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Wirtschaftsumfeld | Asien | Dienstleistungen

Deutscher Handel mit Dienstleistungen ist ausbaufähig

Die meisten Dienstleistungen erbringen deutsche Unternehmen im europäischen Ausland. Wachstumspotenzial bieten aber auch andere Regionen, insbesondere Asien.

Von Katharina Viklenko | Bonn

Der Handel mit Dienstleistungen läuft dem Warenhandel zunehmend den Rang ab. Laut Angaben der Welthandelsorganisation entfiel 2019 mit einem Volumen von knapp 6 Billionen US-Dollar (US$) fast ein Viertel des Welthandels auf den Austausch von Dienstleistungen. Die traditionelle Vorstellung vom Welthandel, bei dem ausschließlich Güter in Container verladen und mit Frachtschiffen über Grenzen hinweg transportiert werden, wird der Realität nicht länger gerecht. Dienstleistungen, beispielsweise im Finanz- oder Informationssektor, nehmen einen immer größeren Stellenwert ein.

Großes Potenzial für IT-Dienstleistungen

Schon länger wächst der Wert der gehandelten Dienstleistungen deutlich dynamischer als der Warenhandel. Einer Studie von Western Union und Oxford Economics zufolge ist der Wert des weltweiten Handels mit Dienstleistungen zwischen 2010 und 2019 um rund 50 Prozent gestiegen – doppelt so schnell wie der Warenhandel. Auch die Zukunftsaussichten sind positiv: Die weltweit gehandelten Dienstleistungen könnten laut der Studie bis 2025 um mehr als 30 Prozent auf 8 Billionen US$ zulegen. Die Auswirkungen der Coronakrise dürften nur für einen vorübergehenden Dämpfer auf der Zielgeraden sorgen.

Dabei zählen Dienstleistungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zu den Profiteuren, die in den nächsten Jahren am kräftigsten zulegen dürften. Die verstärkte Digitalisierung der Wirtschaft auch infolge der Coronapandemie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zahlreiche Industrienationen wie die USA, Frankreich und das Vereinigte Königreich werden gemäß der Prognose kräftig vom Aufschwung des Handels mit Dienstleistungen profitieren. Der deutsche Dienstleistungssektor hinkt im internationalen Vergleich jedoch hinterher und ist noch ausbaufähig.

Deutschland ist vom Dienstleistungshandel weniger abhängig als andere Volkswirtschaften. So betrug der Anteil der deutschen Dienstleistungsexporte an den Gesamtausfuhren 2019 fast ein Fünftel. Das Vereinigte Königreich kam mit 46 Prozent hingegen auf eine mehr als doppelt so hohe Quote.

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Deutschland exportiert vor allem unternehmensbezogene Leistungen

Die größte Exportposition von Deutschland bei Dienstleistungen nahmen im Jahr 2019 sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen mit einem Anteil von knapp 28 Prozent ein. Darunter fallen beispielsweise Einnahmen aus Forschung und Entwicklung, freiberuflichen Dienstleistungen und Managementberatung (etwa Rechts-, Unternehmensberatung und Öffentlichkeitsarbeit) sowie aus technischen Dienstleistungen und Provisionen (etwa Architektur-, Ingenieurleistungen, Abfallbehandlung). Traditionell zählen außerdem die Bereiche Transport (Anteil von rund 20 Prozent im Jahr 2019), Reiseverkehr (12 Prozent), Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum (10 Prozent) und IKT (10 Prozent) zu den Hauptpositionen, die ausgeführt werden.

Betrachtet man die Einnahmen im Jahr 2020, wird schnell deutlich, dass die Coronakrise sich in großem Umfang auf die Dienstleistungsexporte ausgewirkt hat. Insbesondere die Bereiche Transport und Reiseverkehr waren durch Maßnahmen zur Bekämpfung von Corona stark eingeschränkt. Es handelt sich aber um einen vorübergehenden Effekt, der durch die angestoßene Digitalisierung der Wirtschaft künftig überkompensiert werden dürfte.

Dynamische Entwicklung der Ausfuhren nach Asien

Ein Großteil der deutschen Einnahmen wird durch Exporte von Dienstleistungen in die Europäische Union (EU) erzielt. Außerhalb der EU haben sich aber insbesondere entsprechende Ausfuhren nach Asien dynamisch entwickelt. Zwischen 2019 und 2015 legten die Exporte nach Asien um fast 28 Prozent auf knapp 46 Milliarden Euro zu und wuchsen damit überproportional stark. Im Jahr 2019 gingen rund 15 Prozent der deutschen Dienstleistungen in diese Region. Daher ist durchaus Potenzial für einen weiteren Anstieg gegeben.

