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Wirtschaftsumfeld | Afrika | Konnektivität

Afrikanische Entwicklungsbank verbindet Afrika

Regionale Integration ist eins der fünf prioritären Handlungsfelder der Afrikanischen Entwicklungsbank. Sie investiert in Konnektivität bei Transport, Energie und Standards.

Von Laura Sundermann | Bonn

Afrika hat es besonders nötig, in regionale Integration und Konnektivität zu investieren. Gerade einmal 15 Prozent des afrikanischen Handels findet zwischen den Ländern des Kontinents statt. Der Rest entfällt auf Handelsströme in den oder aus dem Rest der Welt. Ganz anders in der Europäischen Union (EU): Hier handeln die Staaten zu etwa 70 Prozent mit anderen EU-Ländern. Auch in Asien findet 60 Prozent des Außenhandels innerhalb des Kontinents statt. Allerdings verzerren große Rohstoffexporteure wie Angola und Nigeria das Bild und der informelle afrikaweite Handel fließt nicht in die Statistik ein. Für viele afrikanische Länder macht der Außenhandel mit anderen Ländern des Kontinents daher weit mehr als 15 Prozent aus.

Die insgesamt geringe regionale Integration hat Folgen für Afrika. Die einzelnen Länder schaffen es auch wegen ihrer geringen Marktgröße kaum, ausländische Investoren anzuziehen. Außerdem findet wenig Wertschöpfung auf dem Kontinent statt. Insbesondere Binnenstaaten sind ohne guten Zugang zum nächsten Hafen vom internationalen Handel weitgehend abgeschnitten.

Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) hat den Bedarf erkannt. Als Teil ihrer strategischen Ausrichtung ist "Regionale Integration" seit 2015 eines ihrer fünf prioritären Handlungsfelder, der "High 5 for Africa". Vor der Coronapandemie gingen von den Gesamtzusagen etwa 20 Prozent an Projekte zur regionalen Integration.

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AfDB finanziert regionale Infrastruktur und Harmonisierung von Standards

Zur Stärkung der regionalen Integration finanziert die AfDB den Bau von Straßen, Brücken, Bahnlinien und Stromtrassen über Ländergrenzen hinweg. Darüber hinaus fördert die Bank die Vereinheitlichung von Standards und Zertifizierungen, etwa im Energiemarkt, bei der Zollabwicklung oder der Produktqualität. Auch stärkt sie die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften wie die ECOWAS (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) und unterstützt die Einrichtung der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA). Des Weiteren will die AfDB den grenzüberschreitenden Personenverkehr erleichtern. In all diesen Bereichen bieten sich Chancen für deutsche Unternehmen.

In Bezug auf regionale Integration fokussiert sich die AfDB in den weniger entwickelten Ländern auf Infrastrukturprojekte und in den besser entwickelten Ländern auf Handelserleichterungen.

Ausgewählte Projekte der AfDB zu Konnektivität

Im Jahr 2020 sagte die AfDB unter anderem 1,2 Millionen US-Dollar (US$) für eine Machbarkeitsstudie für eine Normalspurbahn zwischen Äthiopien und dem Sudan zu. In der Studie wird festgestellt, ob und unter welchen Bedingungen eine Eisenbahnlinie zwischen Äthiopien und dem Sudan finanziert, gebaut und betrieben werden kann.

Ebenfalls 2020 sagte die AfDB 54,4 Millionen US$ für ein Projekt zu, bei dem Zugangsstraßen zu einer Brücke über den Kongo-Fluss gebaut werden. Die Straßen- und Eisenbahnbrücke selbst muss ebenfalls noch errichtet werden und soll die Republik Kongo mit der Demokratischen Republik Kongo verbinden. Die Bank erwartet, dass dadurch die Güterverkehrskosten pro Tonne um ein Drittel gesenkt werden und 20 Prozent mehr Menschen den Fluss überqueren werden.

Neben "harter" fördert die Bank auch "weiche" Infrastruktur. Die regionalen Wirtschaftsgemeinschaften COMESA (Gemeinsamer Markt für das Östliche und Südliche Afrika) und SADC (Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika) beispielsweise wollen ihre nationalen regulatorischen Vorschriften für den Stromhandel harmonisieren. Dadurch sollen die 28 Mitgliedstaaten ihren Strom verstärkt grenzüberschreitend handeln können. Im August 2021 sagte die Bank für das Projekt 2,5 Millionen US$ zu.

An wen gehen die Aufträge?

Die AfDB veröffentlicht regelmäßig Informationen dazu, welche Firmen die von ihr finanzierten Aufträge erhalten. Im Überblick der letzten sechs Jahre zeigt sich die generelle Dominanz der chinesischen Unternehmen. Sie erhalten vom Kuchen des gesamten AfDB-Auftragsvolumens mit über 30 Prozent das größte Stück. Ebenfalls recht erfolgreich sind marokkanische, französische und tunesische Unternehmen. Deutsche Firmen hingegen erhielten nur knapp ein Prozent des gesamten AfDB-Auftragsvolumens.

Aufträge der AfDB von 2015 bis 2020

Land des Bieters

Anzahl der gewonnenen Aufträge

Auftragsvolumen in Milliarden US-Dollar

Anteil am Gesamt-Auftragsvolumen in Prozent

1.

China

336

5,1

31,0

2.

Marokko

443

1,1

6,4

3.

Frankreich

334

1,0

6,3

4.

Tunesien

1.024

0,7

4,5

...

24.

Deutschland

98

0,2

1,0

...

Gesamt

16.000

16,4

100

Quelle: AfDB 2021

Eine Erklärung findet sich ausgerechnet im Handlungsfeld "Regionale Integration" und den teuren und umfassenden Infrastrukturprojekten. Hier sind die Chinesen mit ihren Generalunternehmern, die schlüsselfertige Bauleistungen anbieten, besonders stark - und die Deutschen besonders schwach. So erhielten chinesische Unternehmen in den Jahren 2015 bis 2020 für jeden AfDB-finanzierten Auftrag 15 Millionen US$. Deutsche Unternehmen bekamen im selben Zeitraum im Schnitt jeweils 1,6 Millionen US$ pro Auftrag.

Einige deutsche Firmen konnten in den letzten Jahren aber doch Aufträge bei Projekten der AfDB zu Konnektivität gewinnen. In den Bereichen Transport und Energie waren hier unter anderem folgende Unternehmen erfolgreich:

  • GAUFF Engineering
  • Tractebel Engineering
  • Megger/Seba Dynatronic Mess- und Ortungstechnik
  • Joh. Achelis & Söhne

Die Firmen erbringen überwiegend Beratungsleistungen, etwa zu Projektmanagement, technischer Beratung und Ausbildung. GAUFF Engineering beispielsweise überwacht den Bau einer Brücke über den Logone-Fluss zwischen Kamerun und dem Tschad.

Die erfolgreichen Unternehmen sind meist schon lange in Afrika aktiv und bewerben sich regelmäßig auf AfDB-finanzierte Ausschreibungen. Doch auch Neulinge im Afrikageschäft oder im Geschäft mit den Entwicklungsbanken können, wenn sie strategisch vorgehen, den Einstieg schaffen.

Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der AfDB.

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