apps zu Herdenkontrolle und Leistungsmanangement. Gleich mehrere österreichische Unternehmen entwickeln GPS-Halsbänder für eine extensive Tierhaltung in der Weide- und Almwirtschaft. 

Viele Anbieter bei Farm-Management

Unter den am Markt angebotenen digitalen Farm-Management-Systemen ist der österreichische Agrarcommander führend. Am Markt eingeführt wurde der Agrarcommander im Jahr 2014 als erstes webbasiertes, professionelles Betriebsführungsprogramm für Landwirte beziehungsweise agrarische Unternehmen. Die Agrarsoftware hat sich in Österreich seitdem zum erfolgreichsten digitalen Betriebsführungsprogramm entwickelt. Die Software unterstützt konventionelle und biologische Landwirte beim Pflanzenanbau und bei den entsprechenden Aufzeichnungs- und Antragsstellungsaufgaben und kann auch überbetrieblich eingesetzt werden. Bei Vertrieb und Weiterentwicklung der Software arbeitet die Agrarcommander GmbH seit 2020 sehr eng mit der österreichischen Raiffeisengruppe zusammen. Dies dürfte ihre Marktposition weiter stärken.

Farmdok ist ein niederösterreichisches Agartechnik-Startup mit Firmensitz in Wieselburg, das Smart-Farming-Lösungen zur Vereinfachung von Planung und Aufzeichnung in der Landwirtschaft entwickelt. Die Philosophie des Unternehmens: „Wir wollen mit einfachen Mitteln und kostengünstigen Smartphones den Landwirten die Möglichkeit geben, sich wieder ganz auf die wertschöpfende Arbeit am Feld konzentrieren zu können, ohne auf wertvolle Informationen verzichten zu müssen.“ Diese Idee wurde 2016 im Rahmen des größten österreichischen Businessplanwettbewerbs i2B sowie durch den Niederösterreichischen Innovationspreis RIZ Genius ausgezeichnet. Farmdok wird vom Austria Wirtschaftsservice sowie vom staatlichen Accent Gründerservice gefördert.

Auch deutsche Firmen im Markt

Aus Deutschland sind vor allem NextFarming und 365FarmNet auf dem österreichischen Markt aktiv. Die niederbayrische Farm Facts vermarktet ihre diversen Softwarepakete der Marke NextFarming über den österreichischen Partner M&O. Dieser übernimmt neben dem Vertrieb auch die Beratung und Schulung. Die 2013 gegründete Berliner 365FarmNet hingegen unterhält seit 2018 ein eigenes Büro in Österreich. 365FarmNet bietet diverse herstellerunabhängige Farm-Management-Softwarelösungen vom Herdenmanagement und Dokumentation bis zu ganzheitlichen Betriebs-Software-Paketen, sieht sich aber selbst als eher kleinen Player am Markt.



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