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Branchen | Aserbaidschan | Wasserversorgung, Bewässerung

Aserbaidschan investiert in Wasserspeicher und Kanäle

Neue Entwicklungs- und Aktionspläne für eine sichere Wasserversorgung und effiziente Bewässerung bieten ein großes Projektportfolio.

Von Uwe Strohbach | Baku

Aserbaidschan muss dringend mehr in die Bereitstellung von Wasser für die Privathaushalte und für die Bewässerung investieren. Für einen Schub sorgen soll das Entwicklungsprogramm des staatlichen Monopolunternehmens für Melioration und Wasserwirtschaft Azmelsuteserrüfat.

Ein Prioritätenplan für weniger Wasserverluste und eine effektive Nutzung von Bewässerungswasser konkretisiert Modernisierungs- und Ausbauprojekte. Beide Dokumente umfassen zwei Zeitabschnitte, eine mittelfristige Perspektive bis 2025 und den Horizont bis 2030.

Die Projektliste umfasst neue Wasserspeicher mit einem Bruttofassungsvermögen von insgesamt 1 Milliarde Kubikmeter Wasser und die Modernisierung von Talsperren und Bewässerungskanälen. Im Fokus stehen auch eine sparsame Bewässerung, die Wiederverwendung von Bewässerungswasser und die Nutzung erneuerbarer Energien.  

Intensiver zusammenarbeiten will Aserbaidschan mit seinen Nachbarn Georgien, Iran und Russland bei der wasserwirtschaftlichen Nutzung von Grenzflüssen und -gewässern. Erstmals nach vielen Jahren stehen auch mit Armenien diesbezüglich Gespräche an. Aktuell gibt es nur für knapp 22 Prozent der grenzüberschreitenden Wassereinzugsgebiete Aserbaidschans Vereinbarungen zur Wasserkooperation.   

Pegel in den Talsperren sollen wieder steigen   

Aserbaidschan muss in den kommenden Jahren mehrere Wasserspeicher (Stauseen und Talsperren) sanieren. Die Wasservorräte mit einer Gesamtkapazität von 20,5 Milliarden Kubikmeter sind in den letzten fünf Jahren stetig geschrumpft. Ursachen sind der Klimawandel, unterlassene Investitionen in die Instandsetzung und in Reparaturen sowie Wasserverluste.

Die Wasserreserven betrugen Anfang 2021 nur noch 10,6 Milliarden Kubikmeter gegenüber 16,5 Milliarden Kubikmeter zu Beginn des Jahres 2016. Der kritische Füllstand liegt bei 8,8 Milliarden Kubikmeter. Die Bewässerungswirtschaft leidet stark unter der geringen Füllmenge. Sie soll mittelfristig wieder das Niveau von 2016 erreichen.

Anfang 2020 gab es in Aserbaidschan 153 Wasserspeicher. Davon verfügten 61 über ein Fassungsvermögen von jeweils mehr als 1 Millionen Kubikmeter. Die größten Stauseen sind Mingetschewir (16 Milliarden Kubikmeter), Schamkir (2,6 Millionen Kubikmeter) und Araz (1,3 Milliarden Kubikmeter).   

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Abdichtung der Bewässerungskanäle  zentral

In den meisten Bewässerungskanälen geht gut die Hälfte des Wassers durch Verdunstung und Versickerung verloren. Es gibt nur etwa 6.000 Kilometer Rohrleitungen, 5.900 Kilometer betonverkleidete Kanäle und 1.500 Kilometer Kastenrinnen.

Einfache Erdkanäle machen hingegen hohe 73 Prozent der insgesamt 52.000 Kilometer Haupt- und Sekundärwasserkanäle aus. Deren Anteil soll künftig deutlich sinken. Dabei setzen die Planer auf moderne Rohrsysteme und im Ausland erprobte wasserundurchlässige Kanalbettabdichtungen (Auskleidungen).

Der desolaten oder gänzlich fehlenden zentralen Wasserversorgung in vielen Landesteilen begegnet die Regierung mit der Bereitstellung öffentlicher Gelder für den Bau subartesischer Brunnen. Davon betrieb die staatliche Gesellschaft für Bewässerung und Wasserwirtschaft zu Jahresbeginn 2020 rund 8.100. In den letzten vier Jahren finanzierte der Staat jährlich etwa 300 bis 400 neue Brunnen.

Agrarsektor verbraucht das meiste Wasser 

Die Landwirtschaft verursacht als größter Wassernutzer zugleich die meisten Wasserverluste. Die jährliche Wasserentnahme für den Bedarf des Agrarsektors und der technischen Wasserbereitstellung beziffert die Gesellschaft Azmelsuteserrüfat auf rund 10 Milliarden Kubikmeter. Davon werden 7 Milliarden Kubikmeter ineffizient genutzt. 3 Milliarden Kubikmeter versickern auf dem Weg zu den Feldern.

