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Branchen | China | Digitalisierung

Big Data in Guizhou bekommt einen Dämpfer

Mit staatlicher Hilfe allein entsteht noch kein Hub für Big Data. Dennoch bleiben die Ambitionen für das Big Data Valley in der chinesischen Provinz groß.

Von Corinne Abele | Shanghai

Die in der südlichen Mitte Chinas gelegene Provinz Guizhou zählt zu den wirtschaftlich schwachen Regionen des Landes. Als im Februar 2016 die in China erste integrierte Big Data-Pilotzone in Guizhou ausgerufen wurde, verbanden sich mit Big Data große Hoffnungen und Ambitionen. Doch die Dynamik hat nachgelassen.

Big Data im Fokus des Tech-Konflikts  

Die Bilanz der China International Big Data Industry Expo 2021 (kurz: Big Data Expo) in der Provinzhauptstadt Guiyang im Mai 2021 erscheint auf den ersten Blick nicht schlecht: 225 Aussteller vor Ort sowie 324 online, rund 90.000 Besucher, viele Events und laut Messeveranstalter unterzeichnete Verträge im Wert von rund 8,8 Milliarden US-Dollar (US$). Doch die Zahlen lagen alle deutlich unter denen der letzten Messe 2019. Internationale Aussteller oder Besucher waren schwach vertreten. Die Einreisebeschränkungen nach China aufgrund der Coronakrise trugen dazu bei, ebenso wie der sich zuspitzende Technologiekonflikt zwischen China und den USA. Im Fokus des Konflikts stehen zunehmend Big Data, künstliche Intelligenz (KI) und Data Analytics. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Firmen und akademischen Institutionen hat sich merklich abgekühlt.

Regierung bleibt treibende Kraft

Tatsächlich ist in Guiyang eine gewisse Ernüchterung eingetreten: So zählt die Provinz Guizhou laut dem vom Key Laboratory for Big Data Strategy mit Unterstützung der Provinzregierung Guizhou verfassten Bericht über die innovative Entwicklung von Chinas Big Data (kurz: Blue Book of Big Data) zwar zu den Top Ten im Land. Was den Teilindex für die Nutzung von Big Data in der Wirtschaft angeht, bildet es in dieser Runde jedoch das Schlusslicht. Denn jenseits von E-Government werden die digitalen Erfolgsmeldungen in Guizhou deutlich dünner. Vor allem die Anwerbung von Big Data- und KI-Talenten bleibt trotz vielfacher Anreize eine kaum lösbare Herausforderung.

Erfolgsbeispiel Full Truck Alliance 

Die 2017 durch den Zusammenschluss der beiden Lkw-Buchungsplattformen Yunmanman and Huochebang entstandene Full Truck Alliance Co. Ltd. mit Hauptsitz in Guizhou bildet daher eher die Ausnahme. Erst im Juni 2021 ging das Unternehmen in New York erfolgreich an die Börse. Die Plattform (in China unter “Manbang” bekannt), die 300 Städte in China abdeckt, hatte 2020 nach eigenen Angaben 2,8 Millionen Lastwagenfahrer für ihre Dienste gewonnen. Allein ein Fünftel der Fahrer schwerer und mittelschwerer Lkw sollen demnach ihre Geschäfte über die Webseite abgewickelt haben.

Das Konzept, mit viel staatlichem Geld und Investitionen in 5G-Infrastruktur und Internet-der-Dinge (IoT)-Plattformen nationale integrierte Pilotzonen für Big Data zu schaffen, scheint nicht unbedingt aufzugehen. Von den im Entwicklungsplan für Big Data 2016 bis 2020 vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) bis Ende 2020 angestrebten 10 bis 15 derartigen Zonen wurden nur acht umgesetzt. Die äußerst unterschiedliche Entwicklung dieser Regionen gemäß dem Big Data-Index weist darauf hin, dass wohl andere Faktoren – wie beispielsweise gut ausgebildete Talente - die Entstehung eines starken Big Data-Clusters stärker beeinflussen als staatliche Förderung.

Dennoch strebt die Regierung regionale Städtecluster für Big Data an. Dabei ist die Rolle der Regierung in den Top Ten der Big-Data-Städte Chinas unterschiedlich. 

Guiyang vor allem für Rechenzentren attraktiv

Insbesondere finanzielle Anreize und günstige Energie- und Kühlsysteme haben inzwischen zu 23 Datenzentren in der Guian New Area in Guiyang geführt. Das Gebiet ist seit 2015 als Big-Data-Industriecluster mit Genehmigung des MIIT in Kooperation mit der Stadt Guiyang entstanden. Huawei baut dort ein Datenzentrum mit rund 800.000 Servern auch für internationale Cloud Services auf.

Tencent ist vertreten und auch Apple errichtete mit seinem gesetzlich vorgeschriebenen (staatlichen) Mehrheitspartner, der Guizhou Big Data Group, für rund 1 Milliarde US$ sein erstes chinesisches Datenzentrum in Guiyang. Nach wie vor müssen Rechenzentren mehrheitlich in chinesischer Hand sein. Gleichzeitig sind sie weitreichend verpflichtet, Kunden- wie Verschlüsselungsdaten bei Aufforderung durch die Behörden, beispielsweise zur Terrorismusbekämpfung, herauszugeben.

Angesiedelt haben sich in Guiyang auch chinesische Cloudanbieter wie Baishan Cloud oder die Guizhou CASICloud-tech Company. Ihre Auftraggeber kommen zumeist aus dem staatlichen Bereich. So betreibt die CASICloud im Auftrag der Provinzregierung die Guizhou Ind Cloud Platform als Pilotprojekt. Nach eigenen Angaben soll sie sowohl die Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung für die Unternehmen sowie industrielle Kontrollsysteme verbessern und damit zu industriepolitischen Entscheidungen beitragen. Darüber hinaus führt eine integrierte Datenplattform der Provinzregierung öffentliche Daten bis auf Kreisebene zusammen. Sie ist Grundlage dafür, dass fast alle Amtsgänge inzwischen in Guizhou online erfolgen können.

Big-Data-Verwaltungssystem im Gesundheitswesen etabliert

Auch im Gesundheitsbereich treibt die Regierung die digitale Integration voran. Im Rahmen der bereits 2019 initiierten Guiyang Health and Medical Big Data Governance Platform sind 130 öffentliche Krankenhäuser und kommunale Gesundheitseinrichtungen vertreten. Sie bietet Patienten umfassende Online-Gesundheitsleistungen an; gleichzeitig stellt sie ein Managementsystem für Big Data im Gesundheitsbereich (Medical Big Data Governance System) dar.

Dieses ermöglicht zum einen die Kontrolle medizinischer Institutionen und legt zum anderen aber auch die Grundlage für datenanalytische Verwertung von Patientendaten. Zwar gilt hier der Schutz privater Patientendaten vor der Nutzung durch Dritte. Der Schutz gegenüber dem Teilen medizinischer Daten mit staatlichen Einrichtungen wird dabei weniger als Problem gesehen und daher im Allgemeinen nicht adressiert.

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