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Belgien Entwicklungszusammenarbeit

Belgische Entwicklungsagentur - Enabel

Ziele und Historie

Die belgische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit wurde 1998 als Belgian Technical Cooperation (BTC) gegründet. Seit 2018 heißt sie Enabel. Ihr Mandat umfasst die Umsetzung von Entwicklungsprojekten für die Regierung. Es ist ihr Ziel, eine nachhaltige Welt zu schaffen, in der alle Menschen unter rechtsstaatlichen Bedingungen leben und sich frei entfalten können. Weitere Ziele der belgischen Entwicklungspolitik sind die Stärkung lokaler Partner sowie die Konsolidierung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Seit 2016, mit der Implementierung der Agenda 2030, müssen belgische Entwicklungsprojekte über das Partnerland hinauswirken. Das bedeutet, sie müssen folgenden globalen Entwicklungen Rechnung tragen: dem schnellen Bevölkerungswachstum, dem Klimawandel, der mangelnden Chancengleichheit, der zunehmenden Mobilität der Weltbevölkerung und der urbanen Entwicklung.

Fünf globale Herausforderungen

Die Strategie von Enabel für die Dekade 2020-2030 greift diese Entwicklungen auf und benennt folgende Handlungsfelder für die Entwicklungszusammenarbeit mit den Partnerländern:

  • Frieden und Sicherheit
  • Klimawandel
  • Sozioökonomische Chancengleichheit
  • Mobilität
  • Stadtentwicklung

Tätigkeitsfelder und Organisation

Enabel hat ihren Hauptsitz in Brüssel und Büros in allen Partnerländern. Insgesamt beschäftigt sie 1.725 Mitarbeiter. Der belgische Staat ist alleiniger Anteilseigner. Das oberste Leitungsgremium setzt sich aus zwölf Mitgliedern zusammen. Die Mitglieder werden auf Basis ihrer Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit für vier Jahre vom Ministerrat benannt.

Enabel setzt Entwicklungsprojekte vor allem für die belgische Regierung, aber auch für andere Geber um. Neben der Vergabe zinsverbilligter Darlehen und Förderkredite an Regierungen machen innovative Finanzinstrumente mehr als 20 Prozent des Projektportfolios aus. Dazu gehören zum Beispiel Vouchersysteme für humanitäre Hilfsmaßnahmen oder Impact Bonds, die den privaten Sektor an sozialen Projekten beteiligen. Um strukturelle Veränderungen zur erzielen, fördert Enabel bevorzugt Projekte und Programme von mindestens 5 Millionen Euro und mit einer Mindestlaufzeit von drei Jahren. Dabei zieht sie Kofinanzierungen mit anderen Gebern den bilateralen Portfolios vor. Für die Förderung des privaten Sektors ist die Belgian Investment Company for Developing Countries (BIO) zuständig.

Enabel verpflichtet sich der Agenda 2030 sowie der Decent Work Agenda der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die auf menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen abzielt.

Sektoren und Handlungsfelder

  • Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
  • Digitalisierung
  • Bildung und Beschäftigungsförderung
  • Energie
  • Chancengleichheit
  • Gute Regierungsführung
  • Gesundheitswesen
  • Privater Sektor
  • Wasserver- und Abwasserentsorgung

Länderschwerpunkte

Enabel ist in folgenden Regionen tätig:

  • Zentral- und Ostafrika
  • Nordafrika und Naher Osten
  • Westafrika

Zu den Partnerländern gehören Benin, Burkina Faso, Burundi, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Guinea, Jordanien, Mali, Mauretanien, Marokko, Mosambik, Niger, die Palästinensischen Autonomiegebiete, Ruanda, Senegal, Tansania und Uganda. Viele dieser Staaten gehören zu den am wenigsten entwickelten Ländern (least developed countries = LDCs) oder zu den fragilen Staaten.

Ziel ist es die Zahl von 25 Partnerländern nicht zu überschreiten.

Klimafinanzierung

Die globale Herausforderung Klimawandel schlägt sich auch in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit nieder. Klimaschutz ist eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, das seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 für die Geberinstitutionen an Bedeutung gewonnen hat. Klimafinanzierung in der Entwicklungszusammenarbeit umfasst die Finanzflüsse der Geber an die Entwicklungsländer, damit diese ihre Klimaziele umsetzen können.

