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Japan will seine Unternehmen bei ihren Auslandsaktivitäten und der Projektakquise stärker unterstützen. Dabei sollen auch mehr Drittmarktkooperationen und Finanzinstrumente helfen.
03.03.2021
Von Jürgen Maurer | Tokyo
Die Japan Bank for International Cooperation (JBIC) hat Ende Januar 2021 als einen Weg aus der Coronakrise eine „Post-COVID-19 Growth Facility“ geschaffen. Dieses Kreditinstrument soll japanische Unternehmen dabei fördern, über Auslandsaktivitäten die Dekarbonisierung der japanischen Wirtschaft wie auch ihrer Partnerländer voranzubringen und Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.
Im November 2020 hatten Japans staatlicher Export- und Kreditversicherer, die Nippon Export and Investment Insurance (NEXI), und die Multilateral Investment Guarantee Agency (MIGA), ein Mitglied der Weltbank-Gruppe, einen Kooperationsvertrag abgeschlossen. Dieser soll für japanische Unternehmen neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, indem sie ihre Exporte und Investitionsrisiken stärker absichern können.
Beide Maßnahmen sind Teil der wirtschaftlichen Zusammenarbeit Japans mit seinen Partnern und als solche nichts grundlegend Neues. Neu ist, dass Japans Aktivitäten inzwischen strukturierter und zielgerichteter erfolgen, und nicht mehr nur auf Basisinfrastrukturen abzielen, sondern auch andere Bereiche umfassen. Damit verfolgt Japans Regierung auch das Ziel, die Vision einer freien und indopazifischen Region umzusetzen. So soll der Wohlstand in Japan wie auch in anderen Ländern gefördert werden. Zugleich sollen politische und geostrategische Sicherheitsrisiken abgebaut werden.
Neben der Stärkung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen steht das gemeinsame Agieren mit Partnern in Drittmärkten auf der Agenda. Eine derartige Zusammenarbeit in Drittländern hat Japan im November 2017 unter anderem mit den USA auf den Weg gebracht. Abgeschlossen wurde eine Partnerschaft zwischen JBIC und NEXI mit der US International Development Finance Corporation (USDFC; ehemals: OPIC). Diese Projektzusammenarbeit wurde im November 2018 um Australien erweitert und zu einer trilateralen Vereinbarung umgebaut. Indonesien wurde als erstes gemeinsames Zielprojekt ausgesucht.
Zusätzlich zu den bislang dominierenden Sektoren Transportinfrastruktur, Energie und Ressourcen soll die Zusammenarbeit auch die Bereiche digitale Konnektivität, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und Lieferkettenrobustheit umfassen. Diese werden sowohl aus wirtschaftlicher als auch strategischer Perspektive als wichtig erachtet, gerade im Hinblick auf die von allen drei Ländern geförderte „Free and Open Indo-Pacific“-Strategie.
Zudem hat Japan 2018 mit Indien eine Kooperation geschlossen, in deren Rahmen der Aufbau von IKT-Kapazitäten in Drittmärkten, wie ASEAN und Afrika, gestärkt werden soll. Zudem besteht mit dem Bauverband der Türkei eine Absichtserklärung, eine gemeinsame Beteiligung an Bauprojekten in Afrika, im Nahen Osten und in Zentralasien zu fördern. Zwar hat Japan auch mit China 2018 erste Schritte für eine privatwirtschaftliche Zusammenarbeit in Drittländern eingeleitet. Inwiefern diese Kooperation allerdings weiterverfolgt wird, bleibt unklar.
Auch die Konnektivitätspartnerschaft, die Japan und die Europäische Union im September 2019 unterzeichnet haben, zielt in die gleiche Richtung und soll private Investitionen für gemeinsame Projekte in Drittländern anregen. Hier soll der qualitativ hochwertige Ausbau von Transport-, Energie- und Digitalverbindungen unter Beachtung internationaler Standards und mit nachhaltiger Finanzierung im Vordergrund stehen. Jedoch ist die Umsetzungsphase noch nicht eingeleitet.
Von Drittmarktkooperationen verspricht sich die japanische Seite, die Geschäftsmöglichkeiten der eigenen Unternehmen zu erweitern. Die Projekte sollen unter anderem dabei helfen, im Preiswettbewerb mit Unternehmen aus anderen Ländern bestehen zu können. Bei Ausrüstung und Know-how, für die japanische Unternehmen keine gleichwertigen Lösungen anbieten können, sollen in der Zusammenarbeit Synergieeffekte geschaffen werden.
Damit die Teilnahme japanischer Unternehmen an den meist großen und zeitlich aufwendigen Projekten im Ausland nicht an der Finanzierung scheitert, springen die beiden Institutionen JBIC und NEXI ein. Beide wurden dazu als Regierungsorganisationen in den 2010er Jahren neu aufgestellt, JBIC zum 1. April 2012 und NEXI zum 1. April 2017.
Die von der JBIC weltweit vergebenen Kreditlinien, Garantien und Projektbeteiligungen beliefen sich zwischen den Fiskaljahren 2015 bis 2019 laut Angaben der Finanzierungsinstitution auf insgesamt 941 Verträge und eine Summe von rund 82 Milliarden US$; darunter entfielen allein 24,4 Milliarden US$ auf Asien und 20,2 Milliarden US$ auf Europa. Das Branchenspektrum der Projekte ist sehr vielfältig.
Zudem finanziert die Regierung mit Japan Overseas Infrastructure Investment Corporation for Transport & Urban Development (JOIN) einen privatwirtschaftlich betriebenen Infrastrukturfonds. Dieser wurde 2014 gegründet, um Investitionen im Ausland zu unterstützen. Er umfasst auch die Beratung, technische Durchführung und die Verhandlungen mit lokalen Regierungen. Die meisten JOIN-Projekte konzentrieren sich auf die ASEAN-Region. Zwischen 2015 und Oktober 2020 hat JOIN in 26 Projekten rund 1,1 Milliarden US$ investiert.
Zudem kommt bei vielen Projekte die Finanzierung von Entwicklungsbanken.
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