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Interview | Australien | Seltene Erden

Australisches Projekt für seltene Erden sucht Abnehmer

Das australische Bergbauunternehmen Arafura Resources will seltene Erden an europäische Kunden liefern. Geschäftsführer Gavin Lockyer berichtet im Interview über Einzelheiten.

Von Heiko Stumpf | Sydney

Der Weltmarkt für seltene Erden wird von China dominiert. Insgesamt dürfte China etwa 80 bis 90 Prozent des Marktes für raffinierte seltene Erden kontrollieren. Australien will sich als alternativer Lieferant positionieren. Mehrere australische Unternehmen planen Projekte für den Abbau von seltenen Erden.

Dazu zählt auch das an der australischen Börse (ASX) gelistete Unternehmen Arafura Resources mit seinem Nolans-Projekt. Das im Bundesstaat Northern Territory gelegene Vorhaben soll die Elemente Neodym und Praseodym (NdPr) fördern, welche für die Herstellung von Permanentmagneten benötigt werden. Dabei hat Arafura Rescources vor allem europäische Kunden im Blick. Germany Trade & Invest (GTAI) sprach mit Geschäftsführer Gavin Lockyer über seine Erwartungen für den Seltenerdmarkt.

Gavin_Lockyer_RZ Gavin_Lockyer_RZ | © DAVID BROADWAY/Arafura Resources

GTAI: Arafura Resources entwickelt das Seltenerdprojekt Nolans. Wie ist der aktuelle Status des Vorhabens?

Wir verfügen bereits über alle behördlichen Genehmigungen und können dadurch praktisch jederzeit mit dem Bau beginnen. Unser Fokus liegt nun auf den Abnahmeverträgen mit europäischen Kunden, womit wir auch die Finanzierung des Vorhabens vorantreiben wollen. Aufgrund der bereits fertiggestellten Machbarkeitsstudie und der laufenden Tests in unserer Pilotanlage sind wir hinsichtlich der Projektfinanzierung sehr zuversichtlich.

Derzeit rechnen wir mit erforderlichen Investitionskosten in Höhe von 680 Millionen Euro. Wenn wir die Finanzierung des Projektes wie geplant stemmen, könnte die Produktion bereits 2024 anlaufen.

GTAI: Welche Seltenerdelemente wird das Nolans-Projekt produzieren? Umfasst das Projekt auch die Weiterverarbeitung und Veredelung?

Das Nolans-Projekt verfügt über strategisch wichtige Vorkommen an Neodym und Praseodym, welche einen 33-jährigen Minenbetrieb ermöglichen. Das Vorhaben umfasst dabei einen dreistufigen Weiterverarbeitungsprozess, welcher auch die Auslaugung und Trennung des Erzes mit einschließt. Bei voller Auslastung können wir pro Jahr rund 4.400 Tonnen Seltenerdoxid produzieren. Damit wollen wir eine angeschlossene Wertschöpfungskette in Gang setzen, die rund 10.000 Tonnen an Neodym-Magneten produziert.

Dafür schicken wir unser Seltenerdoxid zu Auftragsfertigern in Vietnam. Das von diesen gefertigte Metallprodukt kann direkt an einen von unseren Kunden bevorzugten Magnethersteller geliefert werden. Dabei ermöglichen wir eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Lieferkette von der Mine bis zum Magneten. Die Kunden können sich daher sicher sein, dass alle in der Magnetherstellung verwendeten seltenen Erden aus dem in Bezug auf die Umwelt- und Sozialstandards zertifizierten Nolans-Projekt stammen.

GTAI: Wie wird sich die Nachfrage nach seltenen Erden zur Herstellung von Permanentmagneten in den kommenden Jahren entwickeln?

Die Elektromobilität wird ohne Zweifel die größten Nachfrageimpulse setzen. Allein in den vergangenen sechs Monaten haben fast alle globalen Automobilhersteller eine dezidierte Produktionssteigerung für Elektroautos angekündigt. Gleichzeitig investieren zahlreiche Regierungen weltweit in den Aufbau der Ladeinfrastruktur. Dies schafft das Verbrauchervertrauen, welches bei einer Kaufentscheidung für ein Elektrofahrzeug erforderlich ist.

Aus den Beschaffungsabteilungen der Automobilkonzerne bekommen wir mit, dass bereits fieberhaft am Aufbau der Zulieferketten gearbeitet wird, die für die erhöhte Produktion von Elektroautos erforderlich sind. Dies schließt nun auch Überlegungen zur Lieferkette für Neodym-Magnete ein, die im Elektromotor verwendet werden.

Zur Erreichung der Klimaziele wird zudem stark in den Windsektor investiert. Insbesondere Offshore-Windparks haben einen hohen Bedarf an Permanentmagneten. Analysten erwarten, dass die Nachfrage nach Seltenerdoxid aus Neodym und Praseodym bis 2030 auf rund 98.000 Tonnen pro Jahr ansteigen wird. Ohne neue Förderstätten wie Nolans droht dabei eine jährliche Versorgungslücke von rund 55.000 Tonnen.

GTAI: Welche Konsequenzen könnte diese projizierte Versorgungslücke Ihrer Meinung nach für europäische Technologieunternehmen haben?

Deutschland ist in Bezug auf seine industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Klimaziele auf robuste und zuverlässige Lieferketten für kritische Mineralien angewiesen. Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf die strategische Unabhängigkeit. Die gegenwärtige Marktstruktur für seltene Erden macht viele deutsche Industrien sehr anfällig.

China entwickelt sich immer stärker zu einem Powerhouse der Elektromobilität und kann im Gegensatz dazu darauf vertrauen, dass es volle Kontrolle über die dafür erforderlichen Zulieferketten für kritische Rohstoffe hat. Und Ziel der "Made in China 2025"-Strategie ist ja gerade auch die Steigerung der Fertigungstiefe, insbesondere durch den Aufbau von Unternehmen, welche direkt mit europäischen Automarken konkurrieren können.

In einer solchen Wettbewerbssituation ist es unvermeidlich, dass China zuerst seine eigene Industrie schützt, wenn es zu Problemen oder Engpässen in der Rohstoffversorgung kommt, und dafür dann notfalls auch Regulierungs- und Kontrollmaßnahmen einsetzt. In der Vergangenheit haben wir ja bereits erlebt, dass China Export- und Produktionskontrollen für seine Seltenerdindustrien verhängt. Zudem kontrolliert China mittlerweile auch Projekte für seltene Erden in anderen Staaten, um sich Zugang für seine Industrie zu sichern.

GTAI: Welche Möglichkeiten und Lösungen bietet das Nolans-Projekt vor diesem Hintergrund?

Wir bieten Beschaffungsmöglichkeiten für Neodym und Praseodym, welche die Kunden vor drohenden Versorgungsproblemen und Preiseskalationen schützen. Dafür können wir langjährige Abnahmeverträge zu attraktiven Bedingungen anbieten. Mit dieser Vertriebsstrategie zielen wir auf wichtige Wachstumsmärkte für Windturbinen, Elektromotoren oder Unterhaltungselektronik in Europa, den USA, Japan und Korea. Deutschland haben wir dabei besonders im Blick. Die Berater von Triple S Strategies und HiTech Materials unterstützen uns bereits bei der Marktentwicklung vor Ort.

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