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Special | Nigeria | Smart Farming

Ziele: Landwirtschaft profitiert von digitalen Lösungen

Smart Farming in Nigeria hat viel Potenzial, steht aber noch am Anfang. Mit einer neuen Digitalstrategie verfolgt die Regierung ambitionierte Ziele.

Von Corinna Päffgen | Accra

Die nigerianische Regierung sieht Digitalisierung als Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation des Agrarsektors. Mit einer Stärkung dieses Sektors soll die Armut bekämpft und die Ernährungssicherheit gestärkt werden.

Klimawandel und Ernährungssicherheit im Fokus

Mit dem Einsatz und der Förderung intelligenter Landwirtschaft verfolgt Nigeria verschiedene Ziele. Vor allem die Diversifizierung der Wirtschaft, die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und die Eindämmung des Klimawandels stehen dabei im Vordergrund. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits seit Längerem deutlich spürbar durch zunehmende Wüstenbildung und Wassermangel im Norden sowie dadurch entstehende gewaltsame Konflikte zwischen nomadischen Hirten und Farmern. Die seit Jahren andauernden Konflikte führen dabei unter anderem zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion von beispielsweise Mais und Hirse in den betroffenen Bundesstaaten. Der nachhaltige und effiziente Umgang mit wichtigen Wasser- und Landressourcen ist besonders wichtig und wichtiger Treiber für die Einführung und Förderung entsprechender intelligenter Lösungen.

Weiterer Treiber ist die vom Klimawandel betroffene Ernährungssicherheit des Landes, die es zu gewährleisten gilt. Nigeria ist dabei besonders vulnerabel, da die landwirtschaftliche Produktion nicht nur durch den Klimawandel bedroht wird, sondern Nigeria in hohem Maße auf Lebensmittelimporte angewiesen ist. Trotz des Einsatzes verschiedener Instrumente wie Importverbote für bestimmte Produkte zur Ankurbelung der lokalen Produktion, kann sich Nigeria nicht selbst versorgen. Die Regierung möchte nun mit Hilfe intelligenter Lösungen Prozesse optimieren und den Zugang zu Märkten und Finanzierung erleichtern, um somit die Produktivität entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette zu steigern.

Hohe Erwartungen an den Agrarsektor

Die nigerianische Regierung verfolgt mit ihrer "Digital Agriculture Strategy (2020-2030)" hochgesteckte Ziele. So sollen in den nächsten zehn Jahren die landwirtschaftliche Produktivität um 50 Prozent gesteigert, die Lebensmittelverschwendung um 50 Prozent reduziert und die Auswirkungen des Klimawandels um 40 Prozent gesenkt werden. Der Agrarsektor soll etwa 10 Millionen zusätzliche Jobs schaffen, insbesondere für die junge Bevölkerung. Die Regierung geht davon aus, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Bruttosozialprodukt um 50 Prozent auf insgesamt über 30 Prozent steigern kann. 

Landwirte wollen Output steigern

Je nach Größe des Betriebes und Tätigkeitsfeld sowie in Abhängigkeit des digitalen Reifegrades sowie Finanzierungsmöglichkeiten variieren die Anforderungen und die Einsatzmöglichkeiten digitaler Lösungen.

Der Agrarsektor wird geprägt von small-scale farmers (Kleinbauern), die etwa 80 Prozent der Landwirte ausmachen. Im Schnitt verfügt ein Bauer über ein 3 Hektar großes Stück Land. Große Betriebe und kommerzielle Verarbeiter gibt es wenig. Nur etwa 8 Prozent der Landwirte betreiben Viehwirtschaft, etwa 3 Prozent sind in der Fischerei und etwas mehr als 1 Prozent in der Forstwirtschaft tätig.

Die meisten Landwirte sehen sich in der Regel mit grundlegenden Herausforderungen konfrontiert, die sich teilweise sehr gut, teilweise nur bedingt mit digitalen Angeboten lösen lassen. Dazu gehören die unzureichende Verfügbarkeit von Betriebsmitteln (Saatgut, Dünger etc.), der Einsatz veralteter Gerätschaften, mangelndes Fachwissen, schlechter Zugang zu Märkten und Finanzierung, ineffiziente Lieferketten, hohe Nachernteverluste und eine hohe Abhängigkeit von Niederschlägen.

Aufgrund der zahlreichen grundlegenden Herausforderungen steht bei Kleinbauern die Optimierung der Einsatzmitteln und die Ertragssteigerung im Vordergrund. Hier können vor allem digitale Lösungen von Precision-Farming eine entscheidende Rolle spielen, die Informationen für den Landwirt digital aufbereiten und zur Verfügung stellen. Dazu gehören beispielsweise Wetter- und Felddaten-Apps,  Management-Systeme sowie Plattformen für den Austausch und die Informationsgewinnung zu Themen wie Absatzmöglichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten. 

Bei größeren Betrieben mit mehr Ackerland und kommerziellen Verarbeitern kommen zunehmend automatische und halbautomatische Lösungen zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise Drohnen und vernetzte Traktoren.

Politik setzt auf Digitalisierung 

Die "Digital Agriculture Strategy", der Fahrplan für die Digitalisierung der Landwirtschaft, wurde vom allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungsplan "Economic Recovery and Growth Plan (ERGP)" inspiriert und ist Ableger der "Nigeria Digital Economy Policy and Strategy 2020-2030", der digitalen Roadmap für die gesamte Wirtschaft.

Zuständig für die Entwicklung von Politikmaßnahmen und das Vorantreiben von Smart Farming sind das Bundesministerium für Kommunikation und digitale Wirtschaft (Ministry of Communication and Digital Economy),  das Bundesministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (Ministry of Agriculture and Rural Development) sowie die nachgeordnete Nationale Agentur für Entwicklung der Informationstechnologie (National Information Technology Development Agency - NITDA). Die NITDA ist die zuständige Behörde für intelligente Landwirtschaft und hat die Befugnis, regulatorische Standards und Richtlinien für den IKT-Bereich zu erlassen.

Aufgrund der angespannten Haushaltslage stehen der nigerianischen Regierung nur begrenzt Mittel für eine gezielte finanzielle Förderung zur Verfügung. Finanzielle Unterstützung kommt vor allem von Gebern wie USAID und Banken wie der Afrikanische Entwicklungsbank sowie von privaten Stiftungen wie der Bill-Gates-Foundation.

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