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Special Angola Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Schon vor der Pandemie befand sich Angola in einer Rezession. Die Wirtschaft wird wohl erst 2022 zu positiven Wachstumsraten zurückkehren. (Stand: 20. September 2021)

Von Marcus Knupp | Berlin

Etwas später als seine südlichen Nachbarländer hat die dritte Infektionswelle im August 2021 auch Angola erreicht. Dank vergleichsweise strikter Kontrollmaßnahmen ist Angola bislang mit relativ niedrigen Infektionszahlen durch die Coronapandemie gekommen. Von einer höheren Dunkelziffer ist aufgrund geringer Testraten zwar auszugehen. Aus gesundheitlicher Sicht war der Verlauf der Krise für Angola bisher insgesamt aber glimpflich.

Anders sieht die wirtschaftliche Perspektive aus: Der Einbruch der Rohölpreise zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr 2020 hat das vom Erdölexport abhängige Land schwer getroffen. Nach bereits vierjähriger Rezession ist die angolanische Wirtschaftsleistung 2020 abermals zurückgegangen. Trotz leichter Erholung des Ölpreises wird voraussichtlich auch 2021 noch nicht den erhofften Aufschwung bringen.

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Mit einer Erholung wird ab 2022 gerechnet. Zwar wird die Fördermenge Angolas infolge jahrelang geringer Investitionen in die Erdölanlagen in den kommenden Jahren weiter zurückgehen. Wieder steigende Preise werden diese Einnahmelücke aber mehr als ausgleichen. Zudem ist ein deutlicher Anstieg der Aktivitäten im Nichtölsektor zu erwarten, wenn die Reformanstrengungen zum Umbau der Wirtschaft neuen Schwung erhalten.

Hilfestellung durch den IWF

Eine große Hilfe ist derzeit die finanzielle Unterstützung durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Seit Dezember 2018 fließen in mehreren Tranchen Gelder zur Stützung des angeschlagenen angolanischen Haushalts. Wie bei Programmen des Fonds üblich, sind diese mit Reformauflagen verknüpft. Um die Effekte der Pandemie abzumildern, hat der IWF im September 2020 eine Erhöhung der Gesamtsumme des bis Dezember 2021 laufenden Programms von 3,7 Milliarden US-Dollar (US$) auf 4,5 Milliarden US$ zugesagt.

Da die Regierung in Luanda sich nach der Beurteilung des IWF weitgehend an die mit der Unterstützung verbundenen Anforderungen hält, ist davon auszugehen, dass 2022 direkt im Anschluss eine weitere Extended Fund Facility (EFF) zur Verfügung gestellt wird. Die Hoffnung ist, dass mit anspringender Konjunktur in den Nichtölsektoren und einer Erholung der Öleinnahmen der Spielraum für Reformen größer wird. Zudem wird von Maßnahmen wie der Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen oder der Privatisierung staatlicher Unternehmen ein deutlicher Investitionsschub erwartet.

Erdöl verliert an Gewicht

Damit würde sich die Bedeutung des Erdölsektors in der angolanischen Wirtschaft tendenziell verringern. Im Jahr 2020 betrug die Förderung rund 1,3 Millionen Barrel pro Tag (bpd). Die Regulierungsbehörde Agência Nacional de Petróleo, Gás e Biocombustíveis (ANPG) verzeichnete zum Jahresbeginn 2021 weiter sinkende Fördermengen und geht bis 2028 von einem Rückgang auf circa 500.000 bpd aus, wenn nicht neue Vorkommen erschlossen werden. Das würde aufgrund der großen Tiefe der Offshore-Lagerstätten vor der angolanischen Küste allerdings sehr hohe Investitionen erfordern. Mit der Ausschreibung zusätzlicher Offshore-Ölfelder zur Exploration versucht die Regierung diese anzuregen.

Der Abbau mineralischer Rohstoffe an Land dürfte in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. So zählt Angola bereits heute neben Botsuana, der DR Kongo und Südafrika zu den großen Diamanten-Produzenten der Region. Neue Konzessionen wurden im Mai 2020 für den Abbau von Phosphaten vergeben. Explorationsvorhaben widmen sich Metallen wie Kobalt, Kupfer, Nickel und Lithium sowie Eisenerz.

Landwirtschaft weit unter Potenzial

Ein jahrzehntelanger Unabhängigkeits- und Bürgerkrieg haben den Agrarsektor stark in Mitleidenschaft gezogen. Noch heute sind Minen in vielen Teilen Angolas für die in der Landwirtschaft Tätigen eine Gefahr. Reichliche Öleinnahmen haben zudem in den letzten 20 Jahren den Import eines Großteils der Nahrungsmittel ermöglicht. Angola verfügt mit großen Flächenreserven und in vielen Landesteilen ergiebigen Niederschlägen aber über gute Voraussetzungen zum Anbau diverser Agrarprodukte.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation sorgt für ein Umdenken. Die landwirtschaftliche Produktion soll sowohl quantitativ ausgedehnt als auch auf zusätzliche Anbaufrüchte ausgeweitet werden. Hierdurch entsteht die Basis für eine Nahrungsmittelindustrie, die neben dem lokalen Markt auch für den Export produziert. Die Wirtschaft erhält so ein breiteres Fundament. Gleichzeitig können durch die Beschäftigung in diesen arbeitsintensiveren Branchen größere Teile der Bevölkerung an der Entwicklung teilhaben.

Ambitionierte Ziele für den Energiebereich

Wichtige Voraussetzung für den Aufbau einer Nahrungsmittel- und weiterer Industrien ist eine leistungsfähige Infrastruktur. Hier gibt es sowohl bei den Verkehrsverbindungen als auch in der lokalen Energieversorgung noch viel zu tun. Derzeit sind lediglich rund 40 Prozent der Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen. Der ehrgeizige Plan Angola Energia 2025 sieht die Steigerung auf 60 Prozent bis 2025 vor. Die installierte Leistung müsste dafür von 6,4 auf 9,9 Gigawatt erhöht werden. Unterstützung erhält Angola dabei von der Weltbank, die im Februar 2021 einen Kredit in Höhe von 250 Millionen US$ zur Entwicklung der Elektrizitätsversorgung zugesagt hat.


Einen Überblick der wichtigsten Branchen in Angola gibt der Branchencheck.

Ein umfassendes Bild des Standortes Angola und praktische Informationen zum Rechtssystem, Finanzstrukturen sowie Zoll- und Einfuhrverfahren bietet der Wirtschaftsführer Angola - Eine Chance für deutsche Unternehmen.


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