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Special | Rumänien | Smart Farming

Ziele: Kampf gegen Dürre und steigende Kosten

Rumäniens Landwirte setzen zunehmend digitale Lösungen ein - meist aber nur in den großen Betrieben. Kleinen Farmen fehlt oft das Geld für neue Ausrüstung.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Dürre und Kostendruck: Rumäniens Landwirte setzen moderne Technologien ein, um die Effizienz ihrer Betriebe zu steigern. Ziel ist dabei, die Ernteerträge zu steigern und dabei die Produktionskosten unter Kontrolle zu halten. Besonders die großen Agrarbetriebe bedienen sich dafür moderner Technologien. Beispielsweise setzen sie geologische und meteorologische Systeme ein, um extreme klimabedingte Veränderungen im Boden in der Atmosphäre schneller zu erfassen. 

Höhere Preise für Saat, Dünger, Strom und Wasser erhöhen den Kostendruck

Digitale Überwachungssysteme für Boden, Pflanzen, Wetter und moderne Sensortechnik von Landmaschinen führen online und per Satellit erfasste Daten auf digitalen Plattformen zusammen. Somit können die Landwirte den Verbrauch von Düngemitteln, Wasser und Saatgut effizienter optimieren. Der Einsatz solcher Systeme der Präzisionslandwirtschaft wird in Rumänien weiter zunehmen. Wichtiger werden zudem das Wassermanagement sowie der Einsatz von Biotechnologie. Steigende Preise für Wasser und Strom etwa erhöhen die Produktionskosten. Die meisten Landwirte nutzen Pumpen und spezielle Systeme, um mit Wasser aus der Donau oder aus Bewässerungskanälen und dem öffentlichen Wassernetz die Felder zu beregnen.

Die Liga der landwirtschaftlichen Erzeugervereinigungen, LAPAR, beobachtet seit Beginn dieses Jahres einen Anstieg der Preise für Produktionsmittel, also Saatgut, Dünger, Strom und Wasser, im Vergleich zum Vorjahr um etwa 140 Prozent. Dies berichtete die LAPAR-Sprecherin Liliana Piron bei einem Treffen mit Germany Trade & Invest.

Rumänische Landwirtschaft beginnt den Strukturwandel

Das Landwirtschaftsministerium verfolgt das langfristige Ziel, einen Strukturwandel in der rumänischen Landwirtschaft einzuleiten, die überwiegend von kleinen Semi-Subsistenzbetrieben geprägt ist. Diese kleinen Bauernhöfe produzieren hauptsächlich für den Eigenbedarf und sind kaum wettbewerbsfähig.

Dabei gehe die Gründung von Gemeinschaftsbetrieben weit über die digitale Vernetzung von Landwirt und Maschine hinaus, sagt Bogdan Bazga, Koordinator für die Vereinten Nationen und die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklug im rumänischen Landwirtschaftsministerium, im Gespräch mit Germany Trade & Invest. "Auf gemeinsamen Agrar-Plattformen können nicht nur Landmaschinen, Silos und Logistikzentren geteilt werden, sondern auch regionale Ökosysteme entstehen und damit neue Geschäftsmodelle wachsen", beschreibt Bazga die Ziele des Strukturwandels in der Landwirtschaft. Die Landwirte könnten sich beispielsweise als Produzenten von Energie aus Biomasse einen neuen Markt erschließen, sagt er. 

Jedoch seien nicht alle Bauern dazu bereit: "Ich führe viele Gespräche mit Landwirten, aber leider sind nicht alle davon überzeugt, ihren Betrieb mit anderen Bauern zu teilen, weil sie sich an das kommunistische Modell erinnern", sagt Bazga. Mit dem Strukturwandel der Kleinbetriebe zu gemeinschaftlichen Agrarbetrieben wächst mittelfristig die Nachfrage nach neuer Ausrüstung, wenn dort digitale Agrar-Plattformen entstehen, die Erzeuger, Lieferanten von Düngemitteln oder Saatgut sowie Lebensmittelverarbeiter und -händler miteinander vernetzen.

Kleinbauern erhalten staatlich garantierte Kredite

Besonders im vergangenen Jahr hat Dürre und die Coronakrise den Kleinbauern vor große Herausforderungen gestellt. Um die wirtschaftlichen Folgen zu mindern, können Kleinbauern bei dem Finanzinstitut Agricover Credit INF Kredite für Betriebskosten und Investitionen erhalten. Agricover Credit ist keine Bank, hat aber eine rumänische Lizenz, um Kredite für die Landwirtschaft zu vergeben. Dafür stellt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (ERBD) 15 Millionen Euro bereit. Für Investitionsvorhaben verfügt Agricover Credit zusätzlich über ein Darlehen von der Europäischen Investitionsbank (EIB) über 20 Millionen Euro. Im Rahmen des staatlich geförderten Kreditprogramms IMM Invest können Kleinbauern zudem staatlich garantierte Kredite in Höhe von bis zu 1 Millionen Lei (492.000 Euro; 1 Euro= 4,92 Lei; Stand 1. Juni 2021) bei ihren Geschäftsbanken erhalten. Dabei sind 8 Monate zinslos und der Kreditnehmer muss zum Ende der Laufzeit nicht mehr als 90 Prozent des Betrages zurückzahlen und maximal 1 Millionen Lei. 

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