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Aussichten bei der digitalen Infrastruktur sind "Cloudy"

Japan wird seine digitale Infrastruktur und Cloud-Dienste ausbauen müssen, um die wirtschaftliche Entwicklung zu unterstützen. Investitionen in Datenzentren werden ausgeweitet.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan sieht sich am Rande eines sogenannten "Digital Cliff". Wenn die digitale Transformation nicht konsequent umgesetzt wird, könnte der Wirtschaft nach 2025 pro Jahr ein Schaden von umgerechnet circa 110 Milliarden US-Dollar (US$) entstehen, so das Ministry of Economy, Trade and Industry. Daher hat die Regierung die Digitalisierung zu einer Aufgabe mit höchster Priorität erklärt und Anfang September 2021 eine eigene Digitalbehörde geschaffen.

Als wichtige Basis soll die eigene Datenzentren-Infrastruktur gestärkt werden, um verlässliche und sichere Dienstleistungen zu gewährleisten. Dies wurde in der Digitalisierungsstrategie 2021 entsprechend formuliert. Entwicklern von Datenzentren werden finanzielle Anreize und Steuererleichterungen in Aussicht gestellt. Dabei soll auf die geografische Verteilung von Datenzentren geachtet werden, denn bislang konzentrieren sich die Kollokationseinrichtungen mehrheitlich auf die Hauptstadt Tokyo.

Datenstrom wächst exponentiell

In Japan hat sich der digitale Datenverkehr in den letzten drei Jahren verdoppelt und soll bis 2030 um mehr als das 30-fache zulegen. Dazu tragen der Ausbau der Mobilfunknetze der fünften Generation (5G) mit deutlich schneller Übertragung und höher Bandbreite sowie die Vielzahl neuer datengetriebener Anwendungen bei. Um mit dem stark zunehmenden Datenfluss mitzuhalten, steigt der Bedarf an Cloud-Infrastruktur und Cloud-Diensten.

Bereits knapp 69 Prozent der Firmen in Japan nutzen Cloud-Lösungen in der einen oder anderen Form, so die Angaben des Nomura Research Institute. Daten-Sharing in Unternehmen und privaten Netzwerken sowie Kommunikations- und Web-Dienste finden immer mehr außerhalb der firmeneigenen Hardware statt. Zusätzlich zur geschäftlichen Nutzung gewinnen Cloud-Dienstleistungen im öffentlichen Bereich an Bedeutung.

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Laut Angaben des Fuji Chimera Research Institute ist der Markt für öffentliche Cloud-Netzdienste im Fiskaljahr 2020 (1. April bis 31. März) gegenüber 2019 um insgesamt 25,2 Prozent auf umgerechnet 15,7 Milliarden US$ gewachsen. Bis zum Fiskaljahr 2024 soll er weiter kräftig steigen. Dabei legen insbesondere die Segmente Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) am schnellsten zu.

Entwicklung von Public-Cloud-Diensten in Japan (in Milliarden US$) 1)

Art des Dienstes

2020

20242

Software-as-a-Service (SaaS)

9,4

14,6

Desktop-as-a-Service (Daas)

0,3

0,5

Infrastructure-as-a-Service (IaaS)

4,0

6,4

Platform-as-a-Service (PaaS)

2,0

4,2

Gesamt

15,7

25,7

1) jeweils Fiskaljahr (1. April bis 31. März); Umrechnung zum Wechselkurs 1 US$ = 110 Yen; 2) PrognoseQuelle: Fuji Chimera Research Institute

Cloud-Dienste sind gefragt

Der "Business Map" des Verlagshauses Toyo Keizai zufolge wird die Cloud-Infrastruktur für Iaas- und PaaS-Dienste in Japan von Amazon Web Services (AWS) und Microsofts Azure dominiert, die im Fiskaljahr 2020 Anteile von 35,6 Prozent beziehungsweise 21,6 Prozent hielten. Den dritten und vierten Platz innerhalb der größten japanischen Anbieter konnten NTT Communications mit 6,5 Prozent und Fujitsu mit 6,2 Prozent für sich verbuchen.

