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Branchen | Australien | Bergbau und Rohstoffe

Australisches Projekt fördert Rohstoffe für eine grüne Zukunft

Das australische Unternehmen Sunrise Energy Metals plant ein Großprojekt für Batterierohstoffe. CEO Sam Riggall geht im Interview auch auf das Thema Nachhaltigkeit ein. 

Von Heiko Stumpf | Sydney

Durch die weltweiten Bemühungen für mehr Klimaschutz steigt die Nachfrage nach Rohstoffen wie Nickel und Kobalt für den Bau leistungsfähiger Batterien. Sunrise Energy Metals will ein wichtiger Produzent für diese Rohstoffe werden. Germany Trade & Invest (GTAI) sprach mit Geschäftsführer Sam Riggall.

Sam Riggall, Chief Executive Officer, Sunrise Energy Metals Sam Riggall, Chief Executive Officer, Sunrise Energy Metals | © Sunrise Energy Metals

GTAI: Sunrise Energy Metals entwickelt eines der größten australischen Minenprojekte. Welche Rohstoffe sollen abgebaut werden und wie ist der Stand des Vorhabens?

Unser Sunrise Battery Materials Complex befindet sich 350 Kilometer südwestlich von Sydney im Bundesstaat New South Wales. Die Größenordnung ist gewaltig, die Nickelreserven belaufen sich auf 900.000 Tonnen. Hinzu kommen Kobaltreserven von 160.000 Tonnen. Dies ermöglicht einen Minenbetrieb von 50 Jahren. Das Sunrise Projekt ist eines der größten Kobaltvorkommen außerhalb Afrikas.

Die Lagerstätte enthält auch das weltweit größte Scandium-Vorkommen, ein wichtiger Rohstoff für Aluminiumlegierungen. Jüngste Explorationsbohrungen förderten zudem ein bedeutendes Platinvorkommen mit über 1 Million Unzen zutage. Platin ist ein wichtiges Mineral für die aufstrebende Wasserstoffwirtschaft. Wir haben diese Lagerstätte auf den Namen Phoenix getauft. Bohrungen bei Phoenix haben auch Vorkommen von Palladium-, Rhodium-, Iridium-, Osmium- und Rutheniummineralisierungen bestätigt.

Alle bergbau- und umweltrechtlichen Genehmigungen für das Projekt liegen bereits vor. Nach Auswahl der Auftragnehmer rechnen wir mit einer etwa dreijährigen Bauzeit. Die Investitionskosten belaufen sich auf 1,8 Milliarden US-Dollar. Wenn der Bau der Mine fertiggestellt ist, werden wir pro Jahr 20.000 Tonnen Nickel und 5.000 Tonnen Kobalt produzieren.

GTAI: Wie schätzen Sie die künftige Nachfrageentwicklung für Nickel und Kobalt ein?

Wir glauben, dass die Elektrifizierung vieler Bereiche ein sich verstärkender Trend ist, insbesondere die Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird erheblich steigen. Nach Studien von Benchmark Mineral Intelligence (BMI) könnte der weltweite Anteil von Elektrofahrzeugen bis 2040 die 70-Prozentmarke knacken.

Wichtig ist dabei, dass die erforderlichen Batterien sehr metallintensiv sind und neben anderen Rohstoffen große Mengen an Nickel und Kobalt benötigen. BMI prognostiziert, dass sich die weltweite Nickelnachfrage in den nächsten zehn Jahren verdoppeln könnte. Der Bedarf für Kobalt könnte sich bis 2030 fast vervierfachen.

Die Deckung dieser Nachfrage ist mit großen Herausforderungen verbunden. Über 70 Prozent der weltweiten Kobaltproduktion stammt derzeit aus der Demokratischen Republik Kongo. Zusätzliches Angebot für Nickel kommt zu 85 Prozent aus Indonesien. Länderrisiken, Abhängigkeiten in den Lieferketten und Preisschwankungen stellen die Batterie- und Automobilhersteller deshalb vor Probleme. Wir erleben, dass sich diese Unternehmen deshalb nun direkt an die Bergbauindustrie wenden, um Versorgungs- und Preisrisiken zu reduzieren.