Einnahmen durch deutsche Exporte von Dienstleistungen nach Regionen (in Milliarden Euro; Veränderung in Prozent) 1)

Region2)

2015

2019

2020

Veränderung 2020/2019

Veränderung 2019/2015

EU (27)

101,2

136,1

118,3

-13,1

34,5

Andere europäische Länder

55,2

62,1

56,0

-9,8

12,5

Amerika

53,3

62,2

51,1

-17,8

16,6

Asien

35,8

45,7

39,4

-13,9

27,8

Afrika

3,3

3,7

2,9

-22,8

11,7

Australien, Ozeanien, Polargebiete

2,7

3,0

2,6

-13,9

10,7

Gesamt

253,3

314,8

272,0

-13,6

24,3

1) auf Basis Ausfuhr (fob); 2) Definitionen gemäß der Deutschen BundesbankQuelle: Deutsche Bundesbank; Statistisches Bundesamt; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Großteil der Dienstleistungen geht nach China

Die meisten Einnahmen werden durch deutsche Ausfuhren nach China erzielt. Ausgerechnet für das Reich der Mitte stellt die Deutsche Bundesbank aber seit 2016 keine Werte für die Gesamtexporte von Dienstleistungen zur Verfügung. Die analoge Berechnung ergab für 2019 Ausfuhren von knapp 16,7 Milliarden Euro. Damit entfällt mehr als ein Drittel des deutschen Angebots in Asien auf China.

Das chinesische Handelsministerium (Ministry of Commerce; MOFCOM) kommt 2019 auf einen etwas höheren Wert mit Importen von 20,6 Milliarden Euro und platziert Deutschland auf Rang vier der zehn wichtigsten Lieferländer von Dienstleistungen.

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Zu weiteren wichtigen Zielländern deutscher Dienstleistungen 2019 in der Region zählten Japan, Singapur, Indien, Südkorea und die Sonderverwaltungsregion Hongkong. Hierbei ist das deutsche Angebot nach Indien zwischen 2019 und 2015 mit einem Plus von 50 Prozent am kräftigsten gewachsen.

Einnahmen durch deutsche Exporte von Dienstleistungen nach Asien (Auswahl; in Millionen Euro; Veränderung in Prozent) 1)

Land / Volkswirtschaft

2015

2019

2020

Veränderung 2020/2019

Veränderung 2019/2015

China2

12.502

16.708

15.239

-8,8

33,6

Japan

4.814

5.950

4.967

-16,5

23,6

Singapur

3.214

4.046

3.531

-12,7

25,9

Indien

2.141

3.218

2.601

-19,2

50,3

Südkorea

2.651

2.813

2.356

-16,3

6,1

Hongkong, SVR

1.629

2.276

1.984

-12,8

39,7

Taiwan

682

900

815

-9,4

32,0

Malaysia

542

629

571

-9,2

16,1

1) auf Basis Ausfuhr (fob); 2) ermittelt durch analoge Berechnung, da die Deutsche Bundesbank seit 2016 keinen Gesamtwert für deutsche Exporte nach China bereitstelltQuelle: Deutsche Bundesbank; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Nutzung geistiger Eigentumsrechte in China besonders nachgefragt

Mit knapp 5,1 Milliarden Euro und 4,7 Milliarden Euro entfiel mehr als die Hälfte der von Deutschland nach China exportierten Dienstleistungen 2019 auf Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum sowie auf sonstige unternehmensbezogene Leistungen. Im Zeitraum zwischen 2015 und 2019 haben sich laut der Deutschen Bundesbank die deutschen Ausfuhren von IKT-Dienstleistungen mehr als verdoppelt (Plus von 125 Prozent). Ebenfalls einen kräftigen Zuwachs verzeichneten im gleichen Zeitraum mit einer Steigerung von 82 Prozent die Einnahmen aus Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum.

Deutsche Ausfuhren von Dienstleistungen nach China (in Millionen Euro; Veränderung 2019 gegenüber 2015 und Anteile an den Gesamtausfuhren in Prozent)

Dienstleistungskategorie1

2015

2019

Veränderung

Anteil 2019

Gesamt, davon

12.502

16.7082

33,62

100,0

Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum

2.787

5.076

82,1

30,4

Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen

3.494

4.700

34,5

28,1

Transportdienstleistungen

2.123

2.837

33,6

17,0

Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen

498

1.122

125,3

6,7

Finanzdienstleistungen

283

199

-29,7

1,2

Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen

96

156

62,5

0,9

Regierungsdienstleistungen

39

49

25,6

0,3

Dienstleistungen für persönliche Zwecke, Kultur und Freizeit

48

30

-37,5

0,2

Versicherungs- und Altersvorsorgeleistungen

50

10

-80,0

0,1

1) für Reiseverkehr sowie Fertigungsdienstleistungen stehen keine Angaben zur Verfügung; 2) ermittelt durch analoge Berechnung, da die Deutsche Bundesbank für 2019 keinen Gesamtwert für deutsche Exporte nach China bereitstelltQuelle: Deutsche Bundesbank; Statistisches Bundesamt; Berechnungen von Germany Trade & Invest

Methodische Hinweise

Dienstleistungstransaktionen sind statistisch schwer zu erfassen, da diese nicht vollständig den Zoll- und Meldebestimmungen unterliegen, sodass teilweise auf Schätzungen zurückgegriffen werden muss. Aktuelle Daten zur Zahlungsbilanz und zum deutschen Dienstleistungshandel mit ausgewählten Regionen und Ländern veröffentlicht die Deutsche Bundesbank in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt in der Publikation "Außenhandel und Dienstleistungen der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ausland".

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