In Aserbaidschan werden gegenwärtig etwa 1,3 Millionen bis 1,4 Millionen Hektar Böden für den Anbau von Getreide, Futterkulturen, Rohbaumwolle, Melonen und anderen Kulturen bewässert. Mit einem Anteil von nahezu 90 Prozent dominiert die Oberflächenbewässerung.  

Entwicklung des Wasserbrauchs für die Bewässerung nach Wirtschaftsregionen (in Millionen Kubikmeter)

2010

2015

2019

2020

Aserbaidschan, insgesamt 

5.496,6

6.056,8

7.038,3

7.251,6

  Karabach

1.178,6

1.435,5

1.587,0

1.636,9

  Zentral-Aran

995,4

1.032,9

1.171,1

1.191,5

  Mil-Mugan

941,8

987,7

1.092,3

1.111,2

  Schirwan-Salyan

546,6

600,9

731,1

752,5

  Quazakh-Tovuz

371,7

501,4

532,1

638,1

  Ganja-Daschkesan

346,6

442,3

595,6

603,0

  Andere Regionen

1.159,9

1.056,1

1.329,1

1.318,4

Quelle: Statistikkomitee Aserbaidschans  

Mangelnde Finanzierung erschwert Projektumsetzung

Für zentrale Investitionsprogramme stellte die Regierung 2019 und 2020 im Schnitt rund 220 Millionen US-Dollar (US$) pro Jahr bereit, gegenüber 132 Millionen US$ in den beiden Vorjahren. Der Kapitalbedarf ist jedoch ungleich größer. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hat Aserbaidschan ein neues Darlehen über etwa 100 Millionen US$ für die Bewässerung von 23.230 Hektar Böden in der Autonomen Republik Nachitschewan in Aussicht gestellt. Eine endgültige Entscheidung steht allerdings schon seit längerem aus.

Anfang April 2021 besetzte Präsident Alijew den Posten des Vorsitzenden der Gesellschaft für Melioration und Wasserwirtschaft mit Zaur Mikayilov neu. Die Zukunft wird zeigen, ob er die Gesellschaft zu einem effektiven und transparenten Unternehmen umkrempeln kann. Mikayilov war bisher in Leitungsfunktionen beim Mobilfunkbetreiber Bakcell, Bauunternehmen Pasha Construction und bei der Supermarktkette Bravo tätig.

Künftig sollen regionale Betreiber von Wasserentnahmebauwerken, Dämmen, Hauptkanälen und Bewässerungsanlagen verstärkt überprüft werden. So will man erheblichen Mängeln bei der Nutzung öffentlicher und ausländischer Gelder für die Projektfinanzierung entgegnen und technische Probleme in den wasserwirtschaftlichen Anlagen schneller beseitigen.

Projekte im Kompetenzbereich von Azmelsuteserrüfat

Bau und/oder Sanierung von 20 Hauptbewässerungs- und Zubringerkanälen für die Bewässerung von etwa 300.000 Hektar Böden (Auswahl)

Projekt

Jahr der Inbetriebnahme

Länge in Kilometern

Baş-Muğan

1960

34

 

Aşağı Muğan

1960

66

Boztəpə 

1924

45

Xanarx 

2007

67

Köhnə Cənubi Muğan 

1960

65

Köhnə Xanqızı 

1933

65

Qızılarx 

1960

26

Qızlıq 

1952

41

Rəsul-arx

1987

51

Türyançay sağ sahil 

1956

27

Yeni Cənubi Muğan

1985

46

Yeni Cənubi Muğan

1985

46

Yuxarı Zeyxur 

1938

35


Weitere Projekte zur Sicherung der Wasserbereitstellung und Bewässerung
  • Projektierung und Bau von zehn neuen Wasserspeichern für die Wasseraufnahme aus Bergflüssen (Speicher Alicançay, Qudiyalçay, Velveleçay, Qaraçay, Qusarçay, Agsuçay, Türyançay, Yengiceçay, Vileşçay und Zeyemçay)
  • Modernisierung des Wasserentnahmebauwerks Bahramtepe und des Drainagesammelbeckens Mil-Karabach
  • Rekonstruktion der Hauptaufnahmeanlage des oberen Karabachkanals im Mingetschewir-Stausee
  • Bau eines neuen Bewässerungskanals von der Talssperre Qız Qalası zu Ackerflächen in der Wirtschaftsregion Karabach
  • Projektierung und Bau von jährlich einigen hundert subartesischen Brunnen einschließlich der Erarbeitung eines einheitlichen Planungs- und Baukonzeptes (Brunnen sowohl für den Bedarf der Bewässerung als auch der Trinkwasserversorgung)
  • Modernisierung der Talsperre Suqovuşan (Sugowuschan) für die Bewässerung von 96.000 Hektar Ackerland:
    1. Phase: Wiederinbetriebnahme/Reparatur; 2021
    2. Phase: Modernisierung des Kanals am linken Ufer des Flusses Terter; 22 Kilometer; 2022
    3. Phase: Modernisierung des Kanals am rechten Ufer des Flusses Terter; 70 Kilometer; zurzeit Projektierung

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