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Branchenbericht Chile Wasserversorgung, Bewässerung
Santiago de Chile (GTAI) - Investitionspläne für den Ausbau der Wasserversorgung gibt es Chiles nördlichen Landesteilen um die Atacama-Wüste. Aber auch in anderen Landesteilen wird Wasser knapp und die Verschmutzung zum Problem. Nun sollen mehr Kläranlagen entstehen. Wasserrechte sind in Chile in privater Hand und können gehandelt werden, was die neue Regierung auch nicht ändern will. (Kontaktadressen)
10.05.2018
Die Behörden der nördlichsten Region Arica y Parinacota kündigten einen 340-Millionen-Dollar-Plan an, um unter anderem die landwirtschaftliche Nutzfläche zu verdoppeln. Der lokale Wasserversorger Aguas del Altiplano entwickelt eine Entsalzungsanlage für 30 Millionen US-Dollar (US$). Bisher versorgen vier Trinkwasserwerke die regionale Hauptstadt Arica. Das Projekt soll weitere 200 Liter pro Sekunde beitragen. Laut Pressemitteilung ist die Umweltverträglichkeitsstudie in Arbeit. Bereits in der Umweltprüfung ist das geplante Wasserreservoir Livilcar, eine Machbarkeitsstudie existiert für den Umirpa-Stausee, und bereits in Bau befindet sich der Chirona-Stausee.
In Antofagasta, Chiles fünftgrößte Stadt mit rund 400.000 Einwohnern, will die von Stadtverwaltung und lokalen Unternehmen ins Leben gerufene Initiative CREO mehr Abwasser recyceln. Bisher fließen 85 Prozent des Abwassers ins Meer, lediglich 15 Prozent wird in der Industrie wiederverwendet. Die CREO-Verantwortlichen hoffen auf Einsparungen von jährlich 2,6 Millionen US$ und wollen bis 2030 in der Stadt 20 Kilometern Baumbestand schaffen. Antofagasta ist als Zentrum von Chiles Bergbau relativ wirtschaftsstark, weist aber bei der Niederschlagsmenge mit jährlich ein bis vier Millimeter den niedrigsten Wert aller größeren Städte weltweit auf. Die Bewässerung der spärlichen Grünflächen mit entsalztem Trinkwasser kostet jährlich 1,5 Millionen US$.
Chiles staatliches Ölunternehmen ENAP hat ein Programm erarbeitet, um Feuchtgebiete in der Nähe seiner Hauptraffinerien Concón, Biobío und Nueva ERA bei eventuellen Unfällen zu schützen. Die Firma erwägt nach eigenen Angaben die Wiederverwendung von Wasser bei Bohrungen und testet auch den Einsatz von Meerwasser. Zudem achte man bei allen Hauptprozessen nun schon frühzeitig auf Wassereffizienz.
In der Hauptstadtregion Santiago entwickeln die Behörden zusammen mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank IADB und anderen Organisationen einen Wasserfonds. Die unabhängige Organisation soll öffentliche und private Beiträge für Investitionen in Wasserschutz und -management erhalten, um die Qualität und Verfügbarkeit der Ressource zu verbessern.
Chiles Wassersektor bietet somit auch Chancen für deutsche Anbieter. Teilnehmer einer Reise des Umweltclusters Bayern präsentierten im südchilenischen Touristenort Pucón Anfang 2018 Technologien und sprachen mit einheimischen Experten über einen Sanierungsplan des Villarrica-Sees.
Eine grundlegende Reform von Chiles weitgehend privatisiertem Wassersektor scheint nach dem Regierungswechsel im März 2018 in die Ferne gerückt. Die bis dahin regierende Mitte-Links-Regierung hatte Änderungen in die Wege geleitet, so eine stärkere Beteiligung der Öffentlichkeit bei Tarifänderungen und mehr staatliche Aufsicht. Der jetzt zuständige Minister Juan Andrés Fontaine will die Mehrheit dieser Reformen nicht unterstützen.
Der Zentralstaat hat kaum Möglichkeiten in den Sektor einzugreifen, weshalb das Wassermanagement auf regionaler Ebene einsetzt. Trinkwasser ist in Chile teurer als in den meisten anderen Staaten Lateinamerikas, was auch mit der Privatisierung des Sektors begründet wird. Die Gemeinden vergeben Wasserkraftwerken, Agrar-, Bergbau- und Forstbetrieben unentgeltlich und auf unbegrenzte Dauer Nutzungsrechte an oberirdischen und unterirdischen Gewässern, zur exklusiven Nutzung. Seit 1981 können diese Wasserrechte frei gehandelt werden, getrennt vom Besitz von Land. Die Wasserversorger sind ebenfalls fast durchweg in privater Hand, jedoch üblicherweise nicht Eigentümer der Wasserechte.
Die Präsidenten Frei und Lagos vollzogen zwischen 1994 und 2005 die weitere Privatisierung der Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung. Erst seit einer Reform von 2005 ist der chilenische Präsident befugt, Ressourcen vom wirtschaftlichen Wettbewerb auszuschließen und Spekulation einschränken
In Chile nehmen Konflikte um den Zugang zu Wasser zu. Die Tageszeitung Diario Financiero meldete für 2008 bis 2015 ein Defizit in 75 von 101 Einzugsgebieten. Während der Water Week Latinoamérica 2018 in Santiago prognostizierte Fernando Miralles, Hydrologe von der Universität von Maryland und Wasserberater der IADB, die Wassernachfrage einiger Gebiete im Norden könne bis 2050 das Angebot um den Faktor 100 übersteigen.
Während im Süden oft Wasserüberfluss herrscht, liegt im Norden mit der Atacama-Wüste eine der trockensten Gegenden der Welt. Im Norden und der Mitte war es in den letzten Jahren dabei noch trockener als sonst, aber auch in der südlichen Region Los Lagos war Wasser knapp. Parallel ist das Land alle vier bis sieben Jahre dem Klimaphänomen El Niño mit teilweise katastrophalen Regenfällen ausgesetzt.
Ergebnis sind immer wieder Dürren und Überschwemmungen, und zwar auch in den bevölkerungsreichsten Regionen in Zentralchile. Dort arbeitet zudem die bewässerungsintensive Obstwirtschaft, die angesichts leerer Stauseen vermehrt das - schwindende - Grundwasser nutzt. In den Flüssen mit ihren niedrigen Wasserständen konzentrieren sich Verunreinigungen, Abwässer aus Industrie und Bergbau gelangen teilweise ungereinigt ins Grundwasser. Mit der Qualität ihres Wassers sind nur 69 Prozent der Bewohner zufrieden (Deutschland: 91 Prozent). Im lateinamerikanischen Vergleich allerdings gilt Trinkwasser in Chile als relativ gut, besonders in Süd- und Zentralchile.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkungen |
Ministerio del Medio Ambiente (MMA) | http://portal.mma.gob.cl | Ministerio del Medio Ambiente (MMA) |
German Water Partnership | http://www.germanwaterpartnership.de | German Water Partnership |
Cities Alive: Rethinking cities in arid environments | https://www.arup.com/publications/research/section/cities-alive-cities-in-arid-environments%20 | Cities Alive: Rethinking cities in arid environments |
Umwelttechnologie-Cluster Bayern | http://www.umweltcluster.net | Umwelttechnologie-Cluster Bayern |
Bayerische Repräsentanz für Südamerika | http://www.bavariaworldwide.de/chile/home | Bayerische Repräsentanz für Südamerika |
Sistema Nacional de Información Ambiental (SINIA) | http://sinia.mma.gob.cl | Sistema Nacional de Información Ambiental (SINIA) |
Dirección General de Aguas (DGA) | http://www.dga.cl | Dirección General de Aguas (DGA) |
Radiografía del Agua. Brecha y Riesgo Hídrico en Chile | https://fch.cl/wp-content/uploads/2018/03/RESUMEN-RADIOGRAFIA-DEL-AGUA.pdf | Radiografía del Agua. Brecha y Riesgo Hídrico en Chile |
Asociación Chilena de Riego y Drenaje (AGRYD) | Kein Internetauftritt; José Miguel Morán, Geschäftsführer; Tel.: 00569/96 45 07 00 | Asociación Chilena de Riego y Drenaje (AGRYD) |
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