Branchen | Algerien | Hochbau
Bis 2024 sollen 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen
Für die wachsende Bevölkerung Algeriens baut vor allem der Staat neue Wohnungen und Krankenhäuser.
06.05.2021
Von Friedrich Henle | Berlin
Die hohe Priorität der algerischen Wohnungsbaupolitik schlägt sich in den staatlichen Ausgaben wieder. Mit umgerechnet rund 2,8 Milliarden Euro machen die Ausgaben für den Sektor den größten Anteil am Haushalt für das Jahr 2021 aus. Verschiedene Förderprogramme unterstützen, je nach Einkommenslage, das Mieten oder Kaufen von Wohnungen für Familien.
Der Staat bleibt, neben privaten Bauträgern, der Hauptanbieter von Wohnraum auf dem Immobilienmarkt. Im Regierungsprogramm für den Zeitraum 2020 bis 2024 ist vorgesehen, insgesamt 1,5 Millionen zusätzliche Wohneinheiten fertig zu stellen. Zusätzlichen Schwung soll eine neu zu gründende, staatliche Bank für Wohnungsbau bringen, an der sich auch private Investoren beteiligen können.
Bei Großprojekten hat es in der Vergangenheit immer wieder Verzögerungen gegeben. Das betrifft beispielsweise eine der sogenannten "Neuen Städte", Hassi Messaoud, mit einem Budget von ursprünglich 6 Milliarden US-Dollar eines der größten Vorhaben. Im Jahr 2006 ins Leben gerufen, ist dieses Projekt immer noch nicht vollendet worden. Ob die Übertragung unter die Aufsicht des Wohnungsbauministeriums im Oktober 2020 dem Vorhaben neuen Schwung verleiht, bleibt abzuwarten.
Chancen ergeben sich für Unternehmen im Hochbau in Algerien auch durch diverse Projekte im Krankenhausbau sowie mittelfristig beim Ausbau der touristischen Infrastruktur. Neben dem Gesundheitsministerium investieren auch das Militär sowie der Privatsektor in den Aufbau von weiteren Gesundheitseinrichtungen.
Krankenhausprojekte in Algerien (Auswahl)
Vorhaben | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkungen/Ansprechpartner |
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Universitätskrankenhaus in Algier | 500 | Im Bau; Fertigstellung geplant: 1. Quartal 2023 | 700 Betten; Hauptauftragnehmer: China State Construction & Engineering Corporation |
Militärkrankenhaus in Bouchaoui (Provinz Algier) | 56 | Im Bau; Fertigstellung geplant: 4. Quartal 2023 | Hauptauftragnehmer: Kur Insaat |
Krankenhaus in M´Sila (Provinz M´Sila) | 35 | Im Bau; Fertigstellung geplant: 4. Quartal 2023 | 240 Betten; Hauptauftragnehmer: COSIDER |
Krebsbehandlungszentrum in El Djelfa (Provinz El Djelfa) | 34 | Im Bau; Fertigstellung geplant: 4. Quartal 2023 | 120 Betten; Hauptauftragnehmer: COSIDER |
Krankenhaus in Ali Mendjeli (Provinz Constantine) | n/a | Studienphase | 800 Betten; Ministère de la Santé |
Krankenhaus in Staoueli (Provinz Algier) | n/a | Studienphase | 700 Betten; Ministère de la Santé |
Gerade im Tourismus verfügt Algerien über erhebliches Potenzial, das im Vergleich zu anderen Ländern in Nordafrika bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Im Jahr 2019 - vor der Coronakrise - besuchten jeweils rund 13 Millionen ausländische Gäste Ägypten und Marokko, nach Algerien kamen nur 2,4 Millionen. Die Regierung betrachtet den Sektor als strategisch, um die Diversifizierung der Wirtschaft voranzubringen, und strebt eine Vervierfachung der Bettenkapazität auf 500.000 bis 2030 an. Neben der Küstenregion sollen auch touristische Ziele in der Sahara sowie Thermalbäder eine wichtige Rolle spielen. Die Pläne sind auch vor dem Hintergrund der noch nicht überstandenen Coronapandemie als ehrgeizig anzusehen.