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Branchen | Algerien | Infrastrukturbau

Ausbau der Handelsrouten mit Subsahara-Afrika

Algerien setzt mit seinen Ausbauplänen für die Transportinfrastruktur auf eine bessere Vernetzung mit seinen südlichen Nachbarn.

Von Friedrich Henle | Berlin

Der Fokus im Jahr 2021 soll auf der Vollendung begonnener Infrastrukturprojekte und auf der Erhaltung der bestehenden Infrastruktur liegen. Das sagte der ehemalige Verkehrsminister Farouk Chiali im Dezember 2020. Gleichwohl gibt es größere (Prestige-) Projekte, um die Infrastruktur weiter auszubauen. Der weniger entwickelte und dünn besiedelte Süden des Landes soll besonders davon profitieren. In den Verlautbarungen von Ministern und des Präsidenten Abdelmadjid Tebboune lässt sich der Wunsch ablesen, mit der Entwicklung des Südens auch die Wirtschaftsbeziehungen zu den südlichen Nachbarländern und generell mit Subsahara-Afrika auszubauen.

Investitionen in Straßennetz und maritime Infrastruktur geplant

Ein Beispiel für den verstärkten Blick nach Süden ist der geplante Ausbau der Nationalstraße N1 zur Autobahn. Die N1 verbindet als Trans-Sahara-Highway über 4.500 Kilometer die Hauptstadt Algier mit der nigerianischen Metropole Lagos. Ende Juni 2021 sollen die letzten fehlenden Abschnitte im Niger asphaltiert sein, ausgeführt von einer algerischen Baufirma. Im Etat 2021 sind für die Instandhaltung und den Neubau des Straßennetzes umgerechnet rund 400 Millionen Euro vorgesehen.

Größtes Vorhaben im Bereich der Häfen ist der Bau des Tiefseehafens von El Hamdania, rund 90 Kilometer westlich von Algier gelegen. Bereits seit mehreren Jahren in Planung, ist in dieses Projekt zuletzt wieder etwas mehr Schwung gekommen. Kofinanziert von der Export-Import Bank of China sollen im Mai 2021 die Bauarbeiten starten. Mit geplanten 23 Terminals und einer Umschlagskapazität von jährlich 6,5 Millionen Containern (TEU) würde er sich in die Liga der größten Mittelmeerhäfen einreihen. Die algerische Regierung sieht für den Hafen auch Chancen als regionaler Hub.

Ausbaupläne gibt es auch für die bereits bestehenden maritimen Infrastrukturen. Die Anbindung aller algerischen Häfen soll sich dadurch verbessern, dass sie mit Zubringern an die Ost-West-Autobahn sowie ans Schienennetz angeschlossen werden.

Verdreifachung der Länge des Schienennetzes bis 2030 

Das Schienennetz, das aktuell rund 4.200 Kilometer umfasst, soll bis 2023 auf 6.500, und bis 2030 auf dann 12.500 Kilometer anwachsen. Auch hier stehen Strecken in Richtung Süden im Fokus, um zur Konnektivität von Subsahara-Afrika und dem Mittelmeer beizutragen. Die bessere Erschließung von Bodenschätzen spielt in diesen Überlegungen ebenfalls eine Rolle. So sieht die Regierung die Lagerstätten von Gara Djebilet (Eisen), Djebel Onk in Annaba (Phosphat) und der Goldminen von Tamanrasset als strategisch für die nationale Wirtschaft an. Aus der Größe des Landes resultieren teils sehr große Schienenprojekte. Allein die Strecke von Gara Djebilet nach Béchar würde 800 Kilometer umfassen. Größere Projekte umfassen auch den mehrgleisigen Ausbau und die Elektrifizierung vorhandener Strecken. Zudem geht der Straßenbahn- und Metroausbau in verschiedenen Städten weiter.

Infrastrukturprojekte in Algerien (Auswahl)

Vorhaben

Investitionssumme (Mio. US$)

Projektstand

Anmerkungen/Ansprechpartner

Tiefseehafen El Hamdania (Provinz Tipaza)

3.500

Im Bau; Fertigstellung geplant: 4. Quartal 2027

Kapazität: 6,5 Mio. Container pro Jahr; Hauptauftragnehmer: China State Construction & Engineering Corporation; China Harbour Engineering Company

Bahnlinie Gara Djebilet - Béchar

1.900

Studienphase; Auftragsvergabe geplant: 4. Quartal 2022

Neue Strecke über ca. 800 km; ANESRIF 1)

Elektrifizierung Bahnlinie Ain Séfra - Béchar

1.850

Studienphase; Auftragsvergabe geplant: 2. Quartal 2022

Elektrifizierung von 260 km; ANESRIF 1)

Bahnlinie Ain Salah - Tamanrasset

800

Studienphase; Auftragsvergabe geplant: 4. Quartal 2022

Neue Strecke über ca. 650 km; ANESRIF 1)

Meerwasserentsalzungsanlagen in Skikda, El Tarf und Zéralda

750

Studienphase; Auftragsvergaben geplant: 3. Quartal 2021

Kapazitäten: El Tarf und Zéralda je 300.000 cbm/Tag, Skikda 70.000 cbm/Tag; Algerian Energy Company

Anschluss Hafen Arzew an Ost-West-Autobahn

410

Studienphase; Auftragsvergabe geplant: 2. Quartal 2022

40 km Autobahn; Ministère des Travaux Publics et des Transports

Staudamm Tarzout

90

Studienphase; Auftragsvergabe geplant: 2. Quartal 2022

ANBT 2)

1) Agence Nationale d'Études et de Suivi de la Réalisation des Investissements Ferroviaires; 2) Agence Nationale des Barrages et TransfersQuelle: MEED Projects, April 2021; Recherchen von Germany Trade & Invest

Chancen ergeben sich auch durch Bauprojekte im Bereich der Trinkwasserversorgung sowie der Abwasser- und Abfallbehandlung. Laut Wasserminister Mustapha Kamel Mihoubi verfügt Algerien aktuell über elf Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von 561 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Durch einen Ausbau dieser Infrastrukturen soll die Kapazität bis 2024 auf 2 Milliarden Kubikmeter pro Jahr steigen. Die Errichtung neuer Staudämme ist ebenso vorgesehen.

Auch die Energieversorgung muss der wachsenden Bevölkerung Rechnung tragen. Der für die Verteilung von Strom und Gas zuständige Staatskonzern Sonelgaz plant einen erheblichen Ausbau der jeweiligen Netze. Der Ausbau der erneuerbaren Energien steht ebenso auf der Tagesordnung und wird zusätzliche Investitionen in das Stromnetz erfordern.

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