Zudem wollen auch andere Cloud-Anbieter Anteile am wachsenden Datengeschäft in Japan gewinnen. Der Plattform-Konzern Google konnte laut einer Unternehmensmeldung vom April 2021 in die Umsetzung eines großen Projekts einsteigen, das die mehr als 21.000 Läden der Convenience-Store-Kette Seven & I Holding seit dem Frühjahr 2021 über Cloud-Lösungen von Google zur Datensammlung und -analyse vernetzt.

Mehr Cloud-Infrastruktur notwendig

Das Angebot an Datenzentren muss ausgebaut werden, was trotz hoher Land- und Strompreise in Japan eine Vielzahl von Investoren anzieht. Laut Angaben des Marktforschungsunternehmens Synergy Research Group befanden sich Ende 2020 auf dem Archipel 6 Prozent der weltweiten Datenzentren, deren Zahl mit 597 Standorten angegeben wird. Damit belegte Japan immerhin den dritten Rang hinter den USA und China.

Das Geschäft mit Datenzentren wächst jährlich zweistellig. Dabei gehört Tokyo mit den bereits vorhandenen Kollokationszentren beim Einzel- und Großhandel weltweit zu den fünf Top-Agglomerationen – Washington, Tokyo, London, Shanghai und New York. Allein diese fünf Großstadtregionen erzielten im 1. Quartal 2021 rund 26 Prozent des globalen Branchenumsatzes, so die Synergy Research Group. Aufgrund der Digitalisierungsstrategie der Regierung bekommen die Ausbaupläne von Datenzentren in Japan einen neuen Schub.

Investitionen in Datenzentren steigen

Beispielsweise hat das Joint Venture MC Digital Realty von Mitsubishi Corporation und dem US-Investitionsfund Digital Realty Mitte September 2021 angekündigt, in Osaka bis 2023 ein neues Datenzentrum (KIX13), eröffnen zu wollen. Das Zentrum soll eine Serverkapazität von 21 Megawatt und 2.600 Racks aufweisen. Mit den im Sommer 2021 neu in Betrieb genommenen Datenzentren in Osaka und Tokyo verfügt MC Digital Realty in Japan über eine Serverkapazität von 113 Megawatt (Stand: September 2021).

Ebenfalls in der Wirtschaftsregion Kansai soll bis 2023 ein großes Datenzentrum entstehen, bei dem das Handelshaus Mitsui als Partner beteiligt ist. Das Vorhaben in Keihanna Science City wird eine Serverkapazität von 45 Megawatt aufweisen und soll von Colt Data Centre Services, das zum US-Unternehmen Fidelity gehört, betrieben werden. Mitsui will in das Geschäft mit Datenzentren bis 2026 in neue und existierende Standorte etwa 2,7 Milliarden US$ investieren.

Tokyo und Osaka bleiben im Fokus

Große Expansionspläne in Japan hat auch das Unternehmen ESR Cayman Limited aus Hongkong angemeldet, das eigenen Angaben vom April 2021 zufolge ein bestehendes Datenzentrum in Osaka mit benachbartem Land gekauft hat. An dem Standort in der Nähe von Osakas Geschäftsviertel soll bis 2023 in drei Gebäuden eine Serverkapazität von 78 Megawatt aufgebaut werden. Dafür sind Investitionskosten von rund 2,2 Milliarden US$ geplant.

Mit dem größten Projekt hat im Oktober 2020 jedoch die Daiwa House Group begonnen. Sie wird zwischen 2020 und 2030 in Tokyos Nachbarpräfektur Chiba einen Komplex von 15 Datenzentren errichten, der eine Gesamtfläche von 333.000 Quadratmetern umfassen soll. Das "D-Project Industry Chiba New Town" soll nach Fertigstellung eine Serverkapazität von 600 Megawatt erreichen.

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