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BotsuanaNahrungsmittel, Getränke / Land- und Forstwirtschaft
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Branchen | Botsuana | Nahrungsmittel, Getränke
Botsuana hat trockenes Klima und viel Fläche. Extensive Viehhaltung findet daher gute Voraussetzungen, während die Möglichkeiten für den Feldbau begrenzt sind.
22.10.2020
Von Marcus Knupp | Berlin
Rindfleisch aus Botsuana hat in Deutschland noch keinen hohen Bekanntheitsgrad. Dabei entspricht es durchaus den höheren Ansprüchen des Premiumsegments. Die Tiere weiden im Freien, wenn auch ohne Bio-Zertifikat. Sie werden in der Regel von kleineren kommerziellen Betrieben und selbstständigen Landwirten gehalten. Etwa 80 Prozent des Viehbestandes sind in privatem oder kommunalem Besitz, der Rest steht in kommerziellen Farmen. Diese sind die wesentlichen Lieferanten der lokalen Mastbetriebe.
Mit der staatlichen Botswana Meat Commission (BMC) gibt es einen zentralen Vermarkter mit Sitz in Lobatse. Die BMC bezieht derzeit etwa 65 Prozent des Fleisches aus Mastbetrieben (Feedlots) und 35 Prozent direkt von Landwirten. Die Klassifizierung der Tiere und die Bewertung des Fleisches erfolgt über eine unabhängige Beratungsfirma. Die BMC steht aktuell vor einer Umstrukturierung in Form einer Überführung in eine private Gesellschaft. Hieraus ergeben sich Beteiligungsmöglichkeiten auch für ausländische Unternehmen, insbesondere mit Blick auf die Erschließung neuer Vermarktungswege.
Den Bestand an Rindern weist die botsuanische Statistik für 2017 mit etwas über einer Million aus, das waren rund 33 Stück pro Betrieb. Im Vordergrund der Haltung steht die Fleischproduktion. Milcherzeugnisse werden zu einem großen Teil aus Südafrika importiert. Hier sieht die lokale Wirtschaftsförderung ein Potenzial für Investitionen. Durch den extensiven Charakter der Viehhaltung dürfte dies jedoch begrenzt, beziehungsweise nur vergleichsweise schwierig umzusetzen, sein.
Tierart | Zahl der Betriebe | Zahl der Tiere |
---|---|---|
Rinder | 33.817 | 1.100.375 |
Ziegen | 58.332 | 1.199.661 |
Schafe | 12.992 | 234.621 |
Schweine | 222 | 1.437 |
Wichtige Exportmärkte für Rindfleisch aus Botsuana befinden sich im südlichen Afrika sowie in Europa. Auch nach Deutschland wird seit rund 30 Jahren in geringem Umfang Fleisch aus Botsuana eingeführt. Dies erfolgt derzeit in 20-Kilogramm-Paketen. Denkbar ist aus Sicht der BMC eine weiter gehende Verarbeitung und/oder Verpackung vor Ort. Die Kapazität einer bestehenden älteren Anlage zur Verpackung in Dosen beträgt 9 Tonnen pro Tag. Als mögliche Modelle der Zusammenarbeit sieht die Verwaltung der BMC eine Auftragsfertigung oder auch ein Joint Venture.
Das vorherrschende Trockenklima schränkt die Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Produktion in Botsuana ein. Regenfeldbau ist nur in den östlichen Teilen des Landes möglich. Die Ernteerträge schwanken jedoch stark mit den Niederschlägen. Generell ist Botsuana auf den Import eines großen Teils der benötigten Grundnahrungsmittel wie Mais angewiesen.