Seit den 2010er Jahren fördert die belgische Agentur für Entwicklungszusammenarbeit Lösungen zum Klimaschutz und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel. 2019 erhielt Enabel die Akkreditierung vom Green Climate Fund (GCF). Das bedeutet, dass sie vom GCF finanzierte Umweltprojekte durchführen darf. Die belgische Klimafinanzierung konzentriert sich auf drei Sektoren: Landwirtschaft, Wasser und Stadtentwicklung.

Smart Farming und Waldschutz

Die belgische Regierung fördert nachhaltige Land- und Forstwirtschaft in ihren Partnerländern. Mit 'klimasmarter' Landwirtschaft sollen Nahrungsmittelsysteme widerstandsfähiger werden. Im Auftrag des GCF führt Enabel ein Agrarprojekt im Osten Ruandas durch. Bis 2026 sollen dort landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten nachhaltig werden und die Einkommen von Kleinbauern steigen (Transforming Eastern Province through Adaptation and Mitigation). Des weiteren unterstützt Enabel ihre Partnerländer dabei, Wälder nachhaltig zu bewirtschaften und Waldlandschaften wiederherzustellen. 

Integriertes und nachhaltiges Wasserressourcenmanagement

Enabel finanziert Projekte, die mehr Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen sollen. Dafür müssen Regeln zur Wasserwirtschaftsverwaltung definiert und Methoden zum nachhaltigen Management der Wasserressourcen eingeführt werden. Ein Beispiel für Ressourcenmanagement ist das Kilombero and Lower Rufiji Wetlands Ecosystem Management Projekt in Tansania. Dort wurden die Anrainergemeinden befähigt, Feuchtgebiete nachhaltig und eigenverantwortlich zu bewirtschaften.

Green cities

Enabel unterstützt Behörden bei der nachhaltigen Stadtentwicklung. Der Fokus liegt auf kleineren Städten und deren Umland in Subsahra-Afrika. Thematisch geht es vor allem um Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und urbane Resilienz. Ziel ist es in den Regionen das Risiko von Überschwemmungen, Erdrutschen und Überhitzung zu verringern. In verschiedenen Städten Ruandas wurden beispielsweise Wertschöpfungsketten im Bau klimafreundlicher gestaltet oder Kommunen dabei unterstützt, nachhaltige Investitionspläne zur Wirtschaftsförderung zu erarbeiten.

Wie und was wird berichtet?

Die Industrieländer berichten jährlich ihre Klimafinanzierung an die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Diese Finanzstatistik ist seit 1998 für alle Geberländer verpflichtend. Sie stützt sich auf fünf Kategorien, die sogenannten Rio Marker. Der Umwelt-Marker bildet vor allem Ausgaben für lokal wirksame Umweltprojekte ab. Die Marker zum Klimawandel, zur Wüstenbildung und zur Biodiversität beschreiben Aktivitäten, die eine überregionale oder globale Wirksamkeit haben.

Das Rio Marker-System ist ein Instrument der OECD, das zur Berichterstattung und zum Monitoring von Klimafinanzierung und Investitionen in klimarelevante Bereiche genutzt wird. Für die Entwicklungszusammenarbeit von Belgien liegen diese Zahlen vor:

Fördervolumen Umwelt- und Klimaschutz 2021

Gesamtsumme aller OECD
Geberländer in Milliarden US$

Belgien
in Milliarden US$

Umwelt

41,2

0,4

Biodiversität

9,8

0,1

Wüstenbildung

3,3

0,07

Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels

23,0

0,2

Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

25,5

0,2

Quelle: OECD 2023

Mehr Informationen zur Umwelt- und Klimafinanzierung Belgiens finden Sie im OECD-Profil der belgischen Entwicklungszusammenarbeit.

Mehr Informationen zu Geschäftschancen durch Klimaschutz finden Sie in unserem Themen-Special Herausforderung Klimawandel - Geschäftschancen durch Klimaschutz.


Projektablauf

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  1. Die belgische Generaldirektion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe (DGD) beschließt die strategische Ausrichtung der internationalen Entwicklungs- und Solidaritätspolitik. Sie untersteht dem Außenministerium.
  2. Enabel ist mit der Implementierung der Entwicklungsprojekte beauftragt und steht dabei im Dialog mit den Partnerländern. 
  3. Enabel erstellt die Ausschreibungsdokumente in Abstimmung mit den Partnerländern.
  4. Enabel begleitet zum Beispiel eine Behörde oder ein Ministerium im Partnerland bei der Umsetzung der Projekte mit ihrem Monitoring- und Evaluationssystem.
  5. Das Special Evaluation Office (SEO) ist für die Evaluierung der belgischen Entwicklungszusammenarbeit zuständig. SEO ist eine externe Evaluierungsagentur, die dem Verwaltungsausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit unterstellt ist.

Beschaffungswesen und Geschäftsmöglichkeiten

Enabel bietet deutschen Unternehmen Geschäftschancen in Form von Bau-, Beratungs- und Lieferaufträgen. Ausschreibungen publiziert sie leicht zugänglich auf ihrem Ausschreibungsportal

Dabei unterscheidet Enabel nicht zwischen der Beschaffung durch staatliche Kreditnehmer und dem unternehmenseigenen Beschaffungswesen. Ausgeschrieben wird, je nach Projekt, in Übereinstimmung mit nationalen und europäischen Vorgaben oder nach den Richtlinien der Weltbank. Dadurch stellt Enabel eine faire, transparente und unparteiliche Beschaffung mittels Bieterverfahren sicher und überwacht die Einhaltung ethischer, sozialer und ökologischer Vorgaben.

In diesen Sektoren gibt es Chancen für deutsche Unternehmen

Entwicklungsziel

Maßnahmen/Sektoren

Frieden und Sicherheit

  • Justizreformen
  • Stärkung der Kommunen
  • Ausbau der Meldeämter

Klimawandel

  • Smart Farming Lösungen
  • Nachhaltige Landbewirtschaftung und Forstwirtschaft
  • Integriertes Wasserressourcenmanagement
  • Nachhaltige Stadtentwicklung
  • Verbesserung des Katastrophenschutzes

Sozioökonomische Chancengleichheit

  • Beschäftigungsförderung, insbesondere für Jugendliche und Frauen
  • Förderung einer grünen und digitalen Wirtschaft
  • Förderung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten
  • Besserer Zugang zu Finanzdienstleistungen
  • Bereitstellung der Grundversorgung in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sozialschutz
  • Aufbau von digitalen Kompetenzen

Mobilität

  • Beratung zur Migrationspolitik
  • Stärkung von Grundversorgungssystemen im Krisenfall

Stadtentwicklung

  • Smart City Lösungen
  • Nachhaltige Stadtplanung

Praktische Tipps für die Geschäftsanbahnung

Unternehmen sollten sich frühzeitig über Projekte und Geschäftsmöglichkeiten informieren, Netzwerke knüpfen und Kontaktpersonen vor Ort ausfindig machen. Neben Englisch sollten Interessenten Französisch beherrschen, da viele Dokumente von Enabel nur auf Französisch veröffentlicht werden und für die Implementierungspartner vieler Länder Französisch die Verwaltungs- und Geschäftssprache ist.

Als Einstieg empfiehlt es sich:

Das Außenwirtschaftsportal GTAI-Exportguide bietet weitere Tipps und Hinweise zu Geschäftschancen bei öffentlichen Aufträgen.

Internetadressen

Die folgenden Links dienen als Wegweiser für die Internetseite von Enabel. Die meisten Informationen werden auf Englisch, Französisch und Niederländisch bereitgestellt.

Enabel Hauptseite

Open Data Portal für aktuelle und abgeschlossene Projekte 

Aktueller Jahresbericht

Übersicht zur Förderung des privaten Sektors

Kontakte

Enabel - Belgian Development Agency 

Rue Haute, 147 | 1000 Brussels | Belgium

T +32 (0)2 505 37 00 | F +32 (0)2 502 98 62 


Germany Trade & Invest (Bonn)

Bereich Entwicklungszusammenarbeit & Öffentliche Aufträge

Villemombler Straße 76

53123 Bonn

Bereichsleiterin

Kirsten Hungermann

Telefon: +49 (0)228 24993-252

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