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Special Australien Wege aus der Coronakrise

Konjunktur und wichtigste Branchen

Die Coronasituation hat sich in Australien dank einer hohen Impfquote deutlich entspannt. Die Wirtschaft steht vor einem nachhaltigen Aufschwung. (Stand: 01. November 2021)

Von Heiko Stumpf | Sydney

In den australischen Metropolen konnten die Corona-Beschränkungen deutlich gelockert werden. In Sydney beginnt das Leben wieder zu pulsieren, nachdem die Stadt infolge eines Ausbruchs der Delta-Variante mehr als drei Monate lahmgelegt war. Besonders groß ist die Erleichterung in Melbourne. Seit Beginn der Pandemie verbrachte die Bevölkerung von Melbourne rund 260 Tage im Lockdown, so lange wie in keiner anderen Stadt der Welt.

Australien ist auf dem Weg zu einer hohen Impfquote

Nachdem die Impfkampagne zunächst sehr schleppend anlief, legte Australien in den vergangenen Monaten eine große Aufholjagd hin. Zu Anfang November 2021 verfügten bereits rund 80 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre über einen vollständigen Impfschutz. In einigen Gebieten wie dem Bundesstaat New South Wales und der Hauptstadt Canberra sind es sogar über 90 Prozent.

Bei dem gegenwärtigen Impftempo dürfte bis Weihnachten 2021 auch landesweit eine Impfquote von über 90 Prozent erreicht werden. Nach den Plänen der Regierung sollen großflächige Lockdowns deshalb der Vergangenheit angehören. Auf größere Infektionsherde soll nur mit gezielten und lokalen Einschränkungen reagiert werden.

Zur hohen Immunisierungsrate tragen auch zahlreiche Vorschriften für eine Impfpflicht bei. In einzelnen Bundesstaaten sind ganze Berufsgruppen angewiesen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Im Bundesstaat Western Australia unterliegen beispielsweise rund 75 Prozent der Gesamtbeschäftigten dem Impfmandat. Neben dem Gesundheitssektor zählen dazu beispielsweise Beschäftigte in Bereichen wie Logistik, öffentliche Versorgung, Gastronomie, Teilen des Einzelhandels, Bauwirtschaft, Finanzwesen oder Bergbau.

Zudem weisen auch zahlreiche Großunternehmen ihre Belegschaft an, einen vollständigen Impfnachweis vorzulegen. Dazu zählen neben der Fluggesellschaft Qantas auch die Supermarktketten Woolworths, Coles und Aldi.

Weitere Informationen zur aktuellen Lage finden sich auf den Webseiten der einzelnen Bundesstaaten.

Wirtschaft kam vergleichsweise gut durch Pandemie

Durch die Lockdowns in der zweite Jahreshälfte 2021 geriet die wirtschaftliche Erholung etwas aus dem Tritt. Noch zur Jahresmitte 2021 wurde ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von über 5 Prozent für das laufende Jahr prognostiziert. Mittlerweile rechnen Ökonomen für 2021 mit einer BIP-Steigerung von nur etwa 3 Prozent. Damit übersteigt die Wirtschaftsleistung aber bereits wieder das Vorkrisenniveau.

Insgesamt kam Australien bislang sehr glimpflich durch die Covid-19 Pandemie. Mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um real 2,4 Prozent im Jahr 2020 fiel der coronabedingte Wirtschaftseinbruch im internationalen Vergleich milde aus. Für Australien war dies die erste Wirtschaftskrise seit fast 30 Jahren. Zuletzt war Australien 1990 in eine Rezession gerutscht.

"Wir sind sehr zuversichtlich, das sich Australien bereits wieder in einer langjährigen Wachstumsphase befindet", sagt Christoph Freiherr von Speßhardt, Geschäftsführer der AHK Australien. "Die Regierung setzt steuerliche Investitionsanreize für Unternehmen, die privaten Bruttoanlageinvestitionen könnten 2022 um etwa 6 Prozent steigen. Nach langem innenpolitischen Ringen stellte die Regierung im Oktober 2021 einen Plan für die Klimaneutralität bis 2050 vor, was große Investitionen beispielsweise in die Produktion von klimaneutralem Wasserstoff auslösen wird", so von Speßhardt.

Die Wachstumsprognosen für 2022 gestalten sich noch uneinheitlich. Die Volkswirte der National Australia Bank erwarten ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent, die Geschäftsbank Westpac ist mit 5 Prozent deutlich optimistischer.

Als Wachstumsstütze dürften sich die privaten Konsumausgaben erweisen. In den vergangenen Monaten haben die Verbraucher durch die Lockdowns hohe Rücklagen aufgebaut. Aufgrund des bestehenden Nachholbedarfs dürften diese zumindest teilweise den Weg in den Konsumkreislauf finden. Der Arbeitsmarkt befindet sich mit einer Erwerbslosenquote von 4,6 Prozent in robuster Verfassung.

Gute Prognosen für Bergbau, Land- und Bauwirtschaft

Die wichtigen  Wirtschaftszweige befinden sich allesamt auf Wachstumskurs. Insbesondere der Bergbau kann optimistisch in die Zukunft blicken. Für Eisenerz und Gold wird für 2021 eine Rekordproduktion erwartet. Der Nachfrageanstieg für Batterierohstoffe und kritische Mineralien schiebt zahlreiche Minenprojekte an. Die Explorationsausgaben für Mineralien erreichten im Finanzjahr 2020/21 den höchsten Wert seit dem letzten Rohstoffboom in den Jahren 2011 und 2012.

In der Landwirtschaft treffen gute Ernteergebnisse auf hohe Weltmarktpreise. Für Weizen wird 2021/22 mit 32,6 Millionen Tonnen eine Topernte erwartet. Die Farmer investieren in ihren Maschinenpark. Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Absatz von Traktoren um 31 Prozent auf 9.150 Stück.

Auch die Energiewende bietet Chancen. Der Clean Energy Regulator erwartet für 2021 einen massiven Zubau bei Solardachanlagen von etwa 4 Gigawatt (2020: 3 Gigawatt). Durch den Aufbau von Sonderzonen für erneuerbare Energie dürften die Investitionen in neue Solar- und Windparks einen Schub bekommen.

Die Bauwirtschaft profitiert von finanziellen Zuschüssen für Einfamilienhäuser im Rahmen der staatlichen Konjunkturmaßnahmen. Handwerksbetriebe berichten von gut gefüllten Auftragsbüchern für Renovierungsarbeiten. Die Regierung pumpt zudem viel Geld in den Infrastrukturausbau. Mit dem Haushalt 2021/22 wurden die geplanten Ausgaben für die kommenden zehn Jahre um umgerechnet 10 Milliarden US-Dollar (US$) erhöht.

Die stark gebeutelten Sektoren Tourismus und Bildungsökonomie können 2022 nach der von der Regierung angekündigten Grenzöffnung endlich wieder mit Einnahmen durch ausländische Besucher und Studierende rechnen.

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