Produkt | Anbaufläche (ha) | Ernte (t) | Ertrag (kg/ha) |
---|---|---|---|
Mais | 61.706 | 13.911 | 225 |
Sorghum-Hirse | 23.766 | 5.975 | 251 |
Millet-Hirse | 3.118 | 1.099 | 352 |
Bohnen | 27.251 | 2.348 | 86 |
Erdnüsse | 1.476 | 145 | 98 |
Sonnenblumen | 360 | 78 | 217 |
Die Entwicklung alternativer Erzeugnisse und Produktionsverfahren ist Teil der Arbeiten des National Agricultural Research and Development Institute (NARDI), das kürzlich aus drei Vorgängerinstitutionen gebildet wurde. Die Arbeitsbereiche umfassen Tiermedizin, landwirtschaftliche Forschung, etwa zur Produktivitätssteigerung oder zur Klimaanpassung, sowie Nahrungsmitteltechnologie. Zu den Zielen des Instituts gehört es beispielsweise, traditionelle Anbauprodukte und Techniken in kommerzielle Anwendungen zu überführen.
In der anderen Richtung soll NARDI beim Technologietransfer helfen, etwa in den Bereichen Landtechnik, Bewässerung, Pflanzenschutz oder Automatisierung. Da lokale Kleinbauern oft nicht das nötige Kapital zur Einführung neuer Technologien haben, plant das Institut auch eigene Projekte, für die Partner gesucht werden. Neben der landwirtschaftlichen Produktion und besseren Handhabung der Erzeugnisse geht es auch um wichtige Inputs wie Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Dünger, die bislang sämtlich importiert werden müssen.
Die Nachfrage nach Lebensmitteln hat sich in Botsuana in den letzten Jahren um circa 7 Prozent im Jahr erhöht. Sie steigt damit schneller als die Bevölkerungszahl und spiegelt die wachsende Kaufkraft in dem für afrikanische Verhältnisse relativ wohlhabenden Land wider. Überdurchschnittliche Zuwächse gab es bei Backwaren, allerdings weniger bei Grundnahrungsmitteln wie Brot oder Nudeln, die etwas unter dem Durchschnitt blieben, als bei Produkten wie Keksen. Hier erwarten Experten auch in den kommenden Jahren eine mehr als durchschnittliche Zunahme der Nachfrage, ebenso bei Süßwaren.
Weiter steigen dürfte auch der Konsum alkoholischer Getränke, wobei Bier am meisten nachgefragt wird. Schätzungen zufolge entfallen rund 40 Prozent der Menge allerdings auf von den privaten Haushalten selbst gebrautes Bier. Beliebt sind dabei weiterhin traditionelle Biersorten wie Mokuru, Marula oder Khadi, die auf der Basis einheimischer Pflanzen oder von Hirse hergestellt werden. Marktwirksam werden überwiegend Sorten im unteren Preissegment nachgefragt. Die größte lokale Brauerei ist Kgalagadi Breweries Limited (KBL), deren größter Teilhaber seit der Übernahme von SABMiller der Brauereikonzern AB InBev. KBL betreibt eine Brauerei in Gaborone und zwei Anlagen zur Herstellung traditioneller Sorten auf Hirsebasis in Gaborone und Francistown.
Auch im Bereich nicht-alkoholischer Getränke ist die Zahl der Akteure in Botsuana begrenzt. Die mittelfristig weiter steigenden Konsumausgaben machen den Markt aber trotz der geringen Bevölkerungszahl interessant, wie zum Beispiel der Einstieg des Coca-Cola-Konzerns zeigt, der 2018 die Mehrheit an dem lokalen Abfüller Beverage Manufacturers (Botswana) übernommen hat.
Insbesondere in den Städten Botsuanas dominieren Supermärkte den Lebensmitteleinzelhandel. Schätzungen zufolge erreichen sie landesweit einen Umsatzanteil von über 40 Prozent. Neben den lokalen Ketten Choppies und Sefalana ist vor allem der internationale Anbieter Spar und die südafrikanische Kette Shoprite präsent. Aufgrund der geringen Besiedlungsdichte in den meisten Landesteilen dürfte im ländlichen Raum der informelle Handel auch in Zukunft den größten Teil der lokalen Versorgung bereitstellen.