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Branchenbericht Algerien Energie, übergreifend
Berlin (GTAI) - Algerien möchte Kraftstoffimporte vermeiden. Geplant sind der Neu- und Ausbau weiterer Raffinerien.
18.03.2020
In der algerischen Stadt Hassi Messaoud, etwa 800 Kilometer südöstlich von Algier gelegen, entsteht eine neue Erdölraffinerie. Ein Konsortium aus dem spanischen Konzern Técnicas Reunidas und Samsung Engineering aus Südkorea hat mit dem staatlichen Öl- und Gaskonzern Sonatrach am 8. Januar 2020 einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.
Presseberichten zufolge soll die Anlage im Mai 2024 an den Start gehen und 3,7 Milliarden US-Dollar (US$) kosten. Auf Técnicas Reunidas entfallen 2 Milliarden US$ des Auftragswerts, auf Samsung Engineering 1,7 Milliarden US$. Die Raffinerie wird pro Jahr 5 Millionen Tonnen an veredelten Rohölprodukten nach Euro 5-Standard produzieren können, in erster Linie Benzin, Diesel und Kerosin.
Bisher gibt es fünf Raffinerien in Algerien, die aber nicht den heimischen Bedarf an Kraftstoffen abdecken können. Modernisierung und Neubau von Raffinerien gehen nur schleppend voran. Zuletzt wurde die Modernisierung der Raffinerie in Algier im Februar 2019 abgeschlossen und deren maximaler Jahresausstoß von 2,4 auf 3,6 Millionen Tonnen erhöht.
In den Jahren 2007 bis 2017 stieg die Kapazität bestehender Raffinerien zwar durchschnittlich um 4 Prozent. Der Bedarf an Kraftstoffen stieg im selben Zeitraum um 7 Prozent pro Jahr. In den ersten elf Monaten des Jahres 2019 hat Algerien für rund 1,14 Milliarden US$ mineralische Brennstoffe importiert.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. US$) | Projektstand | Anmerkung/Ansprechpartner |
Raffinerie Tiaret (Neubau) | 6.000 | Designphase; Hauptauftragsvergabe geplant: 2. Quartal 2020 | Auftragnehmer für FEED (Front-end engineering and design): John Wood Group (vormals Amec Foster Wheeler) |
Raffinerie Hassi Messaoud (Neubau) | 3.700 | Ausführung | Auftragsvergabe war Januar 2020 (Técnicas Reunidas, Samsung Engineering) |
Raffinerie Biskra (Neubau) | 2.908 | Designphase; On-hold | Auftragnehmer für FEED: John Wood Group |
Raffinerie Skikda (Ausbau) | 1.500 | Designphase; Hauptauftragsvergabe geplant im 3. Quartal 2020 | Größte Raffinerie Algeriens (Kapazität aktuell: 16,5 Millionen Tonnen pro Jahr)/Auftragnehmer für FEED: Técnicas Reunidas |
Quelle: MEED Projects (Januar 2020)
Zwischenzeitlich hatte Sonatrach auch einen weiteren Schritt unternommen, um die eigenen Raffineriekapazitäten schneller zu erhöhen. Dafür wurde 2018 eine bestehende Raffinerie auf Sizilien von ExxonMobil gekauft. In Presseberichten sind allerdings kritische Stimmen zu lesen, die diese Akquisition als nicht zielführend beschreiben. Die 70 Jahre alte Raffinerie sei modernisierungsbedürftig und zudem eher auf die Verarbeitung von mittlerem und schwerem Rohöl ausgerichtet, während die algerische Sorte Saharan Blend zu den leichteren Sorten zählt. Dazu passt die Nachricht, dass Sonatrach im Dezember 2019 ein Darlehen in Höhe von 250 Millionen US$ aufgenommen hat, unter anderem um Rohöl aus Saudi-Arabien für diese Raffinerie zu beziehen.
Mit der erfolgten Auftragsvergabe für die Errichtung der Raffinerie in Hassi Messaoud scheint nun doch etwas Bewegung in den Öl- und Gassektor Algeriens zu kommen. Auch das Ende Dezember 2019 in Kraft getretene neue Kohlenwasserstoffgesetz könnte dazu beitragen, weil es positive Signale an ausländische Partner im Upstream-Sektor sendet. Kern des Gesetzes ist die Absenkung der Steuerlast von 85 Prozent auf 60 bis 65 Prozent und die Ausweitung der möglichen Vertragsmodelle. Algerien hofft damit den Trend der zurückgehenden Ölförderung umzukehren.
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