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Branchenbericht China Hochbau
Hongkong (GTAI) - Zwischen der Sonderverwaltungsregion (SVR) Macau und dem benachbarten festlandschinesischen Zhuhai wurde 2009 die Sonderwirtschaftszone Hengqin gegründet. Dann kam die globale Finanzkrise und das Projekt geriet in Vergessenheit. Die jüngst von Beijing gepuschte Greater Bay Area sorgt aber für neuen Auftrieb. Auf der durch Aufschüttungen vergrößerten Insel soll eine komplett neue Stadt mit vielen Einrichtungen für die Unterhaltungs- und Tourismusindustrie entstehen. (Kontaktadressen)
25.04.2018
Die chinesische Regierung in Beijing propagiert seit einiger Zeit die sogenannte Greater Bay Area. Es handelt sich dabei um neun Kreise und Städte in der südlichen Provinz Guangdong. Hinzu kommen noch die beiden Sonderverwaltungsregionen (SVR) Hongkong und Macau. Die Region soll verkehrstechnisch und wirtschaftlich stärker zusammenwachsen.
Ganz neu ist das Konzept allerdings nicht. Früher sprach man einfach vom Perlflussdelta und meinte damit praktisch dasselbe. Insofern handelt es sich bei dem Konzept inhaltlich um alten Wein in neuen Schläuchen. Allerdings kümmert sich nun die Zentralregierung um die Entwicklung der Region. Das gibt einen wesentlich stärkeren politischen Rückhalt.
Man muss sich das Delta wie ein Dreieck vorstellen, an dessen Spitze die Provinzhauptstadt Guangzhou liegt - besser bekannt unter dem früheren Namen Kanton. Südöstlich davon befinden sich die Hightech-Metropole Shenzhen und das angrenzende Hongkong. Sie bilden das ökonomische Gravitationszentrum des besonders wohlhabenden östlichen Perlflussdeltas.
Südwestlich liegen Zhuhai und Macau. Wirtschaftlich gesehen haben sie nicht besonders viel zu bieten. Die ehemalige portugiesische Kolonie lebt überwiegend vom Glücksspiel und Tourismus. Im angrenzenden Zhuhai befinden sich zwar zahlreiche Fabriken der Leichtindustrie. Die gesamte Wirtschaftskraft der vergleichsweise kleinen Stadt erreichte 2017 aber nur rund 11 Prozent des Niveaus von Shenzhen oder Guangzhou. Doch in Zukunft soll der Westen des Deltas mehr Auftrieb erhalten.
Dafür dürfte unter anderem die Sonderwirtschaftszone Hengqin sorgen. Sie liegt zwischen Zhuhai und Macau auf einer Insel und wurde 2009 gegründet. Dort soll - auch durch die Aufschüttung zusätzlichen Landes - eine riesige neue Stadt entstehen. Zunächst passierte für chinesische Verhältnisse aber kaum etwas, was auch der weltweiten Finanzkrise geschuldet war. Irgendwie geriet das Vorhaben mehr oder weniger in Vergessenheit und dümpelte Jahre vor sich hin. Erst durch das Greater-Bay-Konzept kam wieder Bewegung in das Vorhaben.
In Planung befinden sich zahlreiche riesige Apartmentkomplexe sowie Shoppingcenter, Sportparks, Schulen, Universitäten, Hotels, Krankenhäuser sowie Flächen für gewerblich-industrielle Zwecke. Die ersten Gebäude und Anlagen sind bereits entstanden. So eröffnete unter anderem ein neuer Wassersportpark. Insgesamt haben sich bis zum März 2018 laut offiziellen Angaben sogar rund 42.000 Unternehmen in der Sonderwirtschaftszone registrieren lassen. Dabei dürfte es sich aber vielfach erst einmal nur um Briefkastenfirmen handeln.
Mit dem Projekt will man vor allem Hongkonger anlocken, denen ihre eigene Stadt zu teuer geworden ist. Die ehemalige britische Kolonie beherbergt den wohl mit Abstand kostspieligsten Immobilienmarkt der Welt. In zentralen Lagen muss man für einen Quadratmeter Wohnfläche 50.000 US-Dollar (US$) und mehr zahlen. Selbst kleine Apartments sind daher Millionenobjekte und sogar für gutverdienende Mittelschichthaushalte kaum noch zu bezahlen.
Die längste Brücke Chinas - mehr als 30 Kilometer lang - zwischen Hongkong und Macau beziehungsweise Zhuhai soll Ende 2018 eröffnet werden. Sie ermöglicht eine rasche Erreichbarkeit der Insel Hengqin für die Hongkonger. Die Bewohner Macaus haben es da noch einmal einfacher. Sie können praktisch zu Fuß die per Landbrücke angrenzende Insel erreichen.
Laut offiziellen Angaben hat die Insel zum Frühjahr 2018 bereits 975 Investoren aus Hongkong angezogen. Die empfangenen Gelder summierten sich dabei auf umgerechnet fast 17 Milliarden US$. Die Behörden erwarten, dass in den nächsten 20 Jahren insgesamt 125 Milliarden bis 160 Milliarden US$ nach Hengqin fließen werden.
Das meiste Geld soll von privaten Kapitalgebern kommen. Ein Investor ist zum Beispiel die Lai Sun Group aus Hongkong, die auf Hengqin das Projekt Novotown umsetzt. Es handelt sich dabei um ein Kultur- und Unterhaltungszentrum. Unter anderem wird es ein Hyatt Regency Hotel beherbergen.
Zwar werden die meisten Bauprojekte federführend von Hongkonger und chinesischen Unternehmen umgesetzt, doch gibt es bei der anschließenden Ausstattung der Gebäude umfangreiche Zuliefermöglichkeiten auch für deutsche Anbieter. "Made in Germany" ist in der Region durchaus gefragt.
So besteht eine hohe Nachfrage nach Aufzugs-, Brandschutz, Schalt-, elektronischer Zugangs- und Beleuchtungstechnik. Die geplanten Hotels und Restaurants benötigen zudem moderne Großküchengeräte und Badezimmerausstattungen. Auch im Bereich Wasserver-und -entsorgung ergeben sich Absatzpotenziale.
Bezeichnung | Internetadresse | Anmerkung |
Hengqin Government | http://en.hengqin.gov.cn/Env/About/list.shtml | Verwaltung der Sonderwirtschafszone; viele Informationen nur auf Chinesisch |
Novotown (Lei Sun Group) | http://www.novotown.com.cn | Unterhaltungszentrum; Baubeginn 2015 und geplante Fertigstellung 2018 |
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