GTAI: Beinhaltet das Projekt eine Weiterverarbeitung der gewonnenen Rohstoffe und bietet dies Möglichkeiten für Unternehmen, ihre Beschaffung von Batterierohstoffen zu diversifizieren?

Das Sunrise Projekt setzt auf eine hydrometallurgische Aufbereitung mit einem Ionentauscher, um die Metalle aus dem Erz zu gewinnen. Diese Technologie bietet mehrere Kosten- und Effizienzvorteile, vor allem, weil sie mehrere Zwischenprodukte umgeht, die eine Verarbeitung und Veredelung durch Dritte erfordern würden.

Dies eröffnet uns die Möglichkeit, Batterievorprodukte direkt herzustellen, was zu großen Energie- und Kosteneinsparungen führt. Unsere Technologie kann auch beim Recycling von verbrauchten Kathoden eingesetzt werden, um Nickel, Kobalt und andere Metalle zurückzugewinnen.

GTAI: Die Nachfrage nach den vom Sunrise-Projekt geförderten Rohstoffen speist sich vor allem aus weltweiten Bemühungen zur Dekarbonisierung. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für das Projekt selbst?

Bei Sunrise geben wir uns nicht damit zufrieden, nur die Rohstoffe zu produzieren, welche die weltweiten Bemühungen zur Dekarbonisierung unterstützen. Wir glauben, dass es genauso wichtig ist, die Nachhaltigkeit unseres eigenen Produktionsprozesses sicherzustellen.

Erst kürzlich haben wir Studien fertiggestellt, die es ermöglichen, den gesamten Strombedarf des Sunrise-Projektes aus erneuerbaren Energien zu decken. In den ersten 25 Jahren der Betriebsdauer können wir unsere CO2-Emissionen dadurch um 4,6 Millionen Tonnen reduzieren. Dadurch können wir eine der weltweit niedrigsten CO2-Bilanzen für die Produktion von Nickel in Batteriequalität vorweisen. Dies ist von großer Bedeutung, da Nickel von allen Metallen in einer Batterie bei weitem den größten CO2-Fußabdruck hinterlässt.

Auf Nachhaltigkeit setzen wir aber auch in anderen Bereichen, beispielsweise bei der direkten Wiederverwendung von Abwasser, wofür wir in moderne Aufbereitungsanlagen investieren.

GTAI: Verfolgt Sunrise auch eine spezielle Strategie für Europa? Gibt es Möglichkeiten für Maschinenausrüster, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?

Europa verfügt über eine hochentwickelte Automobilindustrie und da Versorgungssicherheit für Batterie- und Autohersteller zu einem wichtigen Thema wird, sehen wir gute Chancen für Partnerschaften. Durch unsere bedeutenden Scandium-Vorkommen sehen wir auch Möglichkeiten, mit der europäischen Luftfahrtindustrie zusammenzuarbeiten.

Gespräche mit möglichen Partnern aus der Automobil-, Chemie- und Bergbauindustrie laufen bereits. Im Mittelpunkt stehen dabei sowohl direkte Beteiligungen als auch Abnahmeverträge.

Sobald die Finanzierung des Projektes abgeschlossen ist, machen wir uns an die Auftragsvergabe für Ingenieurs- und Bauleistungen. Wie auch bei anderen Bergbauprojekten dieser Größenordnung wird es dabei große Zulieferchancen für Ausrüstungsanbieter geben. Da der Fokus des Projekts auf Nachhaltigkeit liegt, ergeben sich insbesondere gute Möglichkeiten für innovative Technologielösungen, einem Bereich, in dem Europa weltweit führend ist.

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