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Australien errichtet Sonderzonen für Erneuerbare Energien

Ausgewiesene Gebiete mit gut ausgebauter Netzinfrastruktur sollen Probleme beseitigen. Die Investitionen in Erneuerbare könnten dadurch wieder steigen.

Von Heiko Stumpf | Sydney

An der australischen Ostküste planen die Bundesstaaten New South Wales, Victoria und Queensland den Aufbau von insgesamt 14 Sonderzonen für Erneuerbare Energien. Dies soll dem Ausbau der regenerativen Stromerzeugung neuen Schwung verleihen. Denn in Bezug auf netzgebundene Großanlagen geriet das Tempo zuletzt etwas ins Stocken.

Die staatliche Regulierungsbehörde Clean Energy Regulator (CER) erwartet, dass 2021 eine finale Investitionsentscheidung für Solar- und Windparks mit einer Kapazität von rund 2,5 Gigawatt (GW) getroffen wird. Im Folgejahr 2022 könnte dieser Wert auf etwa 1,6 GW sinken. Damit würde sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fortsetzen. 2018 wurden noch große Solar- und Windprojekte mit einer Kapazität von 4,5 GW auf den Weg gebracht.

Sonderzonen sollen Netzengpässe beheben

Das Investitionsklima leidet insbesondere unter Problemen beim Netzanschluss. Gute Standorte mit einfacher Anschlussmöglichkeit sind mittlerweile vergeben. Neue Solar- und Windparks entstehen deshalb meist in abgelegenen Regionen, in denen das Netz bislang nur schwach ausgebaut ist. 

Probleme mit der Netzstabilität sorgen dort für strengere Zugangskriterien und damit höheren Kosten. Verzögerungen beim Netzanschluss von mehr als einem Jahr sind bei Großprojekten keine Seltenheit. Im Clean Energy Outlook Confidence Index, einer im Juli 2021 veröffentlichten Umfrage des Branchenverbandes Clean Energy Council, werden mangelnde Netzkapazitäten als das größte derzeit bestehende Investitionshemmnis genannt.

Der Ausbaubedarf für grüne Energie ist jedoch enorm. Allein im Stromnetz der Ostküste, dem National Electricity Market (NEM), müssten bis 2040 regenerative Erzeugungskapazitäten von bis zu 50 GW entstehen, um die Abschaltung von Kohlekraftwerken auszugleichen und ehrgeizige Klimaziele zu erreichen. 

Die Lösung sollen nun die geplanten Renewable Energy Zones (REZ) bringen. In ausgewiesenen Gebieten mit sehr guten Bedingungen für Solar- und Windkraft wird dabei in den koordinierten Netzausbau investiert. Dies wiederum könnte eine Konzentrationswirkung entfalten, so dass neue Solar- und Windparks vornehmlich in Gebieten entstehen, die über einen leistungsfähigen Anschluss an das Übertragungsnetz verfügen. 

Die Umsetzung erfolgt durch die Bundesstaaten, welche im australischen Föderalismus über eigene Kompetenzen in der Energiepolitik verfügen. 

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Interessebekundungsverfahren lösen Ansturm aus

Der Bundesstaat New South Wales will insgesamt fünf REZ errichten. Als erstes wird die Central-West Orana REZ in Angriff genommen, welche über eine Kapazität von 3 GW verfügen soll. Ein 2020 abgehaltenes Interessenbekundungsverfahren war massiv überzeichnet. Insgesamt gingen 113 Projektvorschläge mit einem Volumen von 27 GW ein.

Ebenfalls in Planung ist die New England REZ mit einer geplanten Kapazität von 8 GW. Auch hier stieß das im Juli 2021 abgehaltene Interessenbekundungsverfahren auf große Resonanz. Insgesamt wurden 80 Vorschläge über 34 GW eingereicht.

Erste Ausschreibungen für die begehrten Plätze in den beiden REZ sollen 2022 starten. Noch in der Frühphase befinden sich die Planungen für die South-West REZ sowie zwei weiteren Sonderzonen in den Regionen Hunter-Central Coast und Illawara.

Der schrittweise Ausbau der Netzinfrastruktur für die REZ erfolgt im Rahmen des Transmission Development Scheme. Seitens der Regierung von New South Wales wurden dafür bereits rund 345 Millionen US-Dollar (US$; 500 Millionen SA; 1 $A=0,6906 US$) bereitgestellt. Für den Netzzugang in den REZ werden dort betriebene Erzeugungsanlagen eine Access Fee entrichten.

In der Branche lösen die Pläne Zuversicht aus. "Die geplanten REZ bieten enorme Potenziale und werden die Nachfrage nach grüner Energie steigern", sagt Andrew Mears, CEO von SwitchDin im Gespräch mit Germany Trade & Invest. "Bei uns in Newcastle verkündete die Tomago Aluminiumhütte, einer der größter Stromverbraucher Australiens, ihren Betrieb bis 2029 von Kohlestrom auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzustellen. Dies wird der geplanten REZ in der Hunter Region einen Schub verleihen und die Nachfrage nach intelligenten Technologielösungen wie denen von SwitchDin steigern", so Mears.

Victoria startet stufenweise Implementierung

Der Bundesstaat Victoria will insgesamt sechs REZ mit einer Gesamtkapazität von bis zu 16 GW errichten. Für die Realisierung wird eigens die staatliche Gesellschaft VicGrid gegründet. Diese soll sich auch um die Planung und den Bau der entsprechenden Netzinfrastruktur kümmern.

Für eine erste Phase mit neun Projekten stellt die Regierung des Bundesstaates bis 2025 Mittel in Höhe von 375 Millionen US$ bereit. Damit in den REZ erzeugter Strom in die Verbrauchszentren transportiert werden kann, sind bereits 21 weitere Projekte für den Netzausbau identifiziert. Das nötige Investitionsvolumen soll bei mindestens 2,7 Milliarden US$ liegen.

Im engen Zusammenhang mit den geplanten REZ startete Victoria Ende August 2021 ein Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare Energien in Form einer Reverse Auction. Auf diesem Wege sollen Stromabnahmeverträge für 600 Megawatt (MW) vergeben werden. Bis 2030 will Victoria einen Anteil regenerativer Energie von 50 Prozent erreichen.

Großes Interesse auch in Queensland

Auch die drei geplanten REZ in Queensland locken Investoren an. Für die Central Queensland REZ wurden beispielsweise bereits 67 Vorschläge mit einer Gesamtkapazität von 23 GW eingereicht. Bislang stehen seitens der Regierung 100 Millionen US$ für den Bau der Netzinfrastruktur zur Verfügung.  Davon fließen etwa 28 Millionen US$ in die Northern Queensland REZ, damit zusätzliche 500 MW ans Netz gebracht werden können. Dazu zählt die geplante Kapan Windfarm mit 157 MW.

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