Branchen | China | Maschinenbau
Branchenstruktur
Der chinesische Maschinenbau gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit. Noch tragen ausländisch investierte Firmen überproportional zum Branchengewinn bei.
24.08.2021
Von Corinne Abele | Shanghai
Höhere Wettbewerbsfähigkeit führt zu steigenden Exporten
China ist seit Jahren der weltweit größte Produzent sowie Abnehmer von Maschinen. Erstmals dürfte es 2020 Deutschland als weltweit führenden Lieferanten von Maschinen und Anlagen überrundet haben. Zu diesem Schluss kommt der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) basierend auf den ihm vorliegenden Exportzahlen. Demnach erreichte Chinas Maschinenausfuhr 2020 einen Anteil von 15,8 Prozent des weltweiten Gesamtexportvolumens an Maschinen - vor Deutschland mit einem Anteil von 15,5 Prozent.
Dabei profitiert Chinas Maschinenbau auch davon, dass in China nach dem verheerenden konjunkturellen Covid-19-Einbruch im 1. Quartal 2020 seit April/Mai 2020 bereits wieder weitgehend normal produziert wird. Europa hingegen befand sich das ganze Jahr 2020 im Griff der Pandemie. Dennoch hielten sich Chinas Maschinenimporte 2020 mit knapp 139 Milliarden US-Dollar (US$) in etwa auf dem Vorjahresniveau (-0,8 Prozent), während die Exporte trotz Krise um 1,4 Prozent auf 226,2 Milliarden US$ stiegen. Sowohl Export (+36,5 Prozent) als auch Import (+28,8 Prozent) legten im 1. Halbjahr 2021 deutlich zu. Insgesamt erreichten einige Maschinenbausparten im 1. Halbjahr 2021 bereits wieder das Produktionsniveau des Vergleichszeitraums 2019 vor der Corona-Krise.
Produktion in ausgewählten Maschinenbausparten (in 1.000 Stück, Veränderung in Prozent)
Sparte | 2020 | 1.Hbj. 2021 | Veränderung 2021/2020* | Veränderung 2021/2019* |
---|---|---|---|---|
Druckmaschinen | 3.112 | 3.086 | 68,2 | 8,1 |
Verpackungsmaschinen | 263 | 372 | 134,7 | 297,6 |
Spanende Werkzeugmaschinen | 446 | 297 | 45,6 | 24,3 |
Formende Werkzeugmaschinen | 202 | 103 | 15,7 | -20,2 |
Futtermittelproduktionsanlagen | 216 | 102 | 20,3 | -31,0 |
Industrie-Robotik | 237 | 174 | 69,8 | 130,3 |
Motoren (in Gigawatt) | 2.627 | 1.352 | 20,0 | 5,9 |
Bagger | 401 | 262 | 25,6 | 63,7 |
Aufzüge und Rolltreppen | 1.282 | 690 | 26,6 | 49,0 |
Ausländische Maschinenbauer gut vertreten
Doch die Covid-Pandemie kann allein nicht Chinas Aufstieg erklären. Der Maschinenbau hat in den vergangenen Jahren nicht zuletzt von Chinas industriellem Modernisierungsprogramm "Made in China 2025" profitiert. Dabei sind vor Ort produzierende ausländische Firmen fester Bestandteil der inländischen Branche. Zwar stellten sie (inklusive Firmen aus Taiwan, Hongkong und Macau) 2019 nur 13,3 Prozent der Maschinenbauer mit einem Mindestjahresumsatz von rund 3 Millionen US-Dollar (20 Millionen RMB), erwirtschafteten aber knapp 31 Prozent des Branchengesamtgewinns. Nach VDMA-Einschätzung dürfte etwa jeder dritte deutsche Maschinenbauer inzwischen mit Produktion, Service und/oder Vertrieb in China vertreten sein.
Einige der großen Maschinenbaukonzerne Chinas sind nach wie vor mehrheitlich in staatlichen Händen, wobei Privatfirmen knapp 66 Prozent der Maschinenbauer stellen. Mit rund 48.000 Firmen mit einem Mindestjahresumsatz von rund 3 Millionen US-Dollar Mitte 2021 bleibt Chinas Maschinenbaubranche fragmentiert. Dabei investieren die führenden Unternehmen (darunter auch ausländische Maschinenbauer - häufig bereits mit Präsenz in China) in Übernahmen und Beteiligungen in China.
Maschinenbau stark im Yangtse-Delta
Zwar ist die Branche über das ganze Land verteilt, jedoch finden sich wenige starke regionale Cluster. Vor allem die Provinzen Jiangsu und Zhejiang im Yangtse-Delta bilden das (eher privatwirtschaftliche) Zentrum der Branche. Dort produzieren auch die meisten deutschen Maschinenbauer. Allein in der Stadt Taicang in der Nähe Shanghais haben sich über 400 deutsche Mittelständler angesiedelt, darunter viele Maschinenbauer. Aber auch in den Provinzen Liaoning, Shandong und Guangzhou befinden sich führende Maschinenbauer des